Harry Potter und der Feuerkelch
- Regie:
- Mike Newell
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Fantasy
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Harry Potter and the Goblet of Fire
2 Review(s)
12.04.2006 | 09:51Nun ist vor kurzem also auch der vierte Film der Harry-Potter-Reihe auf DVD erschienen. Und obwohl ich eigentlich nicht viel von Buchverfilmungen halte, habe ich mir den Film angesehen.
Inhalt:
Ich denke, bezüglich des Inhalts kann ich mich kurz fassen, denn wer nicht erklärter Harry-Potter-Hasser ist, hat entweder das Buch gelesen, oder den Film bereits im Kino gesehen.
Harry besucht mit den Weasleys und Hermine die Quidditch-Weltmeisterschaft, bei der es zu einem ernsthaften Zwischenfall kommt. Am Ende steht das Dunkle Mal am Himmel. Zurück in der Schule erfahren die Schüler von Hogwarts, dass das Quidditch-Turnier dieses Jahr zugunsten des Trimagischen Turniers zwischen den Zaubererschulen Hogwarts, Beauxbatons und Durmstrang ausfällt. Zu Harrys Entsetzen spuckt der Feuerkelch seinen Namen aus, und Harry ist gezwungen, als Champion daran teilzunehmen. Mit Hangen und Würgen kämpft er sich durch die Aufgaben, nur um am Ende auf einem Friedhof Voldemort zurückkehren zu sehen!
Zur Crew:
Regie führte diesmal Mike Newell, der unter anderem auch "Mona Lisas Lächeln" und "Donnie Brasco" gedreht hat. Die Musik stammte zum ersten Mal von Patrick Doyle, bekannt aus der King-Verfilmung "Needful Things" bzw. "In einer kleinen Stadt".
Meine Meinung:
Es ist natürlich klar, dass ein dickes Buch von nahezu achthundert Seiten sich nie und nimmer in einem Film unterbringen lässt - nicht einmal, wenn dieser Überlänge hat. Dass in diesem Fall weder die Dursleys noch die Hauselfen oder Ludo Bagman vorkamen und Sirius und Rita Kimmkorn schwer vernachlässigt wurden, war also nicht überraschend. Mit so etwas hatte ich gerechnet, und meine Erwartungen von vorn herein ziemlich niedrig gehalten. Trotzdem hat der Film es noch geschafft, mich zu enttäuschen, und zwar in vielerlei Hinsicht.
Das betraf zunächst einmal die Charaktere. Aus der vorurteilslosen und sachlichen Hermine, die mit Krum einfach nur befreundet ist wie mit Harry auch, wurde ein alberner, kichernder Backfisch gemacht, der nach dem Ball Ron hinterherheult, weil dieser ein paar dumme Bemerkungen gemacht hat! Und Dumbledore muss seit neuestem brüllen, damit man ihm zuhört, und geht persönlich Leuten mit der Hand an die Gurgel, als wäre er nicht der mächtigste lebende Zauberer der Welt sondern ein Hooligan!
Natürlich ist mir bewußt, daß künstlerische Freiheit sich niemals genau an die literarische Vorlage hält. In diesem Fall hätte ich allerdings erwartet, dass man sich zumindest an das hält, was die ersten drei Filme vorgegeben haben! Man kann doch einen Charakter nicht einfach mittendrin so radikal verändern, wie es hier geschehen ist! Das ist einfach unpassend.
Enttäuscht war ich auch von der so hochgelobten Clémence Poésy, von der es hieß, sie würde die Art der arroganten und schnippischen Fleur aus der Vorlage komplett ausfüllen. Das kann ich nicht bestätigen. Ein geschmeicheltes Lächeln passt nicht zu jemandem, der Lob eigentlich als Selbstverständlichkeit ansieht. Da hatte ich mehr Ausdrucksstärke erwartet.
Brendan Gleeson hat, wie ich fand, seine Sache als "Moody" ziemlich gut gemacht. Nicht mehr ganz so gelungen fand ich den Übergang am Ende, als der Vielsafttrank seine Wirkung verlor und "Moody" wieder zu Barty jr. wurde. Da fehlte ein wenig die Intensität. "Moodys" Nervosität auf der Suche nach Nachschub war gut gemacht, aber der Wahn, der in seinen Fragen an Harry über die Ereignisse auf dem Friedhof hätte durchklingen sollen, hat mir etwas gefehlt.
David Tennant dagegen hat eben diesen Fanatismus hervorragend rübergebracht. Nur das Zucken mit der Zunge empfand ich als übertrieben.
Besonders enttäuscht war ich allerdings von der Darstellung Voldemorts. Trotz der gelungenen Maske strahlte dieser gefährlichste Zauberer der Welt überhaupt nichts Bedrohliches aus. Im Gegenteil, sein Herumgehüpfe zwischen seinen Todessern empfand ich als lächerlich, und seine Stimme klang affektiert wie die eines Jahrmarktzauberers. Nur einen kurzen Moment lang, als er Harrys Stirnnarbe berührt, wirkt er wirklich wie das personifizierte Böse, das er eigentlich sein sollte.
Ich muß allerdings dazusagen, daß ich die genannten Kritikpunkte in diesem Fall nicht den Schauspielern zuschreibe! Die Darstellung der alten Riege war von gewohnter Qualität. Ralph Fiennes Potential zeigte sich in der kurzen Sequenz mit Harrys Stirnnarbe, das von Clémence Poésy auf dem Filmplakat. Ich bin sicher, unter anderer Regie hätten sie dieses Potential stärker ausspielen können, und vielleicht wäre uns dann auch der Bruch in den bereits bekannten Charakteren erspart geblieben... Ich hoffe, für Teil fünf suchen sie sich einen anderen Regisseur.
Auch die Handlung ließ einiges zu wünschen übrig! Zunächst einmal wurden einige Stellen radikal zusammengeschnitten. Einerseits unumgänglich, andererseits frage ich mich schon, ob die Reste wirklich so lieblos zusammengestückelt werden mussten! Die Anfangsszene in Voldemorts Elternhaus, der Weg zur WM, die WM selbst und die Ereignisse danach bis hin zur Ankunft der ausländischen Gastschüler waren einfach nur eine lose, unmotivierte Aneinanderreihung von Ereignissen, ohne dass diese in irgendeinen Zusammenhang gesetzt worden wären.
Aus diesen massiven Streichungen ergaben sich zwangsläufig auch logische Fehler! Da wäre zum Beispiel das Auftauchen von Barty Crouch jr. gleich am Anfang des Films zu nennen. Das Weglassen sämtlicher Zusammenhänge - dass sein Vater ihn der Mutter zuliebe aus Askaban herausgeschmuggelt und unter dem Imperius-Fluch gehalten hat - macht einen Ausbruch zur Bedingung. Das hätte man aber gemerkt! Vor allem nach dem Aufstand, den Sirius' Flucht verursacht hat! Und woher hätte Barty jr. einen Zauberstab haben sollen, wenn der Diebstahl an Harry völlig weggelassen wurde? Ohne Zauberstab aber kein Dunkles Mal am Himmel...
Die Ereignisse nach der WM selbst waren ebenfalls etwas befremdlich! Im Film wird ein Brand und eine Massenpanik dargestellt, die nie statt gefunden hat, wahrscheinlich, weil man die menschenverachtende Szene mit den Muggeln nicht bringen wollte, was ich auch in Ordnung finde. Nur, so wie Barty jr. da in den Trümmern steht und das Dunkle Mal beschwört, könnte man meinen, der Tumult wäre auf seinem Mist gewachsen. Das passt weder zum Original - dort war Barty zu diesem Zeitpunkt noch bei seinem Vater und das Mal eine Trotzreaktion gegen die randalierenden Todesser - noch zum Film - denn da war Barty zu diesem Zeitpunkt bereits wieder in Voldemorts Diensten, und Voldemort wollte mit Sicherheit keine Aufmerksamkeit auf sich lenken! Bartys frühes Auftreten ist also völlig sinnlos!
Ich gehe sogar so weit zu sagen, alles, was vor den Geschehnissen in Hogwarts war - mit Ausnahme der Anfangsszene - war sinnlos, denn es hatte keinerlei Auswirkungen auf die spätere Handlung des Films, die sich fast völlig auf das Trimagische Turnier konzentriert, sodass es vielleicht besser gewesen wäre, man hätte die Ereignisse um die Weltmeisterschaft komplett weggelassen!
Ein weiteres Beispiel für einen logischen Bruch aufgrund massiver Kürzung ist die Sache mit Crouch sen.: Im Film wird Crouch tot aufgefunden, so sieht es zumindest aus. Es wird aber nicht erklärt, warum ihn jemand umbringen sollte! Und ohne diese Erklärung, ohne den Hinweis, dass Bartys Vater inzwischen unter Voldemorts Imperius-Fluch steht und kurz davor ist, alles zu verraten, ist der Mord widersinnig, denn er erregt nur unnötige Aufmerksamkeit! - Was im Film aber widerum nicht stört, denn im weiteren Verlauf wird das einfach unter den Tisch fallen gelassen! Wen kümmert schon eine Leiche im Wald, selbst wenn sie ein Schiedsrichter des Trimagischen Turniers ist??
Logikfehler ergaben sich aber auch durch unnötige Veränderungen der Vorlage: Da jagt bei der ersten Trimagischen Aufgabe der Drache, der eigentlich angekettet sein sollte, Harry einmal über das komplette Schlossgelände, und keiner tut was dagegen! Selbst, wenn sämtliche Anwesenden der Meinung wären, Harry müsste die Trimagische Aufgabe allein lösen, so können sie doch unmöglich verantworten, dass ein Drache frei in der Gegend rumfliegt! Auch hier bin ich der Meinung, künstlerische Freiheit sollte etwas genauer auf ihre Grenzen achten!
Ganz offensichtlich hatte Steven Kloves diesmal massive Schwierigkeiten, die nicht nur längere sondern auch weit vielschichtigere Vorlage in ein sinnvolles und logisch richtiges Drehbuch umzuwandeln! Für Teil fünf wird er sich wohl nochmal etwas kräftiger ins Zeug legen müssen, denn der ist noch länger!
Technisches:
Der Ton wird mit DD 5.1 angegeben, sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch, Bildformat 16:9.
Zu Ton- und Bildqualität nur so viel: Mir ist nichts Störendes aufgefallen.
Was die Tricktechnik angeht, bin ich nur wenig versiert. Ich halte mich hier deshalb eher zurück. Nur so viel: Die Animation von Krum, als er im See an Harry vorbeischwimmt, um Hermine loszumachen, schien mir etwas zweifelhaft. Gut gefallen haben mir dagegen der Entwurf des Dunklen Mals und das Priore Incantatem zwischen Voldemorts und Harrys Zauberstab. Aber die Potter-Filme gehören ja nun auch nicht gerade zu denen, die man wegen ihrer genialen Special-Effects anschaut wie zum Beispiel Matrix. Ich selbst bin da auch nicht übermäßig anspruchsvoll. Gute Animation rettet einen Film mit schwacher Handlung auch nicht mehr!
Die Extras sind wegen der massiven Überlänge des Films von 151 Minuten auf einer zusätzlichen DVD untergebracht, die ich nicht habe. Zu Dingen wie Making Off und Ähnlichem kann ich deshalb leider nichts sagen. Dafür ist der Film selbst mit einer wahren Flut an Sprachen und Untertiteln ausgestattet.
Fazit:
Waren die ersten drei Potter-Verfilmungen zumindest noch erträglich, so ist diese hier bestenfalls als schlecht zu bezeichnen. Durch die rigorosen Streichungen ging der größte Teil des Flairs verloren, die überstürzte Flut von zusammenhanglosen Szenen am Anfang wirkt konfus und hat keinen Bezug zum restlichen Film, das Potential der neuen Charaktere wurde nicht voll ausgeschöpft und alte Charaktere sogar verzerrt. Dazu kamen unzählige Kleinigkeiten, die mich den Kopf schütteln ließen und die ich hier nicht erwähnt habe. Ich glaube wirklich nicht, dass die Verfilmung des nächsten Potter-Bandes unter diesen Vorzeichen sinnvoll ist! Natürlich wird man ihn trotzdem verfilmen! Aber vielleicht sollte man einen Zweiteiler draus machen?
Ne, Scherz beiseite: Ich persönlich rate davon ab, diesen Film anzuschauen. Er ist wirklich enttäuschend! Mein Rat: Wer unbedingt Wert auf eine andere Variante als das Buch legt, der kaufe sich das Hörbuch! Rufus Beck steckt diesen Film locker in die Tasche und das ganz allein und nur per Ton!
- Redakteur:
- Birgit Lutz
Dunkle und schwere Zeiten stehen bevor ...
Das Gute daran allerdings ist, dass nach dem erst im Oktober erschienenen und sehnlichst erwarteten sechsten Band von J. K. Rowling, "Harry Potter und der Halbblut-Prinz", das Warten aller Fans auf eine Fortsetzung der filmischen Umsetzung von Harry Potter zunächst ein Ende hat: Denn nun erscheint der vierte Teil von Harry Potter auf den deutschen Leinwänden. "Harry Potter und der Feuerkelch" erzählt von Harrys viertem Jahr in der legendären Zaubererschule Hogwarts. Und es wird ein ganz besonderes Jahr, denn zum ersten Mal seit vielen Jahren soll das Trimagische Turnier, ein internationaler Wettkampf verschiedener Zauberschulen, wieder stattfinden. Drei Kämpfer, deren Namen vom magischen Feuerkelch erwählt werden, treten dabei gegeneinander an. Doch obwohl Harry das Mindestalter noch nicht erreicht hat, wird er auf geheimnisvolle Weise für diesen gefährlichen Wettbewerb ausgewählt. Unterdessen verdichten sich die Anzeichen auf eine Zunahme der dunklen Macht ...
Unter der Regie des bekannten englischen Regisseurs Mike Newell ("Vier Hochzeiten und ein Todesfall", "Donnie Brasco", "Mona Lisas Lächeln" ), der Chris Columbus vom 1. und 2. respektive Alfonso Cuaron vom 3. Teil ersetzte, erhielt der vierte Teil des magischen Märchen eine ganz neue Klasse. Erstmalig hat "Harry Potter" hier einen englischen Regisseur. Die musikalische Untermalung wurde von niemand Geringerem als Patrick Doyle übernommen, der bereits Filmen wie "Bridget Jones" oder "Sense and Sensibility" den letzten Schliff verpasste. Er ersetzte damit den Großmeister John Williams.
Grandiose Effekte, und eine Riesenportion Spannung halten die Zuschauer vom Anfang bis zum furchteinflößenden Ende in Atem.
Allerdings mussten auch Abstriche gemacht werden. So hält sich das Drehbuch von "Harry Potter und der Feuerkelch" nicht allzu sehr an das literarische Original. Zudem wurden einige wichtige Szenen zugunsten effektlastiger Einstellungen schmerzhaft gekürzt oder gar ganz weggelassen – zum Beispiel die im Buch sehr detailliert beschriebene Quidditch-Weltmeisterschaft, die Harry mit den Weasleys besucht. Für Filmbesucher, die die Harry Potter-Bücher nicht gelesen haben, führt das zwar zu keinem Verständnisverlust der Geschichte, dürfte aber eingefleischten Fans etwas bitter aufstoßen. Einige wichtige Charaktere - etwa die der anderen Teilnehmer des Trimagischen Turniers - werden leider zu stark in den Hintergrund gedrängt und können sich nicht wie im Buch angemessen entfalten.
Das alles ändert jedoch nichts daran, dass Daniel Radcliffe als Harry Potter, Emma Watson als Hermine und Rupert Grint als Ron schauspielerisch in jeglicher Hinsicht überzeugend in ihren Rollen auftreten. Gerade bei den drei Letztgenannten spürt man, wie sehr sie inzwischen in ihre Rollen hineingewachsen sind. Brillant wie immer agieren natürlich auch Alan Rickman in seiner Rolle als Proffessor Snape und Dame Maggie Smith als Professor McGonagall. Erstmals nimmt auch Lord Voldemort Gestalt an, und zwar in Form von Ralph Fiennes (u. a. "Schindlers Liste", "Der englische Patient"). Seine Erscheinung ist wahrhaft furchteinflößend, so viel sei vorab verraten ...
Alles in allem ist der vierte Teil durchaus gelungen und die visuelle Umsetzung hervorragend. Zweieinhalb Stunden Kinogenuss pur sind garantiert!
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- Redakteur:
- Katrin Debes