Lain Vol. 1: Navi
- Regie:
- Ryutaro Nakamura
- Jahr:
- 1998
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
1 Review(s)
14.10.2005 | 08:59Ein kleines Mädchen stürzt sich vom Dach. Und schreibt danach E-Mails an seine Klassenkameraden. Auch die kleine Lain bekommt die Nachricht aus der Welt der Toten. Doch gibt es so eine Zone überhaupt? Oder kommen die Meldungen der früheren Mitschülerin nicht doch aus der künstlichen Realität des "Wired"? Es sind solche existenzielle Fragen, die in "Lain - Serial Experiments - Vol. 1: Navi" behandelt werden. Auf der DVD befinden sich die vier ersten Folgen von 13 Teilen der düsteren Serie "Lain", einem Anime, das in manchen Punkten so gar nicht dem klassischen Klischee entsprechen will, das japanischen Zeichentrick-Filmen sonst anhaftet. Denn "Lain" ist mehr, pure Anime-Kunst nämlich - und subtiler Horror, verpackt in eine minimalistische und dennoch vieldeutige Bildersprache.
So bekommt Lain nicht nur die merkwürdigen E-Mails dieses verstorbenen Mädchens. Nein, sie arbeitet sich auch immer mehr in die Tiefen des Netzes vor. Dadurch jedoch scheinen die Grenzen zwischen realer Welt und der virtuellen Hemisphäre immer durchlässiger zu werden. Seltsame Männer in schwarzen Anzügen und Sonnenbrillen tauchen auf, animierte Figuren wandeln ebenso plötzlich durch ihr Zimmer ... Ja, der Film schafft es, eine packende Spannung zu erzeugen, sei es durch das ständige Sirren von Stromleitungen oder einfach bloße Andeutungen, dass sich zwischen der "Computer"-Welt und der Realität etwas zu verschieben scheint. Eine seltsame Hacker-Organisation taucht auf. Und plötzlich scheint eine Doppelgängerin von "Lain" in Clubs herumzustreichen. Zudem kursiert im Netz ein neues Spiel, das seine jugendlichen Zocker in den Selbstmord zu treiben scheint ... Was ist nur los, fragt sich nicht nur Lain. Die Handlung zu diesen Rätseln wird betont behutsam vorangetrieben, anders als "normale" Animes wie zum Beispiel "Armitage" setzt die "Lain"-Serie nur auf erzählerische Tiefe statt auf massig Balleraction. Der Mut zahlt sich aus: Die Abenteuer des kleinen Mädchens ziehen in den Bann, sind wegen der vielen Story-Details auch mehrmals zu genießen und schreien nach den ersten vier Folgen nach der Fortsetzung. Nur eines stört: Die Folgen sind unverändert auf die DVD gepresst, was bedeutet, dass viermal derselbe Vor- und Abspann ertragen werden muss ... Ansonsten gilt: "Lain" ist ein absoluter Geheimtipp, geradezu genial!
- Redakteur:
- Henri Kramer