Crazies
- Regie:
- George A. Romero
- Jahr:
- 1973
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- The Crazies
1 Review(s)
01.12.2005 | 21:21Pünktlich zum Kinostart von "Land Of The Dead", dem aktuellen Film vom Urvater des Zombie-Genres George A. Romero, legte e-m-s mit "The Crazies" einen Klassiker des Meisters neu auf. Allerdings hätte man sich für meinen Geschmack durchaus etwas mehr Mühe mit der Aufmachung geben können: Die DVD bietet keinerlei Extras (ich weigere mich, zwei Trailer und eine mickrige Slideshow als solche zu bezeichnen) und wird diesem Film eigentlich überhaupt nicht gerecht, zumal dies auch noch die erste deutschsprachige DVD-Auswertung ist. In diesem Zusammenhang ist beispielsweise die UK-Version von Anchor Bay deutlich üppiger bestückt. Nun, gut …
Story:
Nahe der Kleinstadt Evans City stürzt ein Militärflugzeug, das einen experimentellen, bakteriologischen Kampfstoff an Bord hat, ab und verseucht damit das Grundwasser. Dem schon kurze Zeit später anrückenden Militär gelingt es jedoch nicht, die Verbreitung des Krankheitserregers zu verhindern, so dass bald darauf fast die gesamte Bevölkerung des Ortes infiziert ist.
Kritik:
"The Crazies" ist düster. Sehr düster. Und im Gegensatz zu einem Film wie Wolfgang Petersens "Outbreak" aus dem Jahr 1995, der eine ähnliche Ausgangssituation hat, um ein vielfaches deprimierender. Ist das Werk des Deutschen letztlich eine Hofierung des Militärs, das nur ganz vorsichtig Kritik übt, damit man nicht Gefahr läuft, die "Popcorn-Tauglichkeit" des Stoffs zu gefährden, hält sich Romero absolut nicht zurück. Wie auch in seinen Zombie-Filmen skizziert der Regisseur dabei ein sehr pessimistisches Szenario. Einerseits übt er scharfe Kritik an einer Regierung, die sich der Entwicklung von biologischen Waffen verschrieben hat, ohne diese auch nur ansatzweise kontrolliert einsetzen zu können bzw. überhaupt eine Ahnung von den Konsequenzen zu haben, und andererseits stellt er das Militär und all seine Befehlsketten, die viel zu lang sind, um im Fall von größeren "Komplikationen" ein zeitnahes Handeln zu ermöglichen, an den Pranger. In diesem Zusammenhang spricht die Darstellung der Eingreiftruppe, welche die Krisensituation in Evans City bewältigen soll, absolut für sich: Das äußerst brutale und vor allem willkürliche Vorgehen gegen die Bevölkerung der Kleinstadt lässt sie als eine Art Rambo-Einheit ohne jedes Gefühl für die Situation der Einwohner erscheinen. "Erst schießen, dann fragen." lautet das Motto. Dabei hat der Erfolg der Mission oberste Priorität. Letztlich führen sie natürlich nur Befehle aus, aber sind in ihrem Handeln für die Menschen eine ebenso große Bedrohung wie der Krankheitserreger selbst. Was bleibt, ist eine "Gewalt erzeugt Gegengewalt"-Situation, die einen Teil der mit dem Gehirn zersetzenden Erreger infizierten Bevölkerung sich mit gleicher Brutalität zur Wehr setzen lässt. An dieser Stelle würde mich mal interessieren, welche Kriterien bei der FSK mittlerweile angelegt werden, dass ein alles andere als zimperlicher Film wie "The Crazies" eine 16er-Freigabe erhält. Denn vor allem die Kombination aus Inhalt und optischer Umsetzung ist härter als neunzig Prozent aller Splatterfilme, die sonst gerne an den Pranger gestellt und total zusammengekürzt werden. Daher würde ich die Jugendtauglichkeit des von George A. Romero in "The Crazies" beschriebenen, (sehr realistischen) kriegsähnlichen Zustands eher bezweifeln. Der Streifen wirkt doch – auch heute noch – um einiges länger nach als beispielsweise der zu Anfang erwähnte "Outbreak", wo man das Gesehene nach dem Abspann bereits wieder vergessen bzw. verarbeitet hat.
Wer mit George-A.-Romero-Filmen noch nie in Berührung gekommen ist, dem sei noch gesagt, dass man keine Öchzig-Millionen-Dollar-Hochglanz-Produktion erwarten darf, und das gilt für "The Crazies" noch mehr als für "Dawn Of The Dead" und "Day Of The Dead". Aber diese aufgrund des niedrigen Budgets leicht schmuddelige Atmosphäre bzw. Optik unterstützt nur noch die Wirkung des Streifens um die eskalierende Situation in Evans City.
Im Schauspielbereich bietet "The Crazies" natürlich ebenfalls nicht die ganz hohe Kunst, da ab und zu doch etwas arg bemühtes Overacting das Geschehen bestimmt (speziell bei den immer mehr dem Wahnsinn verfallenden Einwohnern); aber abgesehen davon agiert das Ensemble durchaus glaubwürdig.
"The Crazies" ist letztlich einer der wenigen Filme im Schaffen Romeros, der qualitativ mit der Zombie-Trilogie (die mittlerweile mit "Land Of The Dead" Zuwachs bekommen hat) mithalten kann. Unbequem, bedrückend und sehr sehenswert!
- Redakteur:
- Oliver Schneider