Letzten Amerikaner, Die
- Regie:
- Walter Hill
- Jahr:
- 1981
- Genre:
- Action
- Land:
- USA / Schweiz / Großbritannien
- Originaltitel:
- Southern Comfort
1 Review(s)
27.09.2004 | 16:56Der Regisseur Walter Hill gilt als Spezialist für Actionfilme. Bereits mit seinen frühen Filmen, die er Ende der 70er Jahre inszenierte – "Driver" (1978) und "The Warriors" (1979) – konnte er in dieser Hinsicht punkten. Seinen Durchbruch hatte er aber wohl im Jahre 1982 mit "48 Hrs." ("Nur 48 Stunden"), dem Prototypen des Buddy-Movie mit Eddie Murphy und Nick Nolte. Dazwischen drehte er noch "Die letzten Amerikaner", dem ich mich hiermit näher widmen möchte.
Ein Trupp von US-Army-Reservisten durchstreift bei einem Übungsmanöver die Sümpfe Lousianas. Man ist nicht ganz mit Ernst bei der Sache, sondern sehnt sich eher nach dem Wochenende und der damit verbundenen Ablenkung mit bezahlten Damen. Und so beschließt man zur Erleichterung bei der Überquerung eines zum See gewachsenen Kanals, drei Boote von einer nahegelegenen Behausung zu "leihen". Diese gehören jedoch den Cajuns, den französischsprachigen Bewohnern der Sümpfe, die von einem der Soldaten mit einer Salve Platzpatronen begrüßt werden, als sie am Rande des Sees auftauchen und den paddelnden Soldaten nachblicken. In Verkennung der Situation schießen sie zurück – mit scharfer Munition. Der Kommandant der Truppe wird tödlich getroffen, und im entstehenden Chaos kentern die Boote und wichtige Teile der Soldatenausrüstung wie Funkgerät und Kompass versinken im Wasser. Sgt. Casper (Les Lannom) übernimmt die Führung und versucht nun, die anderen zurück zum Lager zu führen. Dabei erweist er sich als ähnlich unfähig, wie bei dem Versuch, seine Männer zusammenzuhalten. So gibt es immer mehr Spannungen zwischen dem brutalen, auf Rache sinnenden Lonnie Reece (Fred Ward) und den eher kühl kalkulierenden Soldaten Spencer (Keith Carradine) und Hardin (Powers Boothe). Als die Truppe einen einzelnen, einarmigen Cajun (Brion James) gefangen nimmt, eskaliert die Situation und einer der Männer sprengt in einem Rachewahn dessen Haus. Von da ab wird der Trupp trotz des Gefangenen nach und nach von im Verborgenen agierenden Cajuns dezimiert.
Ein unsichtbarer Feind, eine Landschaft, die an einen Dschungel erinnert, noch dazu gespickt mit Fallen, und mittendurch tappt ein Trupp US-Soldaten – ganz klar, "Die letzten Amerikaner" ist eine Parabel auf den Vietnamkrieg. Dabei war es ganz geschickt, das ganze in heimische Gefilde zu verlagern, weil man sich so des für die Anliegen des Films unnötigen Ballastes, nämlich der politischen Dimension des Konfliktes, entledigen konnte, um sich auf das zu konzentrieren, worum es in dem Film letztendlich wirklich geht. Und das ist bei einem Film von Walter Hill ganz gewiss nicht nur vordergründige Action, sondern vielmehr der Versuch, die Spannungen und Konflikte innerhalb des Trupps glaubhaft darzustellen – ein Psychogramm einer soldatischen Einheit also.
So verwundert es auch kaum, dass wir es mit neun mehr oder weniger detailliert ausgearbeiteten Charakteren zu tun haben, die alle ein breites Spektrum an Facetten innehaben. Dabei wird allerdings auch mit Überzeichnungen gearbeitet, um die Konflikte klarer herausarbeiten zu können. Das mag bei manchen Charakteren etwas störend wirken und hätte sicherlich auch besser gelöst werden können, letztlich ist die Dynamik innerhalb der Gruppe aber glaubhaft umgesetzt worden.
Das liegt zu einem guten Teil auch an den dargebotenen Darstellerleistungen, von denen ich vor allem die Einzelleistung von Powers Booth hervorheben möchte, der den Neuen innerhalb der Gruppe glaubhaft verkörpert. Ansonsten weiß speziell das Zusammenspiel aller zu gefallen, wobei jedoch einige Darsteller wie Fred Ward in einer für ihn typischen Haudegen-Rolle doch etwas blass wirken.
Dank der gelungenen Atmosphäre der ständigen Bedrohung, die auf die Soldaten wirkt, werden einzelne Aspekte von deren Handlungen auch für den Zuschauer nachvollziehbar. Einige extreme Handlungen - wie die Folter des Gefangenen – erscheinen im Kontext zumindest verständlich, aber dadurch keineswegs akzeptabler. Vor allem das Misstrauen gegenüber Fremden, das die Übriggebliebenen gegen Ende empfinden, wird aber dann auch so vom Zuschauer empfunden, was an sich schon eine erschreckende Erkenntnis ist. Dass bei einem derartigen Versuch der Psychologisierung auf Non-Stop-Action verzichtet wird, dürfte klar sein, doch die Actioneinlagen, die der Film zu bieten hat, sind dank der dichten Inszenierung Walter Hills durchweg gelungen. Außerdem kann der Film klar in punkto Spannung und Atmosphäre punkten. Insbesondere das Ende ist durch nervenaufreibende Spannung gekennzeichnet.
Am Ende bleibt mir nur, ein positives Fazit zu ziehen. "Die letzten Amerikaner" zählt nicht zu Unrecht zu den Klassikern des Action-Kinos, was vor allem auch daran liegt, dass er sich viel Zeit lässt, die Charaktere darzustellen, und statt pausenlosem Geballer auf gezielt eingesetzte Action setzt. Zudem weiß er durch die geschickte Parallelenziehung zum Vietnamkonflikt zu gefallen. Für anspruchsvolle Genre-Freunde also eine klare Empfehlung.
Auf der doppelseitigen DVD von E-M-S befindet sich der Film sowohl im originalen, anamorph abgetasteten Widescreen- als auch im beschnittenen 4:3-Format mit deutschem oder englischem Ton - jeweils in Stereo. Als Extras gibt es nur den Trailer und eine Texttafel-Biographie zu Walter Hill.
- Redakteur:
- Andreas Fecher