H - Vertraue dem Bösen
- Regie:
- Jong-hyuk Lee
- Jahr:
- 2002
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Süd-Korea
- Originaltitel:
- H
1 Review(s)
25.03.2005 | 09:06An jenem 10. Februar wäre Detective Kang-Tae Hyun (Jin-hee Ji) besser nicht aufgestanden. Denn an diesem Tag wird in Südkorea eine Frauenleiche aus einem anonymen Müllberg gefischt, in der Nähe findet sich ihr frisch geborenes und schon wieder totes Baby, an dem noch eine abgeknabberte Nabelschnur hängt. Der smarte Kang-Tae soll nach dem grausamen Mord zusammen mit seiner hageren Kollegin Detective Kim-Mi Yun (Jung-ah Yum) die Ermittlungen übernehmen. Erst scheint es ein Routinefall, doch bald geschehen ganz ähnliche Verbrechen, bei denen Frauen und ihre noch ungeborenen Kinder sterben ...
So beginnt "H - Vertraue dem Bösen", ein Film, den Regisseur Jong-hyuk Lee vor drei Jahren in Süd-Korea drehte und der nun auf einer mit reichhaltigen Extras versehenen DVD herausgekommen ist. Im Laufe der Handlung erkennen Kang und Kim recht schnell ein Muster in den Bluttaten - ein Jahr eher hatte schon der grausame Serienmörder Shin Hyun (Seung-woo Cho) ganz ähnliche Grausamkeiten mit Todesfolge an sechs jungen Frauen verübt. Er wollte sie damit für ihre Unreinheit bestrafen, denn all seine Opfer waren entweder nicht mehr jungfräulich oder lesbisch oder beides. Dann stellte sich der Reinheitsfanatiker aus noch unklaren Gründen selber. Ist nun einer seiner Nachahmer an den neuen Taten schuld oder hat Shin Hyun doch selbst die Zügel in der Hand? Weitere Morde folgen, die Suche nach dem Verantwortlichen verläuft immer verzweifelter, der zum Tode verurteilte Serienkiller im Knast wirkt immer verschlagener. "Wenn man gegen ein Monster wie mich kämpft, muss man aufpassen, nicht selbst ein Monster zu werden", gibt der charismatische Mörder aus dem Knast heraus einen Rat für die Jagd auf den Schwangeren-Schlächter ...
"H - Vertraue dem Bösen" als Film ähnelt in gewisser Weise einem Wurstpaket im Supermarkt - zwar werden ein paar Wurstsorten in solch einem Pack wohlig im Gaumen munden, andere bleiben dafür im Halse stecken. Bei "H" heißen die Würste "Das Schweigen der Lämmer" oder "Sieben", dessen Macher David Fincher sich auch Regisseur Jong-hyuk Lee zum Vorbild genommen hat. Doch gelingt es Lee nicht immer, dem großen Hollywood-Vorbild Fincher Paroli zu bieten. Zwar besitzt "H" tolle Kameraaufnahmen, klaustrophobische Perspektiven, eine bösartig-schleichende Inszenierung und eine durch die düstere Musik noch zusätzlich verstärkte morbide Atmosphäre, doch bleiben während des Films noch zu viele Unebenheiten, die den roten Faden der Handlung unnötig stark stören. Erst das geniale Ende samt Rückgriff auf das "H" im Filmtitel bildet die Auflösung für all die scheinbar unlogischen Sprünge in der Geschichte. Dieses Finale ist es denn auch, das den Film in die Bundesliga der Serienkiller-Filme hebt. Doch bleibt trotz dieses Kunstgriffes der Nachgeschmack haften, dass in diesem Streifen ein wenig zu viel Geschehen konstruiert wirkt. Wenn der zweifellos talentierte Filmemacher Jong-hyuk Lee in seinem nächsten Film diese logischen Untiefen noch glätten kann, dann könnte er in Tiefe und Spannung durchaus mit Mr. Fincher konkurrieren. So bleibt diesmal noch ein klein wenig Ärger über sein Werk "H - Vertraue dem Bösen" zurück, dass darin eine wahnsinnig gute Auflösung am Ende durch allzu verwirrende Rätselhaftigkeit im restlichen Film leidet. Damit reicht es aber dennoch - besonders wegen der unheimlich an den Nerven nagenden Stimmung der Bilder - für einen Eintrag im Thrillergedächtnis für gutes Gruseln.
- Redakteur:
- Henri Kramer