Graveyard Of Honor (Original / Remake)
- Regie:
- Kinji Fukasaku / Takashi Miike
- Jahr:
- 2002
- Genre:
- Drama
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Jingi No Hakaba / Shin Jingi No Hakaba
1 Review(s)
27.08.2004 | 11:58Voller Spannung wurde vor zwei Jahren weltweit Takashi Miikes Remake des Yakuza-Klassikers "Graveyard Of Honor" erwartet. Das Original hatte der vergangenes Jahr verstorbene Kinji Fukasaku (letzter Film: "Battle Royale" mit Beat Takeshi) anno 1975 gedreht. Mit seinen gesellschaftskritischen Gang-Filmen hatte der Regisseur stets seiner Frustration über das Japan der Nachkriegszeit, in der nur wenige Privilegierte nicht in Armut und Hoffnungslosigkeit lebten, Ausdruck verliehen. Vor diesem historischen Hintergrund erzählt Fukasakus Original von dem Yakuza Rikuo Ishimatsu, dessen langer Absturz beginnt, noch ehe er sein Ziel Yakuza-Pate erreicht. Nach einer unbedachten Messerstecherei mit einer rivalisierenden Bande wird er aus der Unterwelt ausgeschlossen – der Anfang vom Ende. Ishimatsu vergewaltigt eine junge Frau, sticht seinen Boss nieder und wird drogenabhängig. Immer tiefer sinkt er ins Elend und reißt jeden mit, der ihm helfen will. Angefangen bei der jungen Frau, die sich in ihn verliebt und für ihn als Geisha arbeitet, bis hin zu seinem Nenn-Bruder, auf den der Jähzornige ebenfalls einsticht. Ishimatsu gerät zwischen alle Fronten und wird schließlich von der Polizei gestellt. Doch er ist einfach nicht tot zu kriegen ...
Takashi Miike verlegt diese Geschichte aus den Vierzigern in den Übergang von den 80ern in die 90er. Vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen Niedergang Japans und schweren sozialen Unruhen wird der tragische Held moderner in Szene gesetzt. Das Remake beginnt mit dem vermeintlich letzten Versuch Ishimatsus, aus dem Gefängnis auszubrechen und blendet dann zurück: In einem Kurzauftritt stürmt Regisseur Takashi Miike in ein Restaurant, um Yakuza-Boss Sawada zu erschießen. Doch Tellerwäscher Ishimatsu überwältigt ihn ganz cool und verschafft sich somit Zutritt zum organisierten Verbrechen. Sein Absturz beginnt jedoch noch schneller als im Original und erstreckt sich über 130 Minuten. Jedes Mal, wenn der Zuschauer denkt, "tiefer kann man doch gar nicht mehr sinken", passiert genau dieses. Vor allem Ishimatsus Heroin-Sucht wird bis ins kleinste Detail inszeniert. So fällt das Remake nicht etwa blutiger als das Original aus, wie man nach Miikes brutalem Yakuza-Splatter "Ichi The Killer" hätte erwarten können. Der Wahnsinn verbreitet sich mehr auf der psychischen Ebene, wie beispielsweise in jener Szene, in der Ishimatsu seiner Verlobten in Zeitlupe deren ersten Schuss versetzt. Das ganze wird von romantischer Jazz-Musik unterlegt. Ein zumindest musikalischer Kontrast ist Ishimatsus minutenlanger Horrortrip, der mit fiesestem Crust-Gebolze unterlegt ist. Verkörpert wird Ishimatsu im Remake von Soro Kishitani, der noch seltener eine Mine verzieht, als Tetsuya Watari im Original. Natürlich reißt auch Kishitani alles mit in den Abgrund, was sich in seiner Nähe befindet. Stellte Fukasaku Original ein Yakuza-Drama dar, so ist Miikes Remake ein ganz fieser Depri-Trip. So oder so jedoch "30 Jahre Hölle auf Erden".
Beide Versionen gibt es nun zusammen in der "Yakuza Box Vol. 1": Zwei DVDs im Digi-Pack mit Poster. Während der erste Silberling neben dem japanischen Original mit deutschen Untertiteln nur den Trailer und Fukasakus Filmographie enthält, gibt es auf der Remake-DVD auch eine deutsch Sprachspur, ein exklusives Interview mit Regisseur Takashi Miike, das "Making Of" sowie natürlich ebenfalls einen Trailer.
- Redakteur:
- Carsten Praeg