Running out of Time 2
- Regie:
- Johnny To / Wing-cheong Law
- Jahr:
- 2001
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Hong Kong
- Originaltitel:
- Aau chin 2
1 Review(s)
20.08.2003 | 17:25Führte Johnny To schon bei “Running out of Time” (1999) Regie, so kümmert er sich auch in dieser Fortsetzung um die Inszenierung. Ekin Cheng tritt an die Stelle von Andy Lau, der im Vorgänger den Part von Inspector Hos Gegenspieler übernahm, und los geht’s wieder mit einem abgefahrenen Katz-und-Maus-Spiel.
Inspector Ho Shong Sang (Ching Wan Lau) erhält einige merkwürdige Pakete ohne Absender. Deren Sinn offenbart sich ihm erst im Laufe der Zeit, als er wegen eines Kunstraubes und der darauf folgenden Erpressung einer Versicherungsfirma ermittelt. Dabei trifft er auf einen mysteriösen Fremden (Ekin Cheng), der offensichtlich für das Verbrechen verantwortlich ist. Doch zu fassen kriegt er ihn nicht, da der Fremde es zu seiner Kunst gemacht hat, einfach spurlos zu verschwinden. Da die Versicherungsfirma kurz vor dem Abschluss eines wichtigen Deals steht, ist sie auch bereit die immensen Summen, die der Erpresser verlangt, zu zahlen, nur um Publicity in diesem Fall zu vermeiden. Allerdings klappt auch bei der Geldübergabe nicht alles so, wie Inspector Ho sich das gedacht hat.
Das Schlechte zuerst: Die wirre Story des Films ist keinen Pfifferling wert. Abgesehen von dem Nebenplot um den von Suet Lam verkörperten spielsüchtigen Polizisten Ken, der durch seine überraschende Auflösung zu gefallen weiß, kann man eigentlich kein gutes Wort über diese verlieren. Irgendwie wirkt alles beliebig und zusammenhanglos, und wenn dann noch Ekin Cheng von einem Hochhaus springt und ohne einen Kratzer unten ankommt, dann nimmt zumindest die Logik Schaden.
Allerdings stellt sich auch die Frage, ob denn eine durchdachte Story wirklich vonnöten ist, wenn die gezeigten Bilder es auch so schaffen, den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Die Handlung dient hier nämlich zweifelsohne lediglich als Aufhänger für die Aneinanderreihung aberwitziger Szenen. Anders war der Film wohl auch nie intendiert.
Und tatsächlich, einige der Szenen sind so grandios inszeniert, dass sie wahre Begeisterungsstürme auslösen. Wenn Inspector Ho etwa dem Erpresser in einer an „French Connection“ (1971) erinnernden Verfolgungsjagd hinterher hechtet und diese schließlich in ein Wettrennen auf dem Fahrrad mündet, wird der Zuschauer durch die eigenwillige Dynamik und nicht zuletzt durch die augenzwinkernde Ironie gefangen genommen. Überhaupt werden einige Lächerlichkeiten der Story dadurch relativiert, dass der Film sich nie so richtig ernst nimmt.
Durch die bewusst überzogene Farbgestaltung und etliche ungewöhnliche Kamerawinkel entsteht schließlich auch eine so unwirkliche, abgehobene Atmosphäre, dass selbst total absurde Situationen wie die Jagd nach einem Weißkopf-Seeadler in der City von Hong Kong, die man andernorts mit einem ungläubigen Kopfschütteln abtun würde, irgendwie passend wirken.
Überzogen sind denn aber auch die Charaktere. Sowohl Inspector Ho als auch sein Gegenspieler werden als allzu überlegt und überlegen handelnde Personen gezeichnet. Letztlich behält dennoch meist der als moderner Robin Hood übertrieben charismatisch und geheimnisvoll dargestellte Erpresser die Oberhand, was aber auch oft an dem unglaubwürdig hohen Grad an Inkompetenz bei Inspector Hos Mitstreitern liegt. Von diesen wirkt vor allem der Assistant Comissioner Wong Kai Fa, dargestellt vom für diese Rolle durchaus passenden Shiu Hung Hui, allzu einfältig und tumb, was stellenweise komisch, manchmal albern, oft aber auch bloß nervig wirkt.
Der Aufhänger für den bunten Bilderreigen ist vor allem auch das Spiel des Erpressers mit Illusionen, Tricks und Rätseln. Ekin Chengs spitzbübisches Grinsen tut dann sein Übriges, um den Charakter etwas kindlich-naiv und verspielt wirken zu lassen, um ihm schließlich doch die Sympathie der Zuschauer zu verschaffen. Dass der Film insgesamt durch seinen grandiosen Einfallsreichtum auch mehr verspielt denn ernst wirkt, macht seinen besonderen Reiz aus. Allerdings wird stellenweise auch etwas dick aufgetragen. Wenn zum Beispiel Inspector Ho sich an einem Puzzlespiel versuchen muss, um den Übergabeort für das Lösegeld zu erfahren, dann wirkt das ganze allzu sehr wie ein Kindergeburtstag für Erwachsene.
Bei den ganzen Ideen, die in dem Film verarbeitet wurden, ist es wirklich schade, dass die Story zu kurz kam, denn wenn diese spannend und durchdacht wäre, hätte aus „Running out of Time 2“ ein echter Kracher werden können. So ist er allenfalls für einen unterhaltsamen Videoabend oder für Leute, die besonderen Spaß an abgedrehten Situationen haben, geeignet, aber leider nicht für mehr. Kurz: Viel Illusion, wenig Substanz.
„Running out of Time 2“ ist bei e-m-s als Kauf-DVD erschienen, die die bunte Filmwelt in einem schönen anamorphen Transfer präsentiert. Als Sprachfassungen stehen sowohl die deutsche Synchronisation als auch das kantonesische Original mit optionalen deutschen Untertiteln zur Verfügung, wobei die deutsche Übersetzung nicht immer akkurat ist. Neben Standard-Extras wie Trailer und Texttafeln gibt es noch ein kurzes Making of, das allerdings nur aus wenig informativen Statements der beiden Hauptdarsteller besteht.
- Redakteur:
- Andreas Fecher