Starsky And Hutch
- Regie:
- Todd Phillips
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Komödie
- Land:
- U.S.A.
1 Review(s)
28.09.2004 | 12:59Die 70er sind wieder cool!
Die Wiederkehr von blonden Stereotypen, unmöglichen Farbkompositionen und der zu gleichen Teilen schrillen wie nervigen Popmusik ist in nahezu allen Mainstreammedien zu beobachten. Gerade wo sich die Entwicklung von Popkultur und den kommerziellen Medien immer mehr verflachte, und wirklich neue Ideen immer abgedrehter sein mussten, um überhaupt zur Kenntnis genommen zu werden, sucht man in der Vergangenheit nach Erfolgsrezepten oder nach Material, dass sich billig aus dem eigenen Archiv vermarkten lässt (erkennbar an der verzweifelten Suche der TV-Programmmacher nach Abwechslung: Rock und Punk jenseits von LINKINPARK und THE OFFSPRING ist plötzlich wieder in).
Das Remake von "Starsky und Hutch", einer amerikanischen Serie um zwei chaotische Cops, welche die typischen Gegensätzlichkeiten trennt und bindet, ist dabei nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Normalerweise klingeln bei Remakes die Alarmglocken bei mir, denn diese sind normalerweise nur dazu da, um möglichst unaufwendig möglichst viel Kohle für Aktienkurse und teure Prestigeprojekte einzusammeln. An diesen Film bin ich natürlich auch nicht ohne die üblichen Vorurteile rangegangen, durfte mich aber des besseren belehren lassen (bei solchen Momenten liebt man es, im Unrecht zu sein). So ist der Film in Machart und Tempo etwas verstörend und stückhaft geraten, was aber in diesem Fall gerade das erfrischende ausmacht: keine Story die man schon nach den ersten fünf Minuten herunterbeten kann, Charaktere die sich ausnahmsweise mal völlig untypisch verhalten und eine ordentliche Prise Ironie, die den Film vor der üblichen Selbstbeweihräucherung rettet.
Dabei lässt "Starsky und Hutch" im ersten Moment durch seine Besetzung auf das typische Mainstreamkino schließen: Ben Stiller, Owen Wilson und Snoop Dog als Publikumsmagneten, mit Carmen Elektra gibt's was für's Auge, Vince Vaughn und Juliette Lewis stellen die Independent-Fraktion, die bei der PR immer mehr an Bedeutung gewinnt (der Underground ist schließlich auch im Kommen), und Chris Penn stellt die Fraktion der bekannten Gesichter, die man hier und da immer wieder sieht, denen man aber nie wirklich große Rollen zutraut.
Die Interviews, die vor dem Release des Films gegeben wurden, ließen auch eher auf Weichspülkino schließen, denn die Schauspieler plauderten brav ihre "ich find die 70er eh so toll" und "Starsky und Hutch waren meine Kindheitshelden"-Sprüchlein ab.
Der Plott des Films ist dabei nicht wirklich neu (Hah! Mag einer sagen, der daran denkt, dass die Serie nunmal auch schon fast 30 Jahre alt ist. Dass der Film mit der Serie ausser den Figuren nichts gemeinsam hat, sollte man dann aber ruhig auch wissen). Drogenboss erschießt schlampigen Handlanger, weil der ein Flugzeug mit Drogen im Wert von 600.000 'verloren' hat (die Inflation auf dem Rauschgiftmarkt wurde auch rückgängig gemacht, heutzutage schocken nur noch Milliarden), die Leiche wird gefunden, der Polizeichef setzt den streberhaften Starsky mit dem chaotischen Hutch zusammen auf den Fall an, die beiden verkrachen sich erst ordentlich, raufen sich zusammen, werden Freunde, versauen ein paar Chancen, verkrachen sich wieder heftig, raufen sich zusammen und machen den Bösewicht am Ende platt.
Simpler geht's nimmer, soll's auch net, denn das Zusammenspiel der Charaktere braucht keine tiefgründige Story. Mit einer Portion unschuldigem Charme bewegen sich die Darsteller durch die Story, ohne allzu stark ins Klischee abzudriften. Dass Komik nicht gleich Klamauk ist, wird hier wunderbar vorgeführt, wenn die Schauspieler, die ihre Rollen ernst vortragen, mit den aberwitzigsten Situationen konfrontiert werden.
So kauft man Ben Stiller, von dem man bisher nur gewohnt ist, wie er immer wieder einen derbe auf den Deckel bekommt und sich klaglos mit Hundeblick seinem Schicksal ergibt, den peniblen Streberbullen sofort ab, Wilson hat mit der Darstellung von Ben Hutchinson noch weniger Probleme, da er eigentlich einfach nur die Rolle des lässigen Who-Cares?-Typen spielt, den er in knapp 90% seiner Filme darstellen durfte.
Routine stellt sein Charakter auch für Snoop Dog dar, der mit dem straight abgehobenen Huggy Bear nichts anderes spielt, als sich selber, nur Vince Vaughn erscheint als Drogenboss Feldmann leicht unterfordert.
Natürlich ist der Film seichtes Popcornkino, seichte Action, seichte Dialoge, einfach leicht zu verdauen. Jedoch bringen die nicht übertriebenen Pointen und Anekdoten des Films jede Menge Atmosphäre ein, was aus dem Film ein Erlebnis macht das man nicht nachher als 'sehen, lachen und vergessen' abstempelt.
Sehr gelungene Abwechslung zum Retro-Einheitsbrei der aktuellen Tage.
Die DVD ist natürlich mit den gängigen Audiostandards ausgestattet, als Extrabeilage gibt es eine "Fashion Session" mit Snoop Dog, der die Mode der 70er vorführt, zusätzliche und vermasselte Szenen und die obligatorischen Interviews.
- Redakteur:
- Michael Kulueke