Baron Blood
- Regie:
- Mario Bava
- Jahr:
- 1972
- Genre:
- Horror
- Land:
- Italien/Deutschland
- Originaltitel:
- Gli orrori del castello di Norimberga
1 Review(s)
20.11.2005 | 09:26In der ganzen Reihe der Horror-Streifen von Mario Bava ist "Baron Blood" sicherlich einer der schlechtesten Vertreter, was größtenteils (oder ausschließlich?) daran liegt, dass es dem Meister hier nicht gelungen ist, mit seinen kontrastreichen Bildern diese schaurige Atmosphäre zu erzeugen, die er mit seinen Gothic-Frühwerken erzielen konnte. Zwar tendierte Bava hier wieder in Richtung seiner eigenen Wurzeln, aber dieser 1972 entstandene Film bleibt im Bezug auf Handlung, Spannung und Stimmung leider überraschend flach.
Story:
Nach erfolgreich abgeschlossenem Studium kehrt Peter von Kleist zurück nach Österreich, um bei der Versteigerung des Schlosses seiner Vorfahren mit von der Partie zu sein. Das mysteriöse Schloss ist damals in Verruf geraten, weil der Baron von Kleist vor langer Zeit Menschen dort zu Tode gefoltert hat.
Aus reinem Spaß heraus beschwören Peter und seine neue Bekanntschaft Eva beim Studieren eines Buches den Geist des Barons, ohne dass sich die beiden Gedanken über eventuelle Folgen machen - schließlich glauben sie nicht wirklich an die übersinnliche Wirkung ihrer Beschwörung. Doch dann kommen einige Menschen auf seltsame Weise ums Leben, und Peter und Eva sehen die Ursache hierfür ganz klar in der Rückkehr von Otto von Kleist.
Als das Schloss schließlich versteigert wird, schreckt der an den Rollstuhl gefesselte Alfred Becker dennoch nicht davor zurück, ein hohes Gebot abzugeben und erwirbt das Anwesen schließlich auch. Ab dem Moment, in dem der seltsame Herr Becker in das Schloss einzieht, häufen sich die mysteriösen Vorfälle auf dem Sitz des verstorbenen und möglicherweise wiedergekehrten Barons ...
Meine Meinung:
Zunächst einmal möchte ich einige Worte zur Umsetzung dieses Streifens verlieren. Hier beginnen nämlich schon die gravierenden Mängel, die man in dieser Art von den Bava-Produktionen gar nicht gewohnt ist. So ist zum Beispiel die deutsche Synchronisation des Filmes ein ständiges Ärgernis. Um auch immer schön die Stimme mit den dazugehörigen Lippenbewegungen erklingen zu lassen, stocken die Sprecher in ihren Sätzen immer wieder und lassen so manchen Dialog sehr verkrampft erscheinen. Gerade die Parts von Alfred Becker weisen dieses Manko ziemlich häufig auf und zerstören jegliche verbliebene Atmosphäre, weil es fast schon lächerlich erscheint, was dabei herumkommt. Also habe ich mich dafür entschieden, den Film in der englischen Fassung anzuschauen, jedoch klingt hier dann der Ton noch dumpfer als in der Muttersprache, so dass man schon ziemlich frustriert abwägen muss, was man lieber in Kauf nehmen möchte.
Ganz davon abgesehen, ist "Baron Blood" aber auch sonst nur recht dröges Horror-Kino. Bis auf Elke Sommer in der Rolle der Eva agieren die Schauspieler allesamt ziemlich schwach, speziell Antonio Cantafora als Peter von Kleist. Überhaupt wirken die Akteure auch ziemlich unmotiviert und leben ihre Rolle gar nicht. Schaut man sich im Gegensatz dazu zum Beispiel mal einen Christopher Lee an, der in anderen Bava-Produktionen Meisterleistungen abliefert, kann man hier nur mit dem Kopf schütteln.
An sich hätte die Geschichte allerdings durchaus Potenzial gehabt. Die Idee ist zwar nicht sonderlich originell, aber aus der Materie hätte man ganz bstimmt einen spannende Horror-Streifen machen können, was der Regisseur hier aber von Anfang an nicht hinbekommen hat. Mittendrin gibt es zwar einige Stellen, die aufhorchen lassen (so zum Beispiel der qualvolle Tod des Hausmeisters Fritz), aber es pasiert einfach viel zu selten, dass man hier beeindruckt wird. Ein 'richtiger Bava' ist "Baron Blood" daher definitiv nicht!
Es verwundert am Ende auch kaum, dass die Aufarbeitung ähnlich durchschnittlich ist. Das Bild ist teilweise doch sehr stark verwaschen, und ganz besonders in den düsteren Szenen innerhalb der Schlossmauern kommen die Kontraste kaum zur Geltung. Ein recht auffälliges Bildrauschen begleitet den Film zudem ständig und macht auch aus der rein visuellen Erscheinung keinen Genuss. Im Hinblick auf den Ton sieht das Fazit ähnlich aus: sehr schwache Synchronisation, ein überaus dumpfer Gesamtklang und auch keine Ausweichmöglichkeit zur englischen Tonspur.
Dafür sind aber zumindest die Extras sehenswert. Hauptdarstellerin Elke Sommer redet hier in einem halbstündigen Interview über ihre Zusammenarbeit mit Mario Bava und gibt dabei einige nette Anekdoten preis. Außerdem gibt es noch eine kurze Dokumentation über die Kulisse und hier im Speziellen über das Schloss, auf dem der Film gedreht wurde, sowie das gewohnt informative Booklet, das ja bei den Klassiker-Re-Releases von e-m-s mittlerweile schon zum guten Ton gehört.
Fazit:
Normalerweise kann man ja bei den Filmen von Mario Bava blind zugreifen, und im Falle der DVD-Kollektion, bei der ja alleine schon die schmucken Boxen mit den kultigen Covers einiges hermachen, ist der Anreiz noch größer. "Baron Blood" stellt diesbezüglich jedoch eine Ausnahme dar und wird dem hohen Qualitätsstandard dieses Regisseurs in keiner Weise gerecht. Dementsprechend ist der dritte Film der Reihe auch nur für Komplettsammler interessant. Mir persönlich hat das Gesehene jedenfalls nicht besonders zugesagt.
- Redakteur:
- Björn Backes