Mörder mit der Tigerkralle, Der
- Regie:
- Jirí Menzel
- Jahr:
- 1985
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Deutschland
- Originaltitel:
- Die Schokoladen-Schnüffler
1 Review(s)
10.09.2003 | 17:09Als Persiflage an die Edgar Wallace Klassiker der Sechziger wurde dieser Film Mitte der Achtziger von Oscar-Preisträger Jirí Menzel ("Liebe nach Fahrplan") gedreht. So kam es auch zum humorvollen Originaltitel "Die Schokoladen-Schnüffler", der zwar keinen Hinweis auf den exakten Filminhalt liefert, aber den teilweise albernen Ablauf dieser Kriminal-Komödie passend betitelt.
Daher ist es dann etwas verwirrend, wenn dieser Streifen heute unter dem Titel "Der Mörder Mit Der Tigerkralle" neu aufgelegt wird, kommt doch die teils freiwillig, teils unfreiwillig lustige Note unter dieser Überschrift gar nicht zur Geltung. Vielmehr lässt das Ganze auf einen Action-Film mit asiatischem Background schließen.
Direkt zu Beginn gibt es Grund zu Schmunzeleien, denn hier werden Handgranaten mit Tennisschlägern zurückgeschossen und man gönnt sich zwischen der eröffnenden Schießerei mal eben so einen Riegel Schokolade, `um die Nerven zu stärken´. Na ja, soviel dazu, kommen wir lieber zur Storyline:
Bei einer englischen Adelsfamilie kommt es zu rätselhaften Morden; Verwandte und Angehörige werden umgebracht und die englische Elite-Polizeieinheit Scotland Yard ist mir ihrem Latein am Ende. Schließlich beordert man die beiden `Starpolizisten´ Max Rüttli (Rolf Knie) und Gaston (Gaston Häni) in die englische Hauptstadt und vertraut darauf, dass die beiden Züricher Kantonspolizisten die Mordserie aufklären können.
Bereits auf dem Hinflug machen die beiden Bekanntschaft mit Diana (Susanne Uhlen), der man nachher im Büro von Sir Archibald, dem Chef von Scotland Yard, wieder begegnet. Der stetig Milch trinkende Rüttli freundet sich schon schnell mit der hübschen Tochter von Sir Archibald an und nach kurzer Zeit sind die zwei bereits ein Pärchen.
Währenddessen beginnen die beiden Polizisten ihre Ermittlungen, was jedoch auf wenig Gegenliebe eines Scotland Yard-Mitarbeiters stößt, der sich in seiner Ehre gekränkt fühlt und Rüttli und Gaston stets dazwischen funkt, selber aber nicht von großem Erfolg gekrönt wird. So befragen sie zunächst Lord und Lady Denver, die Köpfe der millionenschweren Adelsfamilie, welche sich gegenseitig nicht mehr viel zu sagen haben. Hier stößt man auch auf die ersten Indizien der Tigerkralle, da sich im Landhaus der Denvers ein großer Tiger-Teppich befindet, dem schon einige Krallen fehlen.
Die Spur führt nach Salzburg, wo sich der Hauptteil des Films abspielt. Die Mordreihe geht weiter, diesmal trifft es die junge Lillian, die auf einer Kutsche ebenfalls Opfer der Tigerkralle-Attentäter wird.
Langsam aber sicher kommt Licht in das anfangs zusammenhanglose Geschehen und diverse Unschlüssigkeiten lösen sich auf. Eine zu Beginn noch unwichtig erscheinende Geldfälscherbande scheint ebenfalls in die Anschläge verwickelt zu sein und als Diana selber auch beinahe von der mordenden Person umgebracht wird, stellt sich heraus, dass auch bei ihr eine Verbindung zum Adelshaus bestehen muss.
Im Endeffekt stellt sich heraus, dass es nur um das umfangreiche Millionenerbe geht und nur noch wenige Morde vollbracht werden müssen, um dieses Erbe zu sichern. Die Auflösung hingegen ist etwas überraschend, aber bis es dazu kommt, muss man zunächst eine mit Lachern versehene Schlägerei in einem Nachtclub, den ersten Whiskey von Rüttli, eine rabiate Mafiaversammlung und den ersten Ton von Gaston, der in diesem Film kein Wort redet, über sich ergehen lassen.
"Der Mörder mit der Tigerkralle" sollte als das betrachtet werden, was er hauptsächlich ist: eine komödiantische Interpretation klassischen Film- bzw. Buchmaterials. Wer auf eine spannende und actionreiche Geschichte gehofft hat, ist hier fehl am Platze. Aber durch seinen ureigenen Charme (den man auch dem schweizerischen Akzent zu verdanken hat) und durch eine gute schauspielerische Leistung von Rolf Knie und der jungen Susanne Uhlen bringt dieser Film in knappen 90 Minuten einiges an Spaß und einen gekonnten Rückblick auf eine Zeit, in der man noch über Bud Spencer-Schlägereien und solche Einlagen, wie die eingangs erwähnte Tennisschläger-Geschichte lachen konnte.
Aus heutiger Sicht betrachtet ist dies aber sicherlich zu wenig, um den verwöhnten Zuseher aus der Reserve zu locken, da man Filme dieser Art fast tagtäglich im B-Programm der privaten Sender sehen kann und daher keine innovativen Elemente mehr in die Runde geworfen werden. Interessant ist der Streifen daher nur für Freunde des urwitzigen deutschen 80er-Jahre-Kinos.
Erschienen ist die DVD-Version über Mediawith Classics/Splendid Entertainment im 16:9 Widescreen-Format (etwas raue Bildführung) und in Dolby Digital 2.0.
Extras sucht man bis auf einige Kurzbiographien und Kinotrailern von parallel erscheinenden Neuauflagen vergebens.
- Redakteur:
- Björn Backes