Memento Mori - Gedenke des Todes
- Regie:
- Tae-Yong Kim, Kyu-Dong Min
- Jahr:
- 1999
- Genre:
- Drama
- Land:
- Südkorea
- Originaltitel:
- Yeogo goedam II
1 Review(s)
09.02.2005 | 08:25"Am ersten Tag stirbt ein Mädchen durch Enthauptung – vielleicht hat sie sich erinnert.
Am zweiten Tag stirbt ein Mädchen mit abgehackten Beinen – vielleicht kam sie der Warhheit zu nahe ...
... Am siebten Tag stirbt auch ein Mädchen – vielleicht ..."
Die Einleitung klingt stark nach einem typischen Teenie-Horrorfilm nach dem Zehn-Kleine-Negerlein-Prinzip. Davon ist "Memento Mori" jedoch Meilen weit entfernt. Der koreanische Film ist zwar der offizielle Nachfolger des bildungskritischen Horrorhits "Whispering Corridors", doch die Story hat mit dem Vorgänger gar nichts zu tun. Außer, dass auch hier die Schule der zentrale Handlungsort ist. Die Kritik lautet diesmal eher, dass für Liebe und Gefühle im koreanischen Bildungssystem kein Platz ist. Schon gar nicht, wenn es sich um eine homosexuelle handelt.
Die beiden Schülerinnen Hyo-Shin und Shi-Eun verbindet eine innige Liebe. Doch ihre starke Bindung wird immer wieder vom Spott der Mitschülerinnen und Lehrer an ihrer Mädchenschule bedroht. Nur die 17-jährige Min-Ah beginnt, die beiden zu verstehen, als sie das Wechsel-Tagebuch des Pärchens findet. Doch kurz darauf stürzt sich Hyo-Shin vom Schuldach in den Tod. Während Shi-Eun versucht, den Tod ihrer Freundin zu verarbeiten, liest sich Min-Ah gebannt immer tiefer in die Vergangenheit der beiden. Bis die Schule vom Geist Hyo-Shins heimgesucht wird. Erst jetzt nimmt der Film leichte Horrorzüge an.
Allen Beteiligten ist hier ein poetisches Meisterwerk geglückt. Das gilt sowohl für die beiden Regieneulinge Kim Tae-Young und Min Kyu-Dong als auch für die drei einfühlsam agierenden Hauptdarstellerinnen Mal Lee Young-Jin, Park Eh-Jin und Kim Min-Sun, die wie alle anderen Filmcharaktere bis an den Rand ihrer Gefühlswelt getrieben werden. "Memento Mori" zieht die Zuschauer mit seiner melancholischen Stimmung tief in seinen Bann und beschäftigt sie noch über das Filmende hinaus. Bis dorthin fiebert man mit, ohne dass die 99 Minuten horrorüblicher Spannung bedürfen. Nur selten gibt es Spannungsmomente zwischen den vielen Rückblenden. Mit jeder der liebevoll gestalteten Tagebuchseiten, die Min-Ah aufschlägt, tauchen mehr Szenen aus der Vergangenheit des Pärchens auf. Diese muss der Zuschauer erstmal in den richtigen Zusammenhang einordnen, da Gegenwart und Vergangenheit zunehmend verschmelzen. Bei dem Kontrast zwischen einfach schönen Rückblenden einerseits und leicht morbiden Szenen andererseits fällt einem zunächst auch gar nicht auf, dass hier stets mit einer leicht verwackelten Handkamera gearbeitet wurde. Das Mystery-Drama wird von einem melancholischen, epischen und eingängigen Soundtrack abgerundet, der komplett im Bonusmaterial der DVD enthalten ist. Großes Lob hierfür an e-m-s! Außerdem finden sich im Making-of ein paar kurze, explizitere Szenen wieder, die der koreanischen Zensurschere zum Opfer gefallen sind.
- Redakteur:
- Carsten Praeg