Verrückt nach Paris
- Regie:
- Eike Besuden / Pago Balke
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
28.07.2003 | 08:39Als einer der Publikumslieblinge der Berlinale 2002 ging "Verrückt nach Paris" hervor, ein Film, der weder durch ein überdimensionales Budget, noch durch große Schauspielernamen auf sich aufmerksam machen konnte. Durch einen natürlichen, unbeschwerten Charme, den man heutzutage gerade in der deutschen Filmkultur leider nur noch allzu selten antrifft, gelang dem Duo Eike Besuden und Pago Balke die Erschaffung eines wahren Kleinods. Es ist nicht einmal die Geschichte an sich, sondern vielmehr die kleinen, liebevollen Details und die in jeder Hinsicht überragende Leistung der Schauspieler Dominque Horwitz, Paula Kleine, Frank Grabski und Wolfgang Göttsch (alle mit einschlägiger Theatererfahrung), die "Verrückt nach Paris" das Herz erobern lassen.
In einem Behindertenheim in Bremen treffen wir auf die drei Hauptakteure: Hilde, Karl und Philip. Den Tag verbringt das Trio mit Hilfsarbeiten in der Küche und dem Herstellen von kleinen Holzenten in der hauseigenen Werkstatt. Ein insgesamt betrachtet sehr ruhiges und unspektakuläres Leben. Unruhe in die Welt der Behinderten bringt stets der nach 15 Jahren Arbeit in diesem Metier reichlich frustriert wirkende Betreuer Enno. Mit der Feinfühligkeit eines Vorschlaghammers macht er sich nicht nur bei Freundin Chris, sondern auch auf der Arbeit gleichermaßen unbeliebt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Hilde, Karl und Philip eines Tages beschließen, dem Alltag im Behindertenheim den Rücken zu kehren. Ihre Fahrt führt sie über Köln nach Paris, stets verfolgt vom verbissenen Enno.
Ist man als unbedarfter Zuschauer anfangs noch etwas befremdet, so erliegt man spätestens beim Eintreffen in Paris dem Charme des ungleichen Trios. Mit sehr gelungenen Aufnahmen der Weltmetropole in den frühen Morgenstunden wird der Einstieg dreier Menschen in eine große unbekannte Welt hervorragend dargestellt. Und dass sich nicht nur Hilde, Karl und Philip den ein oder anderen Traum in Paris erfüllen, sondern auch Enno seine menschliche Seite wieder entdeckt, erfüllt zwar jedes erdenkliche Klischee, gehört an dieser Stelle aber einfach genauso dazu wie die obligatorischen Knutschereien am Ufer der Seine und das Besteigen des Eiffelturms.
Die ganze Thematik von "Verrückt nach Paris" im Mantel einer Komödie ist sehr respektvoll und behutsam angegangen worden. Ein herrlich subtiler Humor zieht sich durch den Film und bietet einen real wirkenden Einblick in das Leben und die Gedanken von drei Menschen, die auf eine unbekümmerte Art und Weise die Welt entdecken wollen.
Von meiner Seite aus geht eine klare Empfehlung hervor: Diesen Film sollte man gesehen haben.
- Redakteur:
- Christian Debes