Broadcast Killer
- Regie:
- Ulrich Meczulat
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Action
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
14.11.2005 | 08:30Nach dem recht zwiespältig aufgenommenen "Der Teufel von Rudow" hat Ulrich Meczulat jetzt auch schon wieder eine neue bizarre Produktion am Start, die in diesem Falle voller oberflächlich dargestellter aber sehr gut symbolisierter Gesellschaftskritik steckt. In "Broadcast Killer" analyisert der Regisseur die Faszination der Deutschen für die einschlägigen Reality-Shows und hat seine eigene Vision einer solchen Show nun in einem blutigen Inferno enden lassen. Ähnlich wie bei "Der Teufel von Rudow" neigt Meczulat dazu, maßlos zu übertreiben, verdeutlicht aber gerade dadurch, wie plump das deutsche Fernsehen und wie abgestumpft große Teile seiner Zuschauer mittlerweile schon sind.
Story:
Vier junge und recht attraktive Menschen werden für die TV-Live-Show "Have A Life" erfolgreich gecastet und sollen sich nun gemeinsam durch die Wildnis schlagen. Um als Sieger hervorzugehen, müssen die Beteiligten all ihre Reize spielen lassen, aber auch Teamgeist und Humor zeigen - die Einschaltquoten müssen ja stimmen! Alles scheint prima zu funktionieren, bis dann plötzlich ein Geistesgestörter auftaucht, der die hübsche Sonja in seine Gewalt bringt und mit einem Messer bedroht. Jetzt sind die Mitspieler erst recht gefragt. Jeder hat eine andere Methode im Hinterkopf, um Sonja zu befreien. Elke hält die Sache beispielsweise nur für einen Trick der Initiatoren und möchte abwarten, bis sich die Angelegenheit von alleine auflöst. Der heißblütige Dirk hingegen ist fest entschlossen, den Typen umzubringen, zumal es sich bei der Geisel um seine Exfreundin handelt. Tim hingegen ist komplett anders eingestellt und glaubt, dass sich die Situation durch Diskussionen entschärfen lässt. Der geforderte Teamgeist ist komplett über den Haufen geworfen, und das verbliebene Trio kommt keinen Schritt weiter - und Sonjas Lage wird in den Händen des Psychopathen immer bedrohlicher ...
Bewertung:
Mit "Broadcast Killer" hat sich der Regisseur im Bezug auf die verwendeten Mittel sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Der 70-minütige Streifen geht zwar recht flott vorbei, lässt einen aber auch eine ganze Weile lang nicht mehr los. Das Ergebnis: Meczulats Intention, den Zuschauer zu schocken, gleichzeitig aber auch aufzuwecken, ist vollkommen aufgegangen. Mit seinem übertriebenen Bild einer beliebten Reality-Show bricht er sämtliche Tabus, hat für dieses Projekt aber auch einige sehr talentierte Laienschauspieler gewinnen können, die die hier gebotenen Emotionen sehr gut darbieten und die hitzigen Dialoge und Streitereien mit Leben erfüllen. Ihr Talent zeigt sich besonders in dem Moment, in dem die ganze Sache entartet und die gecasteten Darsteller den kompletten Bezug zur Realität verlieren. Der kompromisslose Geiselnehmer fordert einzig und allein, dass Dirk, Elke und Tim die Show von ihrer Seite aus canceln, doch die haben sich mittlerweile so sehr in den Wahnsinn, den ihnen die Sendung bietet, hineingesteigert, dass ihnen gar nicht richtig klar zu werden scheint, in welcher Gefahr sich ihre Mitstreiterin Sonja befindet. So bedienen sie sich der Mittel, die sie aus dem TV kennen, und die könnten hilfloser (und dümmer) gar nicht sein. Sinnbildlich hierfür ist die Situation, in der das Trio plötzlich das Titellied der Show anstimmt und somit hofft, mit diesem 'Trick' den ganzen Spuk beenden zu können.
Am Ende zerfleischen sich die drei dann gegenseitig und verkörpern damit auch genau das, worum es in diesem Film geht - und das ist eine Darstellung von Menschen, die in der aktuellen Lebensrealität die wahren Probleme übersehen, weil sie nicht mal in der Lage sind, die elementarsten Schwierigkeiten zu erkennen und zu bewältigen.
So traurig das im Hinblick auf den Alltag in den deutschen Medien auch klingen mag, aber anscheinend braucht es tatsächlich solch brutaler Darstellungen, um einige Leute mal wachzurütteln und ihnen vor Augen zu führen, womit sie sich selber jeden Tag von Neuem füttern und welch niedriges Niveau die tagtägliche Berieselung eigentlich hat. Insofern ist "Broadcast Killer" auch ein sehr gelungenes Werk mit stark aufspielenden Akteuren und einem wirklich guten Thema. Gleichzeitig möchte ich auch behaupten, dass dieser Film auch Meczulats bestes Werk ist, weil das Thema hier am deutlichsten durchdringt und trotz aller (absichtlicher) Banalitäten einen tiefsinnigen Hintergrund hat.
Dies soll jedoch nicht der einzige sehenswerte Inhalt dieser DVD sein. Meczulat hat sich zum Beispiel im Making-of "How To Make A B-Movie" über die Schulter schauen lassen und gezeigt, wie dieser Psycho-Thriller entstanden ist. Dazu gibt es in den Kapiteln "Bühnenprobe des Filmes" und "Figuren-Interviews" weitere Hintergründe, die durch kurze Gespräche mit den Schauspielern ergänzt werden. Außerdem enthalten: zwei weitere Kurzfilme vom Regisseur, wobei vor allem "Flirt im Nachtbus" sehr gut gelungen ist, während "Teenschocker" ein wenig zu flott vorbeirauscht und ausnahmsweise plump wirkt. Erstgenannter behandelt übrigens ebenfalls das Thema Casting-Shows, jedoch aus einer anderen Perspektive als der Hauptfilm.
Es gibt also eine ganze Menge zu sehen auf dieser DVD, und auch wenn die bizarren Darstellungen von Ulrich Meluczat jetzt sicher nicht jedermanns Sache sind, sollte man sich trotzdem mal an die Angelegenheit heranwagen, zumal diese B-Produktion wirklich sehr gut gemacht ist.
- Redakteur:
- Björn Backes