Active Stealth
- Regie:
- Fred Olen Ray
- Jahr:
- 1999
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Active Stealth
1 Review(s)
26.07.2003 | 14:20So groß kann ich das Wort 'Enttäuschung' gar nicht schreiben, um auszudrücken, wie enttäuscht ich nach dem 'Genuss' dieses Films war.
Die Verwendung des Begriffs 'Ranger' im Zusammenhang mit diesem Machwerk und als Bezeichnung für die darin dargestellte Truppe von Soldaten sollte für Regisseur und Darsteller Grund genug sein, in Zukunft mit einem offenen Auge zu schlafen. Der Film ist abgrundtief schlecht, und wären echte Army Rangers dermaßen undiszipliniert und unfähig, wären sie keine angesehene Eliteeinheit sondern eine Lachnummer.
Fangen wir mit dem Korinthenkacken an (denn an diesen Beispielen möchte ich belegen, warum "Active Stealth" so schlecht ist):
Da turnt eine absolut ungelenkige Truppe B- oder C-Klasse-Schauspieler in Tarnanzügen und mit schrottreifen M16-Sturmgewehren durch eine billige südamerikanisches-armes-Dorf-Kulisse, wobei eines der beiden Zweier-Paare (der Farbige und der Korpulente) an Dick & Doof erinnert, das andere an Luis DeFunes (Chick Vennera, "Chiccio") und Don Johnson (Hannes Jaenicke, "Rifkin").
Letztere stürmen dann auch in bester "Miami Vice"-Manier das Gebäude, in dem eine Geisel und Überlebende der letzten 'Elite'(?)-Einheit vermutet werden. Ich kenne Ranger-Taktik nur aus Computerspielen, diversen anderen Filmen, Büchern und Infomaterial verschiedener (halb)offizieller Websites, aber *das* ist mit Sicherheit nicht Taktik der US Army Rangers, ein Gebäude auf diese Art zu stürmen. Unterhaltsam ist dann auch der erste Feindkontakt: Die M16 wird mehr wie eine Heckenschere gehalten und auf die Idee, von der aufgesetzten Zielvorrichtung Gebrauch zu machen, kommt auch keiner – bei der Haltung der Waffe wäre das ohnehin unmöglich.
Trotz Munitionsknappheit werden wahllos (schlecht synchronisierte) Salven anstatt gezielte Einzelschüsse abgefeuert und getroffen wird auch nicht - Donald Rumsfeld würde von der Truppe das Lehrgeld wieder einfordern.
Weiter geht's dann mit einem einfliegenden Rettungshubschrauber, der aussieht, als könnten ihn stolze Neureich-Papis am Sonntag zum Ausflug mieten, mit Sicherheit aber nicht wie der Standard-US Army-Helikopter "Blackhawk", der wegen seiner Robustheit, Bewaffnung, Transportkapazität usw. auch in Geheimmissionen eingesetzt wird. Dadurch drängt sich der Eindruck auf, die Einsatzleitung hätte ohnehin das halbe Team zurücklassen/verlieren wollen, denn für das volle Team mit allen befreiten Geiseln und Gefangenen wäre in dem Hubschrauber niemals Platz. "Zurücklassen" ist ein schönes Stichwort, denn hier offenbart der Film einen seiner inhaltlich gröbsten Schnitzer: Im Ranger-Credo (der Leitfaden, der quasi als Morgengebet gesprochen wird und den jeder Ranger auswendig kann) heißt es: "I will never leave a fallen comrade to fall into the hands of the enemy" - "Ich werde niemals einen gefallen Kameraden in die Hände des Feindes fallen lassen". Wer die Doku zu "Black Hawk Down" gesehen hat, erinnert sich vielleicht, dass dort der Satz fiel: "You know, it was more important for them that we learned this then it was for them to teach us how to hold and shoot a weapon." Nun, genau genommen hält sich der Film ja auch daran: Es fällt nicht ein Kamerad in die Hände des Feindes, es sind sechs oder sieben (hab mir das Zählen erspart, es sind jedenfalls zu viele), die einfach zurückgelassen werden, ohne dass sich jemand auch nur nach ihnen umdreht. Abgesehen davon, dass drei der vier Soldaten, die bereits in der Eröffnungsszene fallen, ohne erkennbare Feindeinwirkung umkippen, bleibt einer (Jaenicke) am Leben, um ein "Haut ab!" in Richtung seiner Kameraden zu keuchen, die ohnehin bereits mehr oder weniger im Hubschrauber verschwunden sind, wobei uns Baldwin und Williamson noch extrem unecht aussehende, aufgeschminkte Verletzungen präsentieren.
Nach dieser Anfangsszene steht also bereits der erste Eindruck: Eine vollkommen unfähige Bande Proleten, ohne Korpsgeist, Treffsicherheit, Verständnis von militärischer Strategie usw. in einem schlecht choreographierten Schusswechsel.
Der Übersichtlichkeit halber die Story in der Kurzfassung:
Die "Rangereinheit" wird in ein südamerikanisches Dorf geschickt, um einen US-Diplomaten und ein paar Ranger-Kollegen aus der Hand eines Drogenbarons und seiner korrupten Regierung zu befreien. Dabei verliert sie einen ihrer Männer, dessen Folterung der Drogenbaron kameragerecht inszenieren und der Einheit per Videokassette zustellen lässt. Daraufhin wird die selbe (aus zwei Piloten, einem Sanitäter und vier Männern 'kämpfender Truppe' bestehende) Einheit noch einmal losgeschickt, um ihn rauszuholen, nebenbei den Drogenbaron zu beseitigen und seine Produktions- und sonstigen Anlagen zu zerstören, sowie das Volk des kleinen südamerikanischen Landes von der Tyrannei zu befreien. Dazu bekommt die Einheit einen F-117 Stealth Bomber, mit dem der Pilot, der Zugführer, sein Stellvertreter und der Sanitäter des Zugs ins Feindesland gebracht werden. Erwartungsgemäß geht bei der Rettung einiges schief, aber sämtliche weiteren "überraschenden" Wendungen der Story sind so unterhaltsam, dass jede Erwähnung eine zuviel ist. Dem schwachsinnigen Handlungsfaden setzt dann das typische Hollywood-Happy-End die Krone auf (Achtung: "Spoiler", als wäre hier was zu spoilen), als der Captain und seine Frau den Sohn einer gefallenen Freiheitskämpferin bei sich aufnehmen, weil die Frau des Captains leider keine eigenen Kinder kriegen kann...
Die Story ist also höchst durchschaubar und auch ansonsten nicht wirklich anspruchsvoll. wirklich peinlich wird’s dann aber mit der Inszenierung: Schlechte Synchronisation, kraftlose Explosionsdruckwellen, die Leute umwerfen, die gar nicht in Reichweite stehen, Erschossene, die nicht bluten, und dergleichen mehr. Warum dieser Film eine FSK18-Freigabe bekommen hat, ist mir auch nicht klar. Vielleicht ist man der Meinung, dass man volljährig sein muss, um so viel Mist zu ertragen? Andere Filme, etwa "Der Soldat James Ryan", boten in der TV-Fassung um 20:15 mehr Blut und glaubhaftere Verstümmelungen.
Das Fazit hierzu lautet also: Wer sich für Action mit Spezialeinheiten im feindlich gesinnten Ausland interessiert, der kommt an "Delta Force" mit Chuck Norris nicht vorbei. Wer sich für die Rangers und echte Rangertaktik usw. interessiert, für den ist "Black Hawk Down" Pflichtprogramm.
Dieser Film jedenfalls ist kaum die DVD wert, auf der er ausgeliefert wird - daran ändert auch die (im direkten Vergleich) relativ souveräne Darstellungsleistung Jaenickes nichts. Für diesen Film gehen beide Daumen runter. Es gibt besseres - und nicht wenig davon.
- Redakteur:
- Sebastian Hirschmann