Vlad - Das Böse stirbt nie
- Regie:
- Michael D. Sellers
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Vlad
1 Review(s)
13.09.2004 | 12:33Blut, Sex und Bodennebel. "Vlad - das Böse stirbt nie" heißt eine der geschätzten 666.666 Verfilmungen des Dracula-Mythos. Die 2003er-Version von Graf Spitzzahn ist dabei in etwa so gruselig wie der allseits beliebte Zeichentrick-Elefant Dumbo. Und das, obwohl die Idee des Films durchaus reizvoll ist. Denn eigentlich geht es um den historischen Vlad, den Pfähler - also jenen rumänischen Grafen, der im 15. Jahrhundert erfolgreich den Angriffen der Türken trotzte und dabei zum Teil die gesamte Bevölkerung feindlicher Ortschaften grausam abschlachten ließ. Mit dieser bizarren Figur europäischer Geschichte beschäftigen sich am Anfang des Films auch vier Studenten, gemeinsam sollen sie eine Forschungsreise in die Karpaten unternehmen. Was sich nach einer coolen Zeit anhört, entpuppt sich bald als Horrortrip. Denn Gruppenmitglied Linsey (Monica Davidescu) trägt eine seltsame Halskette mit sich herum. Das Schmuckstück gehörte früher aber ausgerechnet einmal dem guten Vlad Dracul (Francesco Quinn). Und peng, natürlich erwacht der alte Knabe wieder, und peng, natürlich muss er sich erst einmal an jedem Menschlein rächen, dass ihm unter die Augen kommt. Auf DVD-Verpackungen steht an solchen Stellen meist ein bedeutungsschwangerer Satz, etwa "Ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit beginnt..."
Doch mit Dynamik oder Action hat "Vlad - Das Böse stirbt nie" in etwa soviel zu tun wie Rumänien mit den Bahamas. Was ein grandioses Historienspektakel über das Leben und Wirken eines morbid-kranken Herrschers hätte werden können, fällt besonders in den letzten 45 Minuten sang- und klanglos in sich zusammen. Regisseur Michael D. Sellers ist sich noch nicht einmal zu schade, in den Streifen einfach ein paar bekannte Filmzitate einzubauen und diesen Klau auch noch ernst zu nehmen: "Hört ihr sie rufen, die Kinder der Nacht, welch' süße Musik sie machen!" Huihuihui, ich versteck' mich gleich im Schrank! Gleichzeitig lassen etliche Nebenhandlungen das eigentliche Thema des Films in den Hintergrund treten, der rote Handlungsfaden liegt wohl irgendwo unter dem ständig präsenten Bodennebel. Da versuchen zum Beispiel zwei Geheimorganisation in der ersten Hälfte des Streifens an diese ominöse Halskette von Vlad zu kommen: Ab der Mitte des Streifens spielen diese Kunden überhaupt keine Rolle mehr. Auch andere Handlungsschnitzer lassen vermuten, dass der Regisseur sein Publikum für mehr als beschränkt halten muss. Da werden gleich lange unbefestigte Wege von verschiedenen Leute in unterschiedlichen Geschwindigkeiten zurückgelegt: Die Truppe Studis schafft es in zwei Tagen, ein einzelner Typ in nur drei Stunden. Logik, wo hast du dich nur verkrochen? Die einzigen stimmungsvollen Momente besitzt "Vlad - Das Böse stirbt nie" durch feine Wolfsaufnahmen und einen Schuss düstere Erotik, die aber irgendwann auch nur noch verkrampft vor sich hinstöhnt. Gleichzeitig strahlt Obermotz Vlad den Charme eines Russenpanzers aus. Der Typ benimmt sich nach seiner Reinkarnation unter die Lebenden lächerlich, unreif und eher wie ein Werwolf, nicht so erhaben und würdevoll wie ein Vampir. Die Musik dudelt dazu im Hintergrund auf bewährte Horror-Waber-Art, solche Melodien müssten 'mal in einem Schlafwagen der Deutschen Bahn laufen - Entspannung wäre garantiert. Dafür ist bei "Vlad - Das Böse stirbt nie" etwas anderes im Filmpreis enthalten: Zwei Aldi-Tüten mit Langweile. Und auf der DVD ein paar Trailer. Dazu noch am Ende des Films eine extraeklige Portion Schmalz, wahrscheinlich direkt aus dem Ohr einer karpatischen Bergziege. Wem's gefällt...
- Redakteur:
- Henri Kramer