Armitage III - OVA
- Regie:
- Katsuhito Akiyama
- Jahr:
- 1994
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
1 Review(s)
08.12.2004 | 21:52Wann ist ein Mensch ein Mensch? Wann eine Maschine eine Maschine? Gibt es eine Seele? Wo verläuft die Grenze zwischen natürlichem und künstlichem Leben? Existenzielle Fragen, die in "Armitage III - OVA" gestellt werden, aber (zum Glück) keine befriedigende Antwort finden ... Was ist passiert? Es ist das Jahr 2179. Der Mars ist schon lange voller Menschen, die auf dem roten Planeten zusammen mit Hilfs-Androiden leben. Der schweigsame Polizist Ross - wenn er redet, mit der Stimme von Keanu Reeves in "Matrix" - dieser Gesetzeshüter wird von der Erde auf den Mars versetzt, weil er an einem Trauma leidet: Bei einem Einsatz verlor er seine menschliche Partnerin, ein Roboter löschte ihr junges Leben aus. Und ausgerechnet, als Ross an seinem neuen Arbeitsort ankommt, ist dort eine unheimliche Mordserie im Gange: Auf dem Mars werden sogenannte "Thirds" reihenweise abgeschlachtet. Diese Roboter der neuesten Generation sind so konstruiert, dass sie sich perfekt in die menschlichen Gesellschaft einpassen können. Nur weiß niemand, wer diese Androiden konstruiert hat, geschweige denn nun wieder vernichten will. Gemeinsam mit seiner neuen quirligen und äußerst attraktiven Kollegin Armitage macht sich Ross an die Auflösung des Falles heran. Jedoch muss der massige Bulle bald erkennen, dass seine neue Partnerin in ihrem Inneren selbst Chips verbirgt und sie ein Opfer des unheimlichen "Thirds"-Killers zu werden droht. Fragen über Fragen türmen sich bald auf: Wo ist der "Vater" von Armitage, ein gewisser Doktor Asakura? Wer ist Rene D'Anclaude, der hinter all den Morden an den "Thirds" zu stehen scheint? Und warum scheinen alle Spuren auf ein verschwörerisches Komplott hinzudeuten, das von ganz oben gesteuert wird?
Bevor nach 144 Minuten alle Antworten feststehen, kann "Armitage III - OVA" durchweg fesseln. Die Umgebung des Mars wirkt herrlich abgefuckt, genauso muss eine Endzeit-Gesellschaft aussehen: Halb kaputte Androiden lungern herum, Graffitis überall, die Sonne scheint nie, die Straßen sind dreckig und gefährlich. Diese Atmosphäre der Perspektivlosigkeit wird durch den tekknoiden Industrial-Soundtrack weiter unterstützt. Gleichzeitig schimmert der Zeichentrickstreifen vornehmlich in düsterem Blau über die Leinwand, die morbide Situation auf dem Mars wird von den kalten Farben perfekt eingefangen. Ebenso detailliert erscheint die technisierte Welt des Mars als solche, selbst Science-Fiction-Maniacs entdecken bei "Armitage III - OVA" noch ein paar neue Gerätschaften. Bei so viel Animationskunst bleibt die eigentliche Story zum Glück nicht auf der Strecke, besonders die ungleiche Beziehung zwischen Mensch (Ross) und Maschine (Armitage) glänzt durch Ecken und Kanten. Der Charakter der coolen und schönen Cyberpunk-Polizei-Robot-Lady Armitage besticht durch Tiefgang, ist sie doch gefangen zwischen ihrem Dasein als Roboter und ihren gleichzeitig menschlichen Gefühlen. Vergleichbare Beispiele aus der Literatur- und Filmgeschichte gibt es genug, ob "Pinocchio" oder auch "AI - Artificial Intelligence" von Steven Spielberg, in jeder dieser Fabeln will ein künstliches Wesen einfach nur ein normales menschliches Leben. Ähnlich geht es Ross, dem Polizisten, für den sich alles nur um eine Frage dreht: Kann und darf man einen Roboter lieben, wenn dieser als menschlich erscheint?! Diese beiden Grundideen heben "Armitage III - OVA" aus dem üblichen Manga-Brei heraus, obgleich natürlich auch in diesem Streifen die Kugeln, Laser und Raketen nur so durch die Gegend fliegen. Doch stehen die Gewaltaubrüche nie nur für sich, sondern ordnen sich der fabelhaft gezeichneten Handlung unter. Selbst ausgedehnte ruhige Passagen und menschliche Phänomene wie Rassismus finden ihren Platz in der Story. Und alles dreht sich um die zentrale Frage: Wo beginnt das Leben? Lösung erfolgt später ...
Was ist noch wichtig? Genau! "Armitage III - OVA" ist eigentlich eine kleine Mogelpackung, denn hier handelt es sich schlicht um eine erweiterte Version des ersten Armitage-Kinofilms "Armitage III - Poly-Matrix". Der wirkt gegen die längere Fassung nur noch halb so gut - warum ist er dann eigentlich auch auf DVD noch rausgekommen!? Solche Geschäftsgebahren regten schon beim "Herrn der Ringe" maßlos auf. Doch wer bis jetzt mit dem DVD-Kauf gewartet hat, der darf sich freuen: "Armitage III - OVA" ist großes Manga-Kino, edel, stilvoll, einfach gut.
p.s.: Restliche DVD-Ausstattung: Trailer, Slideshow und Artwork - naja, besser als nichts, aber schlechter als sie sein könnte ...
- Redakteur:
- Henri Kramer