Die, Monster, Die! - Das Grauen auf Schloss Witley
- Regie:
- Daniel Haller
- Jahr:
- 1965
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
1 Review(s)
01.10.2004 | 18:19Was würde wohl Howard Phillips Lovecraft zu einem Film wie "Die, Monster, Die!" sagen, der sich von dessen Geschichte "Colour Out Of Space" inspirieren lassen hat. Wahrscheinlich müsste der düstere Erfinder des legendären Cthulhu-Mythos milde lächeln. Denn Regisseur Daniel Haller macht in seiner Lovecraft-Interpretation von 1965 einen reichlich durchschnittlichen und vorhersehbaren Streifen, der es aber immerhin schafft, manchmal unfreiwillig komisch zu wirken. Der Beginn ist dabei schon Klischee pur: Der Amerikaner Stephen Reinhart (Nick Adams) will seine englische Freundin Susan (Suzan Farmer) besuchen. Als er in ihrem Dorf ankommt und nach dem Weg fragt, erntet er böse Blicke, keine Antworten und viel finsteres Schweigen. Noch nicht einmal ein Fahrrad möchten die Dorfbewohner dem Typen aus Übersee leihen. Ok, also gehts per pedes zum Anwesen der Witleys, einem alten Schloss, dass irgendwo im Wald liegt. Bodennebel wabert, die Eingangstür knarrt. Die Bewohner des Anwesens entpuppen sich sofort als äußerst zwiespältige Zeitgenossen: B-Movie-Spezialist Boris Karloff spielt Papa Nahum Witley, daneben existiert noch ein verrückt aussehender Butler namens Merwyn (Terence de Marney) - beide wollen den Gast so schnell wie möglich wieder loshaben. Die zombieeske Mama Witley (Freda Jackson) ist eigentlich auch zu Hause, nur verbringt sie den lieben langen Tag in einem mit Vorhängen von der Sonne abgeschnittenen Bett. Wenn das 'mal nicht Spaß und Aktion verspricht, vor allem, wenn Master Stephen auch noch ein Buch mit dem Titel "Cult Of The Other Ones" findet und gleichzeitig schwarze Gestalten am Fenster auftauchen?! Irgendwann stolpern dann Stephen und seine geliebte Susan in das Gewächshaus. Dort hat sich inzwischen ein obskurer Garten Eden mit Riesentomaten, tierischen Anomalien und bösen Schlingpflanzen entwickelt. Und überall liegen selbstleuchtende Steine...
"Die, Monster, Die!" ist Trash. Derber Trash. Die Story ist in etwa so logisch wie die Denkprozesse eines Patienten mit Alzheimer im Endstadium. Warum ist der Butler plötzlich ein Häufchen Asche? Was soll das Buch? Was will uns der vorige Besitzer von Schloss Witley sagen, der immer wieder erwähnt wird? Und wie ist eigentlich diese Mutter bloß drauf? Jenseits solcher Fragen nach dem Sinn einer Handlung löst der Film knapp 40 Jahre nach seiner Entstehung immer wieder ordentliche Grinser aus. Zwar sind die Trickeffekte für die damalige Zeit recht gut, aber man sieht ihnen doch die Liebe zum Detail immer noch genauestens an, speziell bei den Feuerwerksexplosionen. Boris Karloff rockt genauso gut, trägt er doch dann irgendwann eine Art Alufolienanzug. Göttlich, solch ein verstrahltes Monster! Bei den Kameraperspektiven haben sich die Filmmacher ebenfalls Mühe gegeben und verwenden nicht bloß die 08/15-Sichten der damaligen Zeit. Die Musik des Films beschränkt sich dagegen fast nur auf waberndes Konzert-Spannungstosen. Dafür wirkt das Intro des Films mit seinen vielen Farben fast schon psychedelisch. Deshalb ist "Die, Monster, Die!" auch ideal für Anbeter der berühmt-berüchtigten C...-Pflanze geeignet, wahlweise in den Sprachen deutsch, englisch, französisch oder italienisch, mit zusätzlichen Untertiteln in schwedisch, niederländisch und russisch. Geil, da lernt man was. Und gleichzeitig darf man eine coole Mischung aus abstruser Fantasy und tumbem Horror bestaunen, als Referenzwerk in diesem Genre dient hier aber immer noch das alte Computeradventure "Maniac Mansion." Wer das Spiel mochte, der wird auch "Die, Monster, Die!" mögen. Der Rest der Horrorgemeinde darf es dagegen H.P. Lovecraft gleichtun und weiterschlafen. Gute Nacht!
- Redakteur:
- Henri Kramer