Time Bandits
- Regie:
- Terry Gilliam
- Jahr:
- 1981
- Genre:
- Abenteuer
- Land:
- Großbritanien
- Originaltitel:
- Time Bandits
2 Review(s)
15.03.2007 | 11:18Terry Gilliam hat ein Problem. Ein sehr ernstes sogar. Dabei hat der Mann eigentlich keinen Grund zur Sorge. Er zählt zu den extravagantesten und gleichzeitig talentiertesten Regisseuren, die Hollywood zu bieten hat, und es gibt etliche Schauspiel-Granden, die sich für eine Rolle in einem seiner Filme selbst auf winzige Nebenrollen degradieren lassen würden. Seine Filme sind kommerziell einigermaßen erfolgreich, ohne sich gleich einer zu breiten Öffentlichkeit anzubiedern.
Und doch gibt es einen wunden Punkt für den Amerikaner: Er war mal bei den Monty Pythons. Und die wird man nicht so schnell los, die britische Komikertruppe hatte nicht ohne Grund maßgeblichen Einfluss auf den Welthumor. So erwartet man von Terry Gilliam eigentlich ständig etwas zum Lachen serviert zu bekommen. Dabei sind seine Filme sehr viel subtiler als die Blödelklamotten seiner Pythons: "Brazil" glänzte durch seine verdrehte Zukunftsvision und die quirlige Art seiner Protagonisten in "Der Baron Münchhausen" war eine lupenreine Märchenverfilmung in großartigem erzählerischen Stil. "Der König der Fischer" ist eine Tragikomödie, die die menschliche Psyche und ihre Wirrungen fesselnd auslotete, und die "Gebrüder Grimm"-Verfilmung eins der wenigen Hollywood-Movies, denen man ihre platte Seele geraubt und durch ein erwachsenes Kinderspiel ersetzt hat. Zu seinen Frühwerken gehört natürlich auch "Time Bandits", eben einer jener Filme, die kaum Zugang zur breiten Masse fanden, aber von seinen Fans vergöttert werden.
Die Story: Der junge Kevin träumt in seinem spießigen Elternhaus von Rittern und Helden, und während seine Eltern fest im Griff des Materialismus gefangen sind ("haben unsere Nachbarn genauso einen tollen Mikrowellenofen wie wir?"), gibt er sich immer mehr seiner Phantasiewelt hin. Das endet schließlich darin, dass sechs quirlige Zwerge, auf der Flucht vor niemand geringerem als Gott, durch seinen Kleiderschrank in sein Zimmer klettern. Grund für das alles: Die Winzlinge, die sich selbst "Time Bandits" nennen, haben eine nicht unbedingt wertlose Karte von ihrem ehemaligen Chef geklaut, welchem sie vorher bei der Erschaffung der Welt, Spezialgebiet Pflanzenwelt, geholfen haben. Diese Karte zeigt den Weg durch verschiedene Epochen der Zeit, was sich die Time Bandits zunutze machen wollen, um den großen Reibach zu machen. Fortan begleitet der Junge, der Langeweile überdrüssig, die Banditen und trifft dabei auf historische Gestalten wie Napoleon (Ian Holm), Robin Hood (John Cleese) und König Agamemnon (Sean Connery), und darf sich letztendlich noch mit dem Bösen höchstpersönlich rumschlagen. Die Abenteuer, die der Junge mit den Time Bandits durchsteht, gehen des öfteren nur aufgrund seiner Intervention glimpflich aus, und letztendlich ist er es, der den Zwergen aus der Patsche hilft.
Der Film bezeichnet durch seine etwas verquere Machart, die für Gilliam (der zeitweise Comiczeichner war und sich daher für die typischen Animationen in Monty Python-Werken verantwortlich zeigen durfte) natürlich nichts Neues sind. Allem vorran steht der Vorsatz, mit dem Film ein Werk für die ganze Familie zu veröffentlichen, für Kinder die Action und die Spannung, für die Erwachsenen eine Geschichte zur Unterhaltung.
Tatsächlich ist der Film eine bunte Melange aus Kinderfilm, Scifi, Komödie (die selbstverfreilich immer wieder an die Pythons erinnert) und Fantasy, was den Film nicht erdrückt, sondern eher noch seine teilweise ziemlich kranke Storyline untermauert. Allein schon der Kübel an Spott, den Gilliam über die kleingeistige Welt der Erwachsenen ausschüttet, dürfte für Begeisterungsstürme bei den Kleinen sorgen, und für die Großen gibt es immer noch eine ganze Reihe von großartigen Schauspielern zu bewundern, die sich in diesem Film ihr Stelldichein geben.
Die Art und Weise, wie Gilliam durch die Story führt, erweist sich manchmal als etwas unstet, was aber dem Charme dieses Films nicht abträglich ist. Die verschiedenen Abschnitte werden durch die Karte miteinander verbunden, und die Ränke des Bösen werden auch immer sinnig in die Story eingewebt, bis es schließlich zum schlüssigen, aber tierisch überdrehten Showdown kommt. Von der Produktion mal abgesehen (sichtbare Pappkulissen und billige Spezialeffekte gehören zum Konzept) ist dieser Film definitiv ein vollkommen anders geratenes Werk für die ganze Familie.
Das Doppel-DVD-Set wartet zudem mit einem Großteil an Bonusmaterial auf, in dem mit Information nur so um sich geschmissen wird, und das jede Sekunde Aufmerksamkeit wert ist.
Für Terry Gilliam Fans ein absoluter Pflichtkauf, für Python-Fans empfehlenswert, und für Leute, die was auf ihren Filmgeschmack halten, zumindestens ein Tipp.
- Redakteur:
- Michael Kulueke
Im Jahr 1978 steht es sehr schlecht um die wahrscheinlich erfolgreichste englische Komödie aller Zeiten, "Das Leben des Brian". Nachdem der Präsident der Produktionsfirma EMI das grauenvolle Drehbuch des Monty Python-Streifens gelesen hat, ziehen sich EMI (und damit zwei Millionen Pfund) aus der Produktion zurück. George Harrison, Ex-Beatles-Gitarrist und grosser Monty Python-Fan finanziert die Produktion aus eigener Tasche und sichert der Filmwelt damit einen bislang unübertroffenen Kultfilm. Doch damit nicht genug: George Harrison hat Blut geleckt und gründet seine eigene unabhängige Produktionsfirma: Handmade Films. Bis zum Jahr 1990 werden insgesamt 23 Filme produziert, die die englische Filmlandschaft der 80er nachhaltig beeinflussen. Neben einigen unumgänglichen Flops entstehen dabei Perlen wie der mir vorliegende "Time Bandits"...
Der elfjährige Kevin ist eigentlich ein ganz normales kleines Kind. Er lebt mit seinen Eltern in einer Wohnsiedlung irgendwo in England. Stupide Fernsehshows, Plastiküberzüge auf der Couch und Multifunktionsküchengeräte bestimmen den Alltag. Alles ändert sich, als eines Tages sechs Zwerge aus seinem Kleiderschrank steigen und den verwunderten Jungen entführen. Besagte Zwerge sind im Besitz einer geheimnisvollen Karte, mit deren Hilfe man sich frei durch Raum und Zeit bewegen kann. Auf diese Weise tritt die Bande immer dort in Erscheinung, wo es Reichtümer zu holen gibt. Und so beginnt für Kevin ein großes Abenteuer, bei dem er seine Helden wie Robin Hood oder Figuren aus seinem Geschichtsbuch, wie Napoleon und König Agamemnon real treffen kann. Dass die meisten dieser Leute gewaltige Persönlichkeitskomplexe haben, macht das Ganze gleich umso interessanter.
Die Raubzüge könnten so unbeschwert sein und den Zwergen ein schönes Leben ermöglichen, wenn da nicht zwei wichtige Personen ebenfalls hinter der Karte her wären. Zum einen handelt es sich dabei um das oberste Wesen, den rechtmäßigen Besitzer der Karte (nebenbei auch Schöpfer der Welt), zum anderen um "das Böse", gespielt von David Warner, der die Welt mit Hilfe der Karte nach seinen Wünschen umgestalten will. Und so befinden sich die liebenswerten, räuberischen Zwerge mit Kevin stets auf der Flucht durch Raum und Zeit...
"Time Bandits" ist der wahrscheinlich erfolgreichste von Handmade Films produzierte Film. Dafür sorgen nicht nur das hervorragende Drehbuch und die detailgetreue Nachbildung der historischen Schauplätze, sondern vor allem die großartigen Darsteller. Egal ob John Cleese als affektierter Robin Hood, Sean Connery als König Agamamnon, David Warner als "das Böse" oder David Rappaport, Anführer der Zwergenbande: Hinter "Time Bandits" steckt ein groß ausgearbeitetes Konzept, das sich wie ein roter Faden durch den Film zieht. Auch wenn das Fantasy-Abenteuer insgesamt sehr kindgerecht gestaltet ist, kommen die groß gewordenen Kinder unter uns definitiv nicht zu kurz: Der britische Humor und die durchblitzenden Monty Python-Anleihen sorgen - insbesondere in der Originalversion - für ein altersunabhängiges Filmvergnügen. Hinzu kommen viele kritische Elemente, wie das Aufzeigen des exzessiven Elektronikkonsums von Kevins Eltern, die als degenerierte Opfer der Konsumgesellschaft dargestellt werden. Eine Welt ohne Magie, ohne Geheimnisse, der Kevin nur allzu gerne entflieht.
Sunfilm veröffentlichen "Time Bandits" auf einer mit reichlich Extras bestückten DVD. Neben dem Film in englischer und deutscher Sprache, erhält der Käufer ein Interview mit Terry Jones und Terry Gilliam, Biographien, eine kleine Dokumentation über George Harrisons Produktionsfirma Handmade Films, sowie ein kleines "Time Bandits"-Filmplakat. Sowohl Bild- als auch Tonqualität sind einwandfrei und sorgen für einen ungetrübten Genuss.
- Redakteur:
- Christian Debes