Department S - Season One
- Regie:
- Diverse
- Jahr:
- 1969
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Großbritannien
1 Review(s)
28.08.2005 | 09:20Die britische Film- und Fernsehgesellschaft ITV diente in den Sechzigern und frühen Siebzigern als Brustätte vieler englischer Kultserien, die auch mehrere Jahrzehnte später immer noch sehr gefragt sind. Nicht umsonst führen Reihen wie "Die 2" und "Geheimauftrag für John Drake" auch heute noch die Internet-Polls, in denen man für neue Sendetermine beliebter Serien stimmen kann, mit an. Eine der eigenwilligsten Serien von ITV war damals allerdings "Department S" mit dem exzentrischen Peter Wyngarde, einer schillernden und außergewöhnlichen Figur im britischen Fernsehen, deren schrille Optik damals echte Trends setzte. Nicht umsonst war "Department S" beim Publikum schnell ein Renner und zweifellos die beliebteste TV-Serie von ITV in Großbritannien.
Für das deutsche Publikum wurde die Serie indes teilweise als zu heikeln eingestuft. Zwar wurde der Großteil der Folgen ausgestrahlt, manche aber auch aufgrund diverser inhaltlicher Zweifel gar nicht erst synchronisiert. Mit heutigen Standards verglichen, ist diese Entscheidung natürlich als lächerlich zu bewerten, aber vor 35 Jahren sah das wohl noch anders aus ...
Wie auch immer, im Jahre 2005 hat man auch hierzulande die Chance, die Ermittlungen des "Department S", einer von Interpol eingeführten Spezialpolizei für bizarre Fälle, zu verfolgen, denn Koch Media hat nun die erste von zwei Staffeln als schmuckes 4-DVD-Set auf den Markt gebracht und sämtliche 14 Episoden dem deutschen Publikum zugänglich gemacht. Leider (oder glücklicherweise?) hat man dabei die beiden englischen Episoden "A Cellar Full Of Silence" (Teil 3) und "The Shift That Never Was" (Teil 13) nicht nachträglich synchronisiert, sondern sie stattdessen mit Untertiteln versehen. So behalten auch diese Episoden ihren ureigenen Charme, dessen Ausstrahlung aber bei "Department S" überhaupt ziemlich genial ist.
Das Besondere an dieser Serie sind vor allem die ziemlich eigenwilligen Charaktere und in erster Linie natürlich der von Peter Wyngarde verkörperte Jason King. Sein ungewöhnliches Äußeres, sein seltsamer Wortwitz und sein überzogenes Selbstbewusstsein haben Wyngarde besonders in dieser Rolle zu einem der schillernsten Darsteller der gesamten britischen TV-Geschichte gemacht, und diesen Ruf konnte Wyngarde sogar in der eigenen Reihe "Jason King" (die übrigens auch gerade neu aufgelegt wurde) noch weiter ausbauen. Seine Weggefährten sind aber nicht weniger charismatisch. Die verführerische Computerexpertin Annabelle Hurst (Rosemary Nichols) als die stille Anführerin der Spezialeinheit sowie der nicht gerade zimperliche Amerikaner Stewart Sullivan (Joel Fabiani) geben mit Vorzeige-Playboy Jason King ein wunderbares Gespann ab, dessen Dialoge untereinander einer gewissen Komik nicht entbehren. Vor allem die charmanten Wortgefechte zwischen King und Annabelle sind einzigartig und äußerst komisch, doch auch der generelle Umgang zwischen King und seinem Umfeld ist ein echtes Vergnügen, auch wenn es dem schnauzbärtigen Agenten manchmal etwas sehr leicht zu fallen scheint, die Frauen herumzukriegen ...
Der Inhalt der Serien wird aber von den starken Charakterschauspielern nicht überstrahlt, denn die mysteriösen Fälle bieten in jeder einzelnen Folge ausreichend Spannung und manchmal auch geniale Wendungen. Außerdem ist "Department S" vom Erscheinungsbild auch das genaue Gegenteil der recht trockenen amerikanischen Pendants aus dieser Zeit. Die Darsteller sind lebendig, die Handlung verläuft nienmals nach demselben Schema, sondern birgt auch immer wieder Überraschungen, und der Themenbereich der Ermittlungen ist auch fernab gängiger Standards. Hinzu kommt, dass man trotz mysteriöser Fälle nie ins Übersinnliche abdriftet und immer auf dem Boden der Realität bleibt, was "Department S" ziemlich natürlich macht. Trotzdem darf man sich in manchen Folgen gruseln, auf der anderen Seite dann aber auch wieder von einem trockenen Spruch seitens Kings wieder in breites Grinsen versetzen lassen. Bestes Beispiel ist die Szene in einer Episode, in der King auf der Suche nach einem Wischmob die Zote loslässt: "Die Möpse sind auch nicht mehr das, was sie vor dem Krieg waren." Kult!
Zusammengefasst hat die Serie also von allem etwas: Witz, Charme, Komik, Spannung, Action und zusätzlich auch viele Klischees, welche die damalige Zeit nahezu perfekt symbolisieren. Kein Wunder also, dass "Department S" seinerzeit so beliebt war und es heute bei vielen Nostalgikern immer noch ist. Daher ist der Release dieser DVD-Box natürlich auch ein echter Glücksfall, der von Koch Media auch spitzenmäßig umgesetzt wurde. Wie die Serie selbst, so ist das Cover eine Verbindung aus bunten Farben und einer unscheinbaren Abbildung, eben eine Mischung, die so erst mal gar nicht zusamenpassen will, nach dem Betrachten der einzelnen Folgen aber - so stellt man selber fest - auch genauso sein muss. Die Aufmachung selber ist auch gelungen; die vier Discs sind in ein schönes Digibook mit Postkarten-ähnlichen Bildern gepackt, dazu gibt es ein achtseitiges Booklet mit einigen Hintergrundinformationen. Wirklich gut gemacht!
Vom Bild und Ton hingegen sollte man jetzt nicht das Optimum erwarten, aber immerhin sind die einzelne Episoden auch schon 36 Jahre alt. Dafür ist das Ganze dann aber doch relativ gut übertragen worden, wobei gerade das einprägsame Titellied mit dem etwas raueren Ton sehr gut rüberkommt. Dafür muss man beim Bild einige Rauscheffekte und auch diverse blasse Farben hinnehmen, was bei der bunten Ausstrahlung der Hauptdarsteller manchmal schon ein bisschen schade ist, dem Vergnügen aber keinen Abbruch tut. Vergleichbar ist das Ganze mit den Produktionen der britischen Hammer-Studios, und wie es der Zufall so will, haben auch diverse Regisseure dieser Studios an "Department S" mitgewirkt. Koch Media haben jedenfalls das Beste aus der Serie herausgeholt, und dafür gilt der Firma ein dickes Lob. 39,99 € als unverbindliche Preisempfehlung mögen für vier Silberlinge vielleicht abschreckend wirken, aber wenn man mal ehrlich ist, dann ist diese Box auch jeden einzelnen Cent wert, nicht zuletzt, weil sie ein wichtiges Stück britischer Fernsehgeschichte dokumentiert. Und bei fast 700 Minuten Laufzeit geht das dann auch wieder alles in Ordnung. Schade ist lediglich, dass auf den DVDs selber kein Bonusmaterial mehr enthalten ist; da muss man mit dem Booklet vorlieb nehmen, aber vielleicht folgt das ja dann bei der hoffentlich bald erscheinenden Box mit der zweiten Staffel. Zum Schluss noch eine Auflistung der einzelnen Folgen, doch zuvor eine ganz dicke Empfehlung für "Department S" und die DVD-Box zu dieser Serie:
01. Aus Carters Bordbuch
02. Der trojanische Tanker
03. A Cellar full of Silence (OmU)
04. Der Rattenfänger von Hambledown
05. Das Boeing-Rätsel
06. Die gemalte Lady
07. Sporthilfe für junge Talente
08. Am 26. - Covent Garden
09. Das Puppenspiel
10. Wenn die Fische beißen
11. Der Maskenmörder
12. Die Blumen des Bösen
13. The Shift that never was (OmU)
14. Fahrkarte ins Nichts
- Redakteur:
- Björn Backes