Prom Queen - Einer wie keiner
- Regie:
- John L'Ecuyer
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Kanada
- Originaltitel:
- Prom Queen - The Marc Hall Story
1 Review(s)
08.11.2005 | 09:13Filme, in denen Homosexualität thematisiert wird, sind trotz großer Erfolge wie "Philadelphia" Anfang der Neunziger für einen großen Teil des Publikums nach wie vor Tabu. Genau dies hat sich John L'Ecuyer im letzten Jahr für seine TV-Produktion "Prom Queen" zunutze gemacht und die konservative Einstellung gegenüber der Liebe zwischen zwei gleichgeschlechtlichen Personen auf seine spezielle Weise aufs Korn genommen. Und genau aus diesem Grunde funktioniert diese Mischung aus Komödie und dem aktuellen Zeitgeist entsprechendem Drama wahrscheinlich auch so gut, denn obwohl die Handlung jetzt nicht besonders tiefsinnig ist, bietet sie dennoch beste Unterhaltung - auch für diejenigen, die dem Thema immer noch sehr unaufgeschlossen gegenüberstehen ...
Story:
Der 17-jährige Marc Hall besucht die katholische High-School in der Kleinstadt Inniston. Mit Marcs Homosexualität hat dort niemand Probleme, weil sowohl Freunde und Eltern als auch das Lehrerkollegium der Sache recht offen gegenüber stehen. Dann jedoch steht der Schulball an, und Marc will wie auch alle anderen Schüler seinen Partner mitbringen. Das geht dem konservativen Rektor allerdings zu weit, weshalb er Marc verwehrt, seinen Freund Jason als Tanzpartner für den Abschlusstanz einzuladen.
Marc wendet sich an den Schulausschuss, findet aber auch dort nur Gegenargumente, in denen die beiden Eigenschaften 'schwul' und 'katholisch' nicht zusammenpassen wollen, speziell, was öffentliche Veranstaltungen der Schule anbelangt.
Marc lässt sich aber von seinem Vorhaben nicht abbringen und kämpft gemeinsam mit seinem Anwalt und seiner Familie für sein Recht. Sofort hat der Junge das Interesse der Medien, und schneller als er gedacht hätte, ist er wieder in der Lage, seinen Gegnern an der Schule Paroli zu bieten.
Es mag sicherlich sein, dass "Prom Queen - Einer wie keiner" reich an Klischees und gespickt mit bekannten Vorurteilen von Seiten der katholischen Kirche ist. Aber der Regisseur ist hier nicht bemüht, mit allen Mitteln das strenge Bild der geistlichen Institution anzuprangern. Stattdessen will er einfach nur mit flotten Sprüchen und einer humorvollen, aber dennoch den Ernst nicht außer Acht lassenden Geschichte unterhalten, was ihm insgesamt auch blendend gelingt. Mit Aaron Ashmore ("The Skulls II") in der Rolle des jungen Hauptdarstellers hat er sich zudem einen sehr begabten Schauspieler geangelt, der seinen Part mit sehr viel Hingabe und enorm glaubwürdig spielt. Gerade in einer solchen Rolle, die man ohne die entsprechende Überzeugung kaum authentisch herüberbringen kann, zeigt sich, ob ein Darsteller etwas draufhat, und das kann ich in diesem Fall nur mit einem 'ja' beantworten.
Andererseits muss man auch klar sehen, dass der Film in Sachen Spannung bei weitem nicht das Maximum erreicht - schließlich kann sich ja jeder schon vorher ausmalen, wie die Gechichte um den homosexuellen Marc ausgehen wird. Aber dies fällt irgendwie kaum ins Gewicht, weil L'Ecuyer den perfekten Mittelweg zwischen Teenie-Komödie und gesellschaftskritischem Drama gefunden hat, ohne dabei in irgendeiner Form zu moralisieren.
"Prom Queen" basiert, das wird mit Blick auf das Extramaterial erst deutlich, auf einer wahren Geschichte. So gibt es in der Bonusabteilung einen 15-minütigen Bericht über den echten Marc Hall, der jedoch nicht sonderlich spektakuär geworden ist. Da finde ich das Text-Interview mit der Produzentin schon weitaus aufschlussreicher. Desweiteren gibt es die üblichen Extras wie Biografien der Darsteller, den Original-Trailer und diverse Trailer zu anderen Produkten von EPIX.
Bei der Aufarbeitung der DVD muss man den Machern ein großes Lob aussprechen. Das Bild ist wirklich ausgezeichnet und ohne jegliche Aussetzer. Da kann der Ton zwar nicht richtig mithalten, jedoch wird die Surround-Anlage während der Gesamtspielzeit von 88 Minuten auch kaum gefordert.
Fazit:
"Prom Queen" ist ein überraschend guter Film, der nicht darauf abzielt, auf Teufel komm raus lustig zu sein, aber auch nicht die konservative Einstellung gegen Homosexualität plakativ anprangern möchte. Das gefällt und bereichert ein viel zu sehr vernachlässigtes Genre!
- Redakteur:
- Björn Backes