Savage Messiah
- Regie:
- Mario Azzopardi
- Jahr:
- 2002
- Genre:
- Drama
- Land:
- CA/UK
1 Review(s)
01.03.2005 | 07:39In den Wäldern Kanadas, nahe Toronto, leitet Roch Theriault eine kleine Kommune, die den Namen "Ant Hill Kids" trägt. Auf den ersten Blick scheint es, als handle es sich um eine Gemeinschaft von eher spartanisch lebenden, fleißigen Männern, Frauen und Kindern, die sich weitestgehend selbst versorgen können. Doch unter der schönen Schale steckt ein fauler Apfel. Thierault ist ein Diktator und Tyrann, der in seinen brutalen Gewaltausbrüchen insbesondere die Frauen und Kinder quält.
Die Sozialarbeiterin Paula Jackson, die im Auftrag der Kinderfürsorge die Kommune besucht, spürt schnell, dass etwas nicht stimmt. Als aus ungeklärtem Grund ein Baby stirbt, gelingt es Paula, vor Gericht die sofortige Entziehung aller Kinder zu erwirken.
Die Fassade, die Thierault nur mühsam wahren konnte, bröckelt mehr und mehr.
Als dann auch noch eine der Frauen der Kommune mit abgehacktem Arm in Paulas Büro steht, wird ihr klar, dass jede Minute zählt, um Thierault zu stoppen und die Frauen vor weiterer Misshandlung zu schützen.
"Savage Messiah" basiert auf einer wahren Geschichte. Roch Theriault wuchs als einer von drei Brüdern im Hause eines ultrakonservativen Katholiken auf, der seine Söhne misshandelte. Theriault selbst schloss sich später diversen radikalen katholischen Gruppierungen an, wurde aber allen Gruppen verwiesen, der letzten weil er am Tod einer leukämiekranken Frau beteiligt gewesen sein soll. Daraufhin zog er mit seiner damals noch aus drei Frauen bestehenden Gruppe hinaus in die Wälder Quebecs, wo er begann, seine eigene Gruppe aufzubauen. Als die Behörden Quebecs ihm Schwierigkeiten zu machen begannen, zog er weiter nach Toronto und gründete dort die "Ant Hill Kids"-Kommune.
Die Geschehnisse in dieser Kommune werden zum großen Teil im Film wiedergegeben. Theriault wurde 1989 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, wobei es ihm für zehn Jahre nicht gestattet war, einen Antrag auf Haftenlassung zu stellen. Drei seiner Frauen sind ihm über die gesamte Zeit hinweg treu geblieben und haben ihm vier weitere Kinder geboren.
Regisseur Mario Azzopardi hat sich der schwierigen Aufgabe in angemessener Art und Weise angenommen. "Savage Messiah" erzählt die Geschichte des Roch Theriault lebendig, fesselnd, bedrückend und beklemmend, jedoch ohne jede Effekthascherei. Die gesamte Inszenierung ist sehr düster, selbst die Tagszenen wirken irgendwie dunkel und schwermütig. Dass Paula Jacksons Rückblenden und Visionen dann noch in einem eisigen Blau gezeigt werden, verstärkt die Düsternis nur noch.
Auch die Auswahl der Darsteller ist überaus gelungen. Luc Picard ("The Collector") verkörpert den charismatischen Sektenführer derart glaubhaft und überzeugend, dass man als Zuschauer in einigen Szenen durchaus zu verstehen beginnt, wie der echte Theriault seine Anhänger so lange im Griff haben konnte. Polly Walker ("D-Tox - Im Auge der Angst", "Restoration - Zeit der Sinnlichkeit") als seine Gegenspielerin, deren eigene Vergangenheit in Form von Rückblenden erzählt und thematisiert wird, bringt den Kampf und die Verzweiflung ihrer Rolle ebenso fesselnd auf die Leinwand. Selbst in der Reihe der Nebendarsteller und insbesondere der Nebendarstellerinnen finden sich einige Perlen. So erhielt etwa Pascale Montpetit einen Preis als beste Nebendarstellerin bei den 23. jährlichen Genie Awards. Bei der gleichen Verleihung wurden auch Drehbuchschreiberin Sharon Riis und Hauptdarsteller Luc Picard ausgezeichnet.
"Savage Messiah" ist ein überaus beklemmendes Psychodrama, das eine problematisch Geschichte mit einigem Fingerspitzengefühl erzählt. Die Atmosphäre des Films ist sehr düster und irgendwie verstörend. Für den gemütlichen Familien-Fernsehabend ist der Film sicher nicht geeignet, auch ganz unabhängig von der Altersfreigabe ab 16 Jahren.
Nichtsdestoweniger ein sehr empfehlenswertes und faszinierendes Werk.
Der Film liegt in deutscher und englischer Tonspur vor, jeweils im Format DD 5.1 und 2.0. An Extras finden sich diverse Trailer, eine Galerie mit Szenenfotos und die Geschichte des Roch Theriault zum Nachlesen auf der DVD.
- Redakteur:
- Sebastian Hirschmann