Signs - Zeichen
- Regie:
- Shyamalan, Night M.
- Jahr:
- 2002
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Signs
2 Review(s)
19.11.2007 | 13:30Die Produktion von "Signs - Zeichen" ging seinerzeit im Trubel um Nine-Eleven etwas unter, dennoch zog Erfolgsregisseur, Autor und Zungenbrecher Night M. Shyamalan ("The Sixth Sense", "Unbreakable", "The Village") sein bis dato drittes Projekt unbeirrbar durch. Zum endgültigen Kinostart 2002 lag Amerika immer noch voll in den Nachwehen des Terroranschlags, nach Spannungskino stand damals wohl kaum jemand so sehr der Sinn. Vielleicht ein Grund, warum "Signs" an der Kinokasse nicht ganz die Beachtung und den Erfolg einheimste, den man eigentlich hätte erwarten dürfen. Die DVD ist jedenfalls recht zügig erschienen und längst keine Neuerscheinung mehr, sie wird bereits seit 2003 durch Buena Vista / Touchstone auch in Deutschland vertrieben.
Zur Story
Ex-Pfarrer Graham Hess ist vom Glauben abgefallen. Der Veterinär des kleinen Mittelwesten-Kuhkaffs hat seine Frau bei einem Autounfall so schwer verletzt, dass sie noch um Unfallort starb. Seither hat Graham sein Priestergewand an den Nagel gehängt und lebt zurückgezogen mit seinen beiden Kindern und seinem Bruder Merrill auf seiner Farm. Alpträume plagen ihn ständig und ein paar Rowdies der Dorfjugend fanden es in der Vergangenheit anscheinend höchst amüsant, der gebeutelten Familie mit ihren dummen Scherzen auf den Nerven herumzutanzen. Diesmal haben sie aber wohl übertrieben, als sie in den Maisfeldern riesige Ornamente aus geometrischen Figuren anlegten. Der weibliche Sheriff traut den Trotteln das jedoch von Anfang an nicht so recht zu. Doch wer schleicht nachts auf dem Hof herum, sogar hoch oben auf dem gegenüberliegenden Scheunendach und peilt durch die Fenster herein?
Graham und Merrill versuchen den bzw. die Täter dingfest zu machen. Ohne Erfolg. Ihre Personenbeschreibung, die sie der Dorfpolizistin am nächsten Morgen geben können ist bestenfalls vage. Groß, schlank, sportlich... mit einem Satz auf dem drei Meter hohen Dach und hernach im angrenzenden Maisfeld entschwunden. Beachtliche Leistung, die verständlicherweise auf Unglaube seitens der Ermittlerin stößt. Und warum sind die beiden Hofhunde seit dem Auftauchen der Kreise so aggressiv, dass einer sogar Tochter Bo angreift und von ihrem Bruder Morgan quasi in Notwehr getötet werden muss? Epidemische Kornkreis- und UFO-Sichtungen weltweit schüren Hysterie, doch im Gegensatz zum Rest der Welt, inklusive seiner Familie, gibt Graham nichts auf die Alien-Theorie. Bis sich seine Meinung nach einer weiteren nächtlichen Verfolgungsjagd im Maisfeld zu ändern beginnt. Er hat etwas gesehen, was seinen Glauben erneut auf eine harte Probe stellt.
Eindrücke
Shyamalan wird gerne als neuer und moderner Hitchcock bezeichnet. Sichtlich geschmeichelt wiegelt der bescheiden wirkende Filmemacher stets ab, gesteht aber, dass der olle Alfred es ihm sehr angetan hat. Das merkt man auch bei "Signs" wieder. Shyamalan spielt mit der Wahrnehmung und Erwartungshaltung des Zuschauers fast nach Belieben, so wie es der Altmeister so gern tat. Diesmal hat er sich ein fast schon typisches "X-Files"-Szenario ausgedacht und man würde sich nicht wundern, wenn Mulder und Scully plötzlich durchs Maisfeld gejoggt kämen. Stattdessen muss man mit einem hervorragend spielenden Ensemble aus Mel Gibson, Joaquin Phoenix, Rory Culkin und Abigail Breslin Vorlieb nehmen. Im Prinzip dreht sich die ganze Geschichte nur um diese vier Personen und die Farm (dessen viktorianisches Haus irgendwie an "Psycho" erinnert). Neben der Dorfpolizistin Pattis und einiger unwichtiger Nebenrollen tritt noch der Maestro selbst als Veterinär auf. Auch etwas, was Syamalan mit Hitchcock gemein hat.
Spannung und auch ein gerütteltes Maß an Grusel entstehen bei seinen Filmen nicht plakativ, sondern subtil. Allein schon dadurch, dass er Dinge nur kurz - fast schattenhaft - andeutet und alles andere der Fantasie des Publikums überlässt. Verstärkt wird dieser Effekt durch die Geräuschkulisse - und auch die Filmmusik zerrt gehörig an den Nerven. Allesamt Stilmittel, welche nicht nur der nun schon oft herbeizitierte Hitch, sondern beispielsweise auch John Carpenter ("The Fog - Nebel des Grauens") oder Chris Carter ("The X-Files" - "Akte X") gern und erfolgreich eingesetzt haben. Tatsächlich ist Shyamalan näher an Letztgenannten, denn auch bei ihm muss man immer mit allem, besonders aber dem Auftreten des Übersinnlichen rechnen. Bei "The Sixth Sense" war es das Jenseits, bei "Unbreakable" Superhelden-Kräfte, bei "Signs" sind es halt Außerirdische. Dabei erzählen seine Geschichten durchweg nicht nur Übersinnliches zum Gruseln, es stecken dahinter stets ganz menschliche Dramen und ein tieferer Sinn. Eine Moral, fast wie im Märchen.
DVD und Bonusmaterial
Für eine Single-Disk ist der Silberling geradezu üppig ausgestattet. M. Night Shyamalan packt schon gewohnheitsmäßig jede Menge Zeugs auf die Scheibe, wenn's geht. Leider fehlt ein Audiokommentar, der würde die Ausbeute perfekt machen. Ansonsten gibt es eine ganze Palette Featurettes, welche alle wichtigen Aspekte des Films abdecken: Konzept, Drehbuch, FX, Musik etc., dazu ein Multi-Angle Beitrag, nicht verwendete Szenen und last but not least Shyamalans ersten Alien-Kurzfilm. Insgesamt sehr sehenswert. Bild und Tonqualität des Hauptfilms sind auch über jeden Zweifel erhaben. Ehrensache.
Fazit
Wie schon seine vorherigen Werke, ist "Signs" wieder erstklassiges, schaurig-schönes Spannungskino. Dabei bleibt er alten Tugenden treu und erzeugt die gewollten Effekte lieber mittels seiner Erzählweise. Er übertüncht die Story nicht durch massenhafte CGI-Trickschlachten oder bluttriefendem, Gedärme quellenden Horror. Im Vordergrund stehen die Figuren - der Schrecken, den sie (und der Zuschauer mit ihnen) durchleben, schleicht subtil aber dann energisch empor. Wer auf Hitchcock, "Akte X" und "Twin Peaks" abfährt, dem sei dieser Film besonders dringend ans Herz gelegt. Zumal die vergleichsweise üppig ausgestattete Single-DVD meist bereits unter 10 Euro gehandelt wird. Das ist sie allemal wert.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "Signs"
USA 2002
Genre: Suspense/Thriller
Buena Vista/Touchstone, 2003
Single-Disk, Regionalcode 2 – FSK 16
Bonus: Div. Trailer, Deleted Scenes, Making Of Featurettes (OmU), Kurzfilm (OmU)
Laufzeit: ca. 102 Minuten, Bonus ca. 45 Min.
Bildformat: 16:9 Widescreen (1 : 1,85)
Tonformat: DTS, DD5.1 (Deutsch, Englisch)
Produktion, Drehbuch und Regie: Night M. Shyamalan
Kamera: Tak Fujimoto
Musik: James Howard Newton
Darsteller u.a: Mel Gibson (Graham Hess), Joaquin Phoenix (Merrill Hess), Rory Culkin (Morgan Hess), Abigail Breslin (Bo Hess), Night M. Shyamalan (Ray Reddy)
- Redakteur:
- Jürgen Pern
M. Night Shyamalan ist ein Name, der wohl für den Durchschnitts-Europäer schwer zu schreiben und noch schwerer fehlerfrei auszusprechen ist, und dennoch dürfte wohl jeder regelmäßige Kinogänger bei dem Namen hellhörig werden. Schließlich schuf der gebürtige Inder, der auf diesen Namen hört, vor ein paar Jahren den Mega-Hit „The Sixth Sense“, der den bis dahin vor allem als Haudegen aufgefallenen Bruce Willis mal von einer anderen Seite zeigte und es wunderbar schaffte, das Publikum hinters Licht zu führen. Als kurz darauf sein nächster Film „Unbreakable“ angekündigt wurde, ebenfalls mit Bruce Willis in der Hauptrolle, waren die Befürchtungen groß, Shyamalan könnte in Versuchung geraten, sich und seinen Erfolgsfilm zu kopieren. Hinterher machten es ihm dann allerdings viele zum Vorwurf, dass er gerade das nicht getan hat.
Diesmal ist Bruce Willis nicht mit von der Partie. Dafür übernimmt Mel Gibson, auch ein ehemaliger Actionheld, der allerdings in der Vergangenheit auch schon des öfteren ruhigere Töne angeschlagen hat, die Hauptrolle in Shyamalans neuestem Film. Er spielt den ehemaligen Priester Graham Hess, der mit dem Unfalltod seiner Frau nicht nur diese, sondern auch seinen Glauben verloren hat. Zusammen mit seinen zwei Kindern und seinem jüngeren Bruder lebt er auf einer entlegenen Farm.
Eines Nachts erwacht Graham unter merkwürdigen Vorahnungen. Und tatsächlich ist etwas Merkwürdiges geschehen. In seinem Kornfeld entdeckt er einen dieser seltsamen Kornkreise, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt und die der Wissenschaft schon seit Jahrzehnten Rätsel aufgeben. Er denkt zuerst an einen Lausbubenstreich der Nachbarsjungen. Da die Fernsehnachrichten jedoch von einem gehäuften Auftreten solcher Kornkreise auf der ganzen Welt berichten, ist das wohl auszuschließen. Auch huscht in der nächsten Nacht eine merkwürdige Gestalt über das Dach des Farmhauses. Und als dann schließlich im Fernsehen von merkwürdigen Punkten am Himmel die Rede ist, scheint klar zu sein, was wirklich los ist.
Wer die beiden vorangegangenen Filme kennt, dürfte wissen, dass Shyamalan die Klaviatur des subtilen Schreckens perfekt beherrscht, und so verwundert es auch nicht, dass er hier trotz der Alien-Thematik auf megateure Special Effects verzichtet. Stattdessen erzeugt er allein durch den gelungenen Einsatz von Geräuschen und von Schatten eine derart klaustrophobische Stimmung, dass sich der Zuschauer geängstigt in den Kinosessel drückt. Überhaupt ist Shyamalan einer der wenigen, die es vermögen, Dunkelheit effektiv einzusetzen.
Beachtlich sind auch die Szenen, in denen die grauenvollen Geschehnisse, die sich in der Ferne abspielen, auf den heimischen Fernsehbildschirm geholt werden. Die ganze Familie sitzt gebannt davor, ungläubig der unwirklich wirkenden, aber dennoch realen Bilder wegen. Dies ist auch der ideale Ansatzpunkt für eine Auseinandersetzung mit Schein und Wirklichkeit, Glaube und Unglaube. Die mediale Welt vermag es, die Wirklichkeit abzubilden, ebenso wie sie uns etwas Unwirkliches vorgaukeln kann. Genauso wie wir jedes Fernsehbild hinterfragen sollten, sollten wir auch die vermeintliche Wirklichkeit hinterfragen. Das ist es, worum es sich im Kern des Films dreht.
Wirklich ärgerlich ist deswegen die oberflächliche und schlecht durchdachte Alien-Story, die wohl nur als Hülle dienen soll, aber bisweilen auch merkwürdig hohl wirkt. Außerdem machen sich vielerorts Konventionen in der Erzählweise breit, die auch durch die einfallsreiche Kameraführung kaum noch relativiert werden können. Manchmal scheint dies sogar zu dem Spiel zu gehören, dass Shyamalan mit den Zuschauern treibt; ein Spiel mit seinem Image, bei dem er eben dieses aufs Spiel setzt.
Insgesamt stehe ich dem Film sehr zwiespältig gegenüber. Großartig inszenierte, spannende Szenen treffen auf Altbackenes, tiefschürfende Gespräche auf Oberflächlichkeit. Irgendwie bin ich doch ein wenig enttäuscht, bin mir aber auch nicht sicher, ob ich die Essenz des Films richtig erfasst habe. Ich kann den Film nicht so recht einordnen.
- Redakteur:
- Andreas Fecher