Milano Kaliber 9
- Regie:
- Fernando Di Leo
- Jahr:
- 1972
- Genre:
- Action
- Land:
- Italien
- Originaltitel:
- Milano Calibro 9
1 Review(s)
31.10.2004 | 10:46"Milano Kaliber 9" gehört der viel gerühmten Reihe der sogenannten "Poliziotti"-Filme an, die Anfang bis Mitte der Siebziger in Italien die Runde machten und dabei meistens auch recht prominent besetzt waren. Und mit Gastone Moschin, Mario Adorf und Barbara Bouchet kann sich auch die Besetzung von "Milano Kaliber 9" sehen lassen, sind dies doch alles Schauspieler, welche über die italienischen Landesgrenzen bekannt, teilweise sogar berühmt waren bzw. es immer noch sind. Entsprechend hoch dürfen die Erwartungen an diesen Film sein, und ich darf es vorwegnehmen: "Milano Kaliber 9" ist definitiv einer der besten Streifen seines Genres!
Story:
Nach drei Jahren wird Ugo Piazza wegen guter Führung frühzeitig aus dem Gefängnis entlassen, doch bevor er sich überhaupt wieder an seine Rolle als freie Person gewöhnen kann, suchen ihn auch schon wieder seine alten Weggefährten von der Mafia auf, die noch eine Rechnung mit ihm zu begleichen haben. Dieser war nämlich damals an einem groß angelegten Raubüberfall beteiligt gewesen, dessen Beute aber nie aufgetaucht ist. Die Organisation des sogenannten Amerikaners glaubt, dass Ugo sich freiwillig hat hinter schwedische Gardinen setzen lassen, damit er die Aufmerksamkeit von den insgesamt 300.000 Dollar weglenken kann, doch die Schergen des Amerikaners, allen voran der durchgedrehte Schläger Rocco Musco (Mario Adorf), sind nach wie vor darauf erpicht, ihren Anteil von der fetten Beute abzustauben.
So verfolgt die Organisation Piazza auf Schritt und Tritt und erhofft sich so, durch Ugo's unfreiwillige Mithilfe an den Betrag zu kommen. Doch auch die Polizei ist hinter Piazza her, da sie glaubt, dass dieser sie über die Beschaffung des Geldes zu den gesuchten Verbrechern führen wird. Es beginnt ein Spießrutenlauf durch die Unterwelt Mailands, bei dem Piazza schließlich ganz auf sich alleine gestellt ist.
Bewertung:
Was mir an "Milano Kaliber 9" besonders imponiert hat, ist die schauspielerische Leistung der beiden Hauptdarsteller Mario Adorf und Gastone Moschin. Ersterer zeigt sich als völlig verrückter Psychopath ohne jegliche klare Linie und wirkt dadurch unberechenbar. Adorf erfüllt diese Rolle sichtlich mit Freude und kann sich perfekt in sie hineinversetzen, so dass er selbst der hübschen Barbara Bouchet die Show stiehlt. Fast noch besser kommt Gastone Moschin als Ugo Piazza weg. Stets umgibt ihn eine mysteriöse Aura, die dafür sorgt, dass auch er vollkommen unberechenbar ist, und dadurch, dass er den totalen Kontrast zum eher aufdringlichen Adorf bildet, schafft er es auch, die Spannung über die gesamte Spielzeit deutlich mitzugestalten.
Doch nicht nur die Schauspieler wissen zu gefallen, auch die tolle Begleitmusik von Oscar-Gewinner Riz Ortolani ("Mondo Cane") trägt zum Gelingen dieses Films bei und unterstreicht die fesselnde Stimmung so mancher Szene. Die Handlung an sich ist relativ simpel aber dennoch nicht durchschaubar gestaltet, so dass die Spannung zu keiner Sekunde nachlässt.
Nicht umsonst wird "Milano Kaliber 9" als einer der besten Streifen seines Genres gehandelt, denn hier stimmt sowohl die knallharte Action als auch die fiese Ausstrahlung der als Schurken agierenden Schauspieler. Man munkelt sogar, dass sich Leute wie John Woo und Quentin Tarantino von diesem Streifen haben inspirieren lassen, und nimmt man die partiell zu beobachtende Brutalität als Maßstab, dann kann man sich das sehr gut vorstellen. Ich für meinen Teil, kann den Film jedenfalls nur an Freunde der Poliziottis weiterempfehlen und betone noch ein weiters Mal die herausragende schauspielerische Leistung.
Die DVD von "Milano Kaliber 9" erscheint über Koch Media und kommt mit einem recht scharfem Bild daher, bei dem lediglich einige Kontraste (besondes in der zweiten Hälfte des Films) nicht überzeugen können. Mehr auszusetzen gibt es da schon beim Ton, der irgendwie ziemlich schwach ausgefallen ist. Vor allem bei den Schlägereien und Schießereien rauscht es doch ganz gealtig, und auch die Synchronisation passt nicht immer, so dass man manche Schläge schon hören kann, bevor sie überhaupt getätigt worden sind. So kann man schlussendlich sagen, dass das Bild sehr gut, der Dolby Digital 2.0-Ton aber ziemlich schlecht geworden sind.
Ebenfalls mager ist das Extramenü, bei dem es lediglich einen Kinotrailer zu bestaunen gibt.
Vom gelungenen Film soll das alles zwar nicht ablenken, aber den Genuss trübt es schon ein wenig. Trotzdem bleibt mein Fazit: "Milano Kaliber 9" ist absolut sehenswert.
- Redakteur:
- Björn Backes