Greifer, Der
- Regie:
- Philippe Labro
- Jahr:
- 1976
- Genre:
- Action
- Land:
- Frankreich
- Originaltitel:
- Alpagueur, L'
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05.12.2004 | 18:42"Der Greifer" ist ein weiterer Action-Klassiker des französischen Kinos, der im Rahmen der "Belmondo Edition" von e-m-s neu auf DVD erscheint. Wieder einmal nimmt Jean-Paul Belmondo die ihm auf den Leib geschneiderte Rolle eines kauzigen Einzelgängers an, sein Gegenspieler ist diesmal Bruno Cremer, der den meisten als Darsteller des Kult-Kommissars Jules Maigret bekannt sein dürfte, den Cremer in über 40 für das französische Fernsehen produzierten Filmen mimte. Ebenfalls eine Größe im französischen Film ist Regisseur Philippe Labro, der mit Belmondo im 1973er Thriller "Das Erbe" zusammenarbeitete.
"Das einzige Raubtier, das sich zu jagen lohnt, ist der Mensch. Er ist unberechenbar, bösartig und feige."
So lautet das Motto von Roger Pilard (Jean-Paul Belmondo), einem modernen Kopfgeldjäger, der von der Polizei beauftragt wird, wenn diese nicht weiterkommt oder legale Wege über die Bürokratie zu lange dauern würden. Und so verdient sich Pilard eine goldene Nase, wenn es darum geht, Rauschgiftschmugglern auf die Spur zu kommen oder auch einen korrupten Kommissar, der mit einem Zuhälterring zusammenarbeitet, auffliegen zu lassen. Seine Auftraggeber gewähren ihm ein Höchstmaß an Diskretion, auch wenn sich die Arbeit des "Greifers", wie Pilard sich nennt, im organisierten Verbrechen herumspricht.
Gleichzeitig versetzt ein Mann, der von allen nur "die Bestie" (Bruno Cremer) genannt wird, Paris in Angst und Schrecken: Mit Hilfe von jugendlichen Rowdys, die er nach getaner Arbeit tötet, raubt dieser Banken und Juweliergeschäfte aus und hinterlässt dabei nicht selten ein kleines Blutbad. Die "Bestie" zu finden, ist Pilards nächster Auftrag. Von Hilfe soll ihm dabei Costa Valdez (Patrick Fierry) sein, einer der von der "Bestie" engagierten Komplizen, den dieser nach einem geplanten Überfall aus Versehen hat leben lassen (keine Sorge, diese Aktion ist genauso fragwürdig verfilmt, wie sie sich anhört). Gemeinsam nehmen die beiden ungleichen Partner die Spur auf und treffen dabei auch auf reichlich Widerstand seitens der Polizei und diverser Schmugglerringe.
"Der Greifer" ist wieder einmal ein erstklassiger Actionfilm, der zwar nicht an die Genialität des fünf Jahre später erscheinenden "Der Profi" heranreicht, aber ohne Zweifel zu Belmondos besten Filmen gezählt werden darf. Die Story ist hierbei - wenn auch oberflächlich betrachtet ein wenig flach - mit viel Liebe zum Detail ausgearbeitet, wobei das Hauptaugenmerk auf dem Zusammenspiel von Belmondo und Fierry liegt. Im Gegensatz zu vielen von Belmondos späteren Filmen sehen wir den Hauptdarsteller hier in relativ wenigen Actionszenen, und auch die Rolle zeigt Unterschiede auf: Statt einem brummeligen Einzelgänger, der nur mit einer Pistole bewaffnet Verbrecher jagt und ab und zu einen coolen - und durch die deutsche Synchronisation ins Lächerliche gezogenen - Spruch vom Stapel lässt, sehen wir Belmondo in "Der Greifer" deutlich ausgereifter und überlegter agieren, auch die Wahl der Schrotflinte als alternative Waffe steht dem Franzosen gut zu Gesicht.
So ist lediglich die deutsche Synchronisation mal wieder einziger wirklicher Kritikpunkt des Films: Beispiel gefällig? Gerne: In einer Szene im Gefängnis sehen wir das erste Aufeinandertreffen von Pilard und Valdez. Letzterer muss dabei einige Lektionen lernen, von denen eine sich im Original wie folgt anhört:
Valdez: "Cigarette?"
Pilard: "Quatrième lection: Jamais fumer!" (deutsch: "Vierte Lektion: Niemals rauchen!")
Die deutsche Synchro zaubert dabei folgendes zu Tage:
Valdez: "Willst du eine Zigarette?"
Pilard: "Wer raucht ist schlecht und schubst alte Frauen vom Nachttopf"
Und so könnte man unzählige weitere fragwürdige Versuche aufzählen, die Rolle des Pilards mit mehr Humor zu füllen. Allesamt misslungen, und so bleibt wie bei den meisten Belmondo-Filmen die Empfehlung, die originale, französische Sprachfassung mit deutschen Untertiteln zu wählen, "Der Greifer" hat dies definitiv verdient.
Die DVD von e-m-s kommt wie in der "Belmondo Edition" üblich in deutscher und französischer Sprachfassung herüber, als Bonus gibt es Trailer und eine Bildergalerie. Sowohl Bild- als auch Tonqualität sind im guten Bereich angesiedelt, lediglich bei den actionreichen Szenen kommt der Ton zu dünn und stellenweise zu undifferenziert über die Boxen. Nichts aber, was den Filmgenuss messbar trüben würde.
- Redakteur:
- Christian Debes