Bismarck, Die
- Regie:
- James Cameron
- Jahr:
- 2002
- Genre:
- Dokumentarfilm
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- James Cameron's Expedition Bismarck
1 Review(s)
10.09.2004 | 11:37Filmemacher James Cameron (u.a. "Titanic", "Alien", "Terminator II" und "Black Hawk Down") wandelt auf den Spuren von Robert D. Ballard und organisiert eine ausführliche Tauchfahrt zum berühmtesten, deutschen Wrack. Da die erste Erforschung des Schiffes unter erschwerten Bedingungen bereits im Jahr 1989 stattfand und heute die Technik wesentlich weiter ist, verspricht die DVD spektakuläre und bessere bewegte Bilder, als die "nur guten" Fotografien der ersten Expedition. Wie schon bei den Dreharbeiten zu "Titanic" lässt sich der Maestro höchst persönlich dazu herab, mit den beiden russischen Tauchbooten "Mir 1" und "Mir 2", dem Schlachtschiff mehrere ausgedehnte Besuche abzustatten. Im Gepäck Technik vom Feinsten, Überlebende der Schlacht und ein Haufen Wissenschaftler. Somit eignet sich diese filmische Dokumentation hervorragend als Ergänzung zum Buch des Titanic-Entdeckers Ballard.
Sink the Bismarck! - Kritik
Nicht erst seit seinem Besuch auf dem Wrack der Titanic für die Dreharbeiten am gleichnamigen Film hat James Cameron ein Faible für den Meeresboden entwickelt. Schon bei "The Abyss" wagte er sich in die filmische-fiktive Dunkelheit der Tiefsee. Seither wandelt er gerne auf den Spuren von Dr. Robert D. Ballard – dem Entdecker der Titanic und auch der Bismarck – um berühmten Wracks seine Aufwartung zu machen und Dokumentationen darüber zu fabrizieren. Glücklicherweise verzichtet er auf Hollywoodkitsch, obwohl er seine Expedition mit hochwertigen, animierten Tricksequenzen, Überblendungen und nachgespielten Szenen würzt. Das macht die Umstände des Untergangs und die Zuordnung vom Trümmerteilen bzw. Positionen am Wrack für den Zuschauer deutlicher und anschaulicher. Überhaupt hat Cameron hochwertiges Equipment dabei, sowohl was die Unterseeboote, deren frei und unabhängig einsetzbaren Roboterdrohnen und nicht zuletzt Licht- und Kameraausrüstung angeht. Die Technik hat sich seit der ersten Untersuchung des Wracks durch Ballard im Juni 1989 sichtlich und merklich weiterentwickelt.
Hier merkt man den Unterschied zwischen dem Filmregisseur und dem etwas trockenen und den in der Öffentlichkeit in die Kritik geratenen, selbstdarstellerischen Meeresgeologen Ballard. Gut, der muss auch die Werbetrommel rühren, um für eine jede Exkursion das nötige Kleingeld zusammen zu bekommen, während Cameron genug Kohle hat, sich selbst zu finanzieren. Bemerkenswert finde ich jedoch, dass der eigentliche Entdecker (und auch seine Theorien und Erkenntnisse zum Untergang, auf die sich Cameron hauptsächlich stützt) mit keiner Silbe erwähnt wird – für eine Dokumentation eigentlich eine ziemlich schwere Unterlassungssünde. Die Dokumentation vermittelt jedenfalls den Eindruck, als wäre Cameron dem Wrack auf die Spur gekommen und der rekonstruierte Hergang des Untergangs bis zum Aufschlag auf dem Grund wäre auf seinem Mist gewachsen, was freilich nicht stimmt. Dies ist nicht die erste bemannte Tauchfahrt zur Bismarck. Nicht dass das offen behauptet wird, man verschweigt diese Tatsachen einfach geflissentlich. Ob die beiden sich einfach nicht grün sind, ist mir nicht bekannt.
Dank der eingesetzten und verbesserten Technik darf sich Cameron aber durchaus auf die Fahnen schreiben, dass er die bislang längste und gründlichste Expedition zum Schlachtschiff unternommen hat. Die Besatzungen von zwei U-Booten sehen nicht nur mehr und unterstützen sich mit ihren leistungsstarken Scheinwerfern gegenseitig, beide verfügen auch über innovative, fernsteuerbare Drohnen, mit denen sie bis ins Innere des Schiffs vordringen können. Das ist auch nicht unglaublich neu, doch deren Konstruktion und Manövrierfähigkeit hat sich drastisch verbessert, was spektakuläre Aufnahmen und Perspektiven erlaubt, die vorher so nicht möglich waren. Die Qualität der Bilder ist mit den verwendeten Kameras gestochen scharf, auch das ist der neueren Technik und natürlich dem hohen Anspruch Camerons an sich selbst als Filmemacher zu verdanken. Bis es jedoch soweit kommt, rekapituliert er aber zuvor die Geschichte mit Original-Aufnahmen, Zeitzeugen, nachgestellten Szenen und einer Menge CGI-Tricktechnik. Das nimmt etwa die Hälfte der 90 Minuten der Laufzeit ein.
Als quasi-wissenschaftlicher Aufhänger dient die Frage, ob die Torpedos der Dorsetshire dem Giganten letztlich den Todesstoß versetzt haben – das behaupten die Briten stolz – oder ob die Besatzung den Pott selbst versenkte. Des weiteren will man klären, welchen Schaden der verhängnisvolle Angriff mit Swordfish Torpedoflugzeugen anrichtete, aufgrund dessen die Ruderanlage ausfiel und welcher die Bismarck erst in die Fänge der britischen Flotte geraten ließ. Das ganze überzogene Heckmeck, wer denn nun das Schiff versenkt hat halte ich für Quatsch, denn abgesoffen ist schließlich abgesoffen und den über Tausend Opfern dieser Schlacht ist das wohl auch schnurz. Sie sind tot. Auch den reißerischen Untertitel der DVD: "Geheimnisvolle Expedition zur deutschen Titanic" finde ich äußerst unpassend, denn das eine war ein ziviles Passagierschiff, dessen tragischer Untergang ein unglücklicher Unfall gewesen ist, bei der 'Bismarck' jedoch handelt es sich um ein Kampfschiff, worauf man per se jede Sekunde mit dem gewaltsamen Tod rechnen musste. Schlimm genug, als dass man jetzt auch noch solcherlei Vergleiche anstellen muss, um Zuschauer zu locken.
Geringer Tiefgang - DVD und Bonusmaterial
Hier kann ich es erfreulicherweise sehr kurz machen, denn obwohl die DVD handwerklich anständig ausgefallen ist, bietet sie natürlich nicht den ganzen Schnickschnack, der bei Spielfilmen heutzutage beinahe unverzichtbar ist. Also Dolby Digital gibt's zwar bei der deutschen Tonspur, nur ist mir der Sinn bislang verborgen geblieben, das PCM-Stereo der englischen Spur reicht bei einer Doku vollkommen aus. Kein Widescreen-Format...oder doch: Das Bildformat in 4:3 LB ist das, was ich gerne als "Pseudo-Widescreen" bezeichne, denn obwohl eigentlich nicht im 16:9 vorliegend, kann man mit entsprechend ausgestatteten Fernsehgeräten und Playern auf Breitbild stellen, ohne dass Bildteile abgeschnitten werden oder Verzerrungen auftreten. Das ist zwar nicht ganz das Gleiche, wie richtiges Widescreen, aber immerhin besser, als normales TV-Format. Bild- und Tonqualität gehen soweit in Ordnung, auch wenn meine Ohren ein leises Hintergrundrauschen vernehmen.
Das Bonusmaterial ist nicht besonders üppig, mehr als eine 25 minütige Doku zur Doku ist nicht drauf und die auch nur im O-Ton ohne Synchro. Untertitel sollen angeblich dabei sein, doch irgendwie weigert sich mein Player, auf die Subtitle-Taste zu reagieren. Mich störts nicht, so wahnsinnig interessant ist das Material auch nicht und die Interviewten sprechen ein sauberes Englisch. Cameron plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen was seine Beweggründe und die Vorbereitungen des Trips angeht. Man erfährt, wie man an dem Eqiupment gefeilt hat und so weiter und sofort – kann man sich einmal rein tun, ist aber alles andere als lebenswichtig. Lustigerweise steht der O-Ton Track des Hauptfilms auch unter "Bonusmaterial", wer im DVD-Menü den Punkt "Sprachen" vermisst, sollte mal hier hineinschauen. Sowas hab ich bei noch keiner mir bekannten DVD erlebt.
Wenn einer eine Reise tut... - Fazit
Offensichtlich hat Cameron seine Liebe zur Dokumentation gefunden, denn dies ist nun schon das zweite berühmte Wrack, dass er persönlich besuchte. Was er dabei an Equipment auffährt ist schon beachtlich und kostet einen Batzen Geld. Dabei wird er nicht einmal gesponsert, sondern latzt alles grinsend aus der Portokasse. Bleibt die Frage nach der Motivation, ist es wirklich nur Abenteuerhunger eines spleenigen Amis, der nicht weiß wohin mit der ganzen Kohle oder treibt ihn der Kommerz, weil er die Recherche und die Takes eventuell in einem Spielfilm verwursten kann?
Wir erinnern uns, dass er dies bei der Titanic seinerzeit ebenfalls so in der Art durchzog. Bislang ist mir über eine Verfilmung des Bismarck-Stoffes nichts bekannt, demnach ist ihm hier vorläufig reiner Forscherdrang zu unterstellen. Dass er ohnehin einen Unterwasser-Tick hat erfahren wir nicht erst aus dem Bonusmaterial, sondern ist schon bei seinem Film "The Abyss" vor ein paar Jahren überdeutlich zu sehen gewesen. Egal, was ihn angetrieben haben mag, als Dokumentarfilmer liefert eine saubere Leistung und ebenso saubere Bilder ab. Dabei präsentiert er Ansichten das Wracks von innen und außen, die ihresgleichen suchen, kann sogar endlich eine belastbare Aussage darüber treffen, wer das Schiff denn nun versenkt hat.
DVD-Daten
Originaltitel: "James Cameron's Expedition Bismarck"
Ersterscheinung: 2002 (Deutschland 22.4.2003)
Label: Universum / Ufa / RTL
Genre: Dokumentation / FSK 6
Lauflänge: 91 Minuten + 25 Minuten Bonusmaterial
DVD-Art: Typ 9 (einseitig, zweischichtig)
Bildformat: 4:3 Letterbox (1,85:1 anamorph)
Tonformat: PCM / Stereo (E) DD 5.1 (D)
Menü: starr
Sprachen: Deutsch, Englisch (untertitelt)
- Redakteur:
- Jürgen Pern