Up!
- Regie:
- Russ Meyer
- Jahr:
- 1976
- Genre:
- Erotik
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Up!
1 Review(s)
15.11.2004 | 21:19Russ Meyer hat es geschafft, sich in den 60er und 70er Jahren als Kultikone zu etablieren. Er gilt als Vorreiter des Sexfilms und nahm in seinen Filmen gerne mal die Sexualmoral auf die Schippe. Im Alter von 82 Jahren starb er vor ein paar Monaten. Doch seine Filme und der Einfluss, den sie auf andere Filmemacher hatten, werden wohl nie sterben. Seinen vor-vorletzten Film "Up!" drehte er 1976.
In einer eigentlich friedlichen, weil ländlichen Gegend Amerikas wird Adolph Schwartz (Edward Schaaf) ermordet. Verdächtige gibt es wegen dessen Lebenswandel eigentlich genug, doch der ortsansässige Polizist Homer (Monty Bane) vertreibt sich seine Zeit lieber mit Verkehrsünderinnen, die auch ansonsten ziemlich sündig sind. Währenddessen kommt Margot Winchester (Raven De La Croix) in den Ort und bringt mit ihrer Oberweite die Kneipe von Alice (Janet Wood) wieder in Schwung. Doch einige unvorhergesehene Ereignisse bringen das Idyll aus dem Gleichgewicht und machen eine Beschäftigung mit dem Tod von Adolph Schwartz unumgänglich. Und plötzlich stellt sich heraus, dass kaum jemand im Ort der ist, für den er sich ausgibt.
Dass bei Sexfilmen kaum auf eine ausgetüftelte Story Wert gelegt wird, dürfte klar sein, aber was Russ Meyer uns hier vorsetzt, ist nicht nur vollkommen irrelevant für das, was gezeigt wird, sondern auch noch so konfus und wirr, dass man trotz der Zusammenfassungen der Geschehnisse, die Kitten Natividad in Funktion als griechischer Chor von Zeit zu Zeit zum Besten gibt, kaum den Überblick behält. Normalerweise wäre das bei einem Russ-Meyer-Film ja egal, weil der Schwerpunkt anders gelegt wird, aber in diesem Fall empfand ich die Story als extrem nervig und anstrengend. Eine einfacherer Story ohne allzu viele "Überraschungen" – die ohnehin nur dadurch entstehen, weil einfach alles, was dem Zuschauer vorgegaukelt wurde, sich plötzlich und unerwartet als falsch herausstellt – wäre dem Film dienlicher gewesen.
Ansonsten punktet der Film aber durch viele witzige und kurzweilige Einfälle. Das beginnt schon bei der Darstellung des Sexlebens des exil-deutschen Hitler-Verschnitts Adolph Schwartz, wo Meyer angefangen bei Fesselspielen bis Peitschenhieben nichts auslässt, um dieses als besonders pervers darzustellen, wobei das ganze mit mehr als bloß einem Augenzwinkern in Szene gesetzt wurde. Auch beim Rest des Films zeigt sich Meyer wieder mal von der einfallsreichen und frivol-spaßigen Seite; etwa, wenn er – wohl in Anlehnung an die Filme der damals aufgekommenen Hardore-Sex-Welle – Paare in den absurdesten Stellungen in Szene setzt, wobei er natürlich nie annähernd explizit wird.
Die Darstellerinnen sind auch bei "Up!" wieder nach dem Meyer-typischen Kriterium der großen Oberweite ausgesucht und sehen auch ansonsten ziemlich nett aus. Dass schauspielern aber nicht wirklich ihre Stärke ist dürfte klar sein. Sie sind mehr was fürs Auge und dementsprechend auch von Meyer geschmackvoll in Szene gesetzt. Weniger geschmackvoll sind allerdings wieder einmal die Gewaltszenen des Films. Wie auch bei vielen seiner anderen Filme setzt Meyer nämlich wieder auf Gewalt als Unterhaltungselement. Das dürfte nicht jedermanns Sache sein, aber ein Russ-Meyer-Film ist ohnehin nie jedermanns Sache. Und so dürfen sich die Fans auf einige Beilattacken und sogar eine kleine Einlage freuen, in der eine Kettensäge durch Fleisch schneidet.
Russ Meyer präsentiert mit "Up!" wieder ein buntes Gemisch aus nackter Haut, frivolem Sex und Gewalt. Man bekommt also, was man von einem solchen Film erwartet. Durch die nervige Story verleidet Meyer aber den Zuschauer vieles vom Spaß, weshalb er nach meiner Meinung nicht unbedingt zu seinen besten zählt, aber beileibe auch nicht zu seinen schlechtesten.
Die DVD von WVG präsentiert den Film in einer allenfalls mittelmäßigen Bildqualität, der man das Alter des Masters ansieht. Außerdem muss man sich mit der deutschen Synchronfassung begnügen, und Extras gibt es auch keine.
- Redakteur:
- Andreas Fecher