Schwarze Korsar, Der (Special Edition)
- Regie:
- Sergio Sollima
- Jahr:
- 1976
- Genre:
- Abenteuer
- Land:
- Italien
- Originaltitel:
- Il Corsaro Nero
1 Review(s)
07.04.2008 | 14:04Mit den Piraten gegen Maracaibo
Emilio de Ventimiglia ("Sandokan"-Darsteller Kabir Bedi), adeliger Fürst einer Korsarenfamilie, wird zum gefürchteten Piratenkapitän. Als Schwarzer Korsar kämpft er gegen die Unterdrückung der Eingeborenen in den spanischen Provinzen Südamerikas. Bei einem Raubzug nimmt Emilio die Fürstin van Gould (Carole André) gefangen - und verliebt sich, ohne ihre Identität zu kennen, in die Tochter seines Erzfeindes.
Koch Media präsentiert das spannende Piratenfilm-Abenteuer erstmals in der ungeschnittenen, restaurierten Fassung. (Verleihinfo)
Filminfos
O-Titel: Il Corsaro Nero (Italien 1976)
Dt. Vertrieb: Koch Media
Erscheinungsdatum: 11. Januar 2008
FSK: ab 12
Länge: ca. 120 Minuten
Regisseur: Sergio Sollima
Drehbuch: Sergio Sollima & Alberto Silvestri nach dem Roman "Der Schwarze Korsar" (1898) von Emilio Salgari
Musik: Guido & Maurizio de Angelis
Darsteller: Kabir Bedi, Carole André, Mel Ferrer, Angelo Infanti, Sal Borgese, Sonja Jeannine, Franco Fantasia u. a.
Handlung
Das 17. Jahrhundert. In der Karibik versuchen die Engländer und Franzosen, den Spaniern Stücke von ihren Kolonien abzuknapsen, die jährlich Tonnen von Gold und Silber liefern. In Europa sind die Niederlande, insbesondere Flandern, immer noch fest in spanischer Hand, aber England und Frankreich helfen den Flamen in ihrem Unabhängigkeitskrieg gegen die Spanier. Beide Regierung statten Kapitäne mit Kaperbriefen aus, um feindliche Schiffe zu bekämpfen. Diese Kapitäne wurden Korsaren genannt, alles andere waren gesetzlosen Piraten, die auf eigene Rechnung "arbeiteten".
~ Maracaibo ~
Es ist ein lauschiger Abend am Meeresstrand unweit der spanischen Festung von Maracaibo in Venezuela. Die zwei Italiener Enrico und Amedeo de Ventimiglia haben mit dem neuen Vizekönig van Gould in Maracaibo noch ein Hühnchen zu rupfen. Sie warten lediglich auf ihren Bruder Emilio, den man auch den Schwarzen Korsaren nennt (Kabir Bedi). Doch ihre Ungeduld führt sie ohne ihren Bruder in die Stadt, und dort geraten sie schnell in Schwierigkeiten. Als sie hören, dass van Gould auf Piratenjagd gehen will, gehen sie schnurstracks in den Palast und fordern ihren Widersacher offen heraus. Doch der Kampf ist kurz, weil van Gould (Mel Ferrer) mit gezinkten Karten spielt.
Emilio ist mit zwei treuen Gefährten unterwegs vom Strand zur Stadt. Dabei rettet er zwei Indianermädchen das Leben. Das zweite, Jara (Sonja Jeannine), erklärt, ihr Leben gehöre ihm und er werde sehen und hören, was sie sehe und höre. Genauso kommt es. Fortan hat Emilio verblüffende Visionen und auditive Täuschungen. Aber es tut ihm nicht leid. Die Tatsache, dass die spanischen Truppen ein ganzes Indiodorf massakriert haben, verbittert ihn zutiefst.
~ Der Teufelsschwur ~
Deshalb kennt er kein Erbarmen, als er die Garnison der Spanier erreicht, wo die Leichen seiner Brüder aufgehängt sind. Während Jara die Wächter ablenkt, nehmen die drei Korsaren sie in die Zange und erringen den Sieg. An Bord seines Schiffes Folgore (= Blitz) lässt Emilio seine Brüder feierlich bestatten und leistet einen furchtbaren Racheschwur. Er schwört nämlich nicht bei Gott und seinen Engeln, sondern beim Teufel, dass er den Vizekönig und seine Familie vernichten werde. Dieser Verbündete schenkt ihm denn auch schon bald die erste Beute: ein Schiff der Spanier.
Der Sieg ist schnell errungen. Zuletzt finden sich zwei weibliche Passagiere an Bord: eine Herzogin von Irgendwo und ihr Zimmermädchen. Doch welche davon ist die wahre Herzogin? Emilio ist amüsiert und spielt das Spielchen der beiden mit, doch schon bald konfrontiert er sie mit dem, was er für die Wahrheit hält: Die blonde Schönheit vor ihm (Carole André) ist nicht das Zimmermädchen, sondern die Herzogin selbst. Er ahnt nicht, dass sie in Wahrheit die Tochter seines geschworenen Erzfeindes ist - und gemäß seinem Schwur sterben muss.
~ Sklavenmarkt ~
Alle weiblichen Gefangenen müssen auf dem Sklavenmarkt der Piraten auf der Insel Tortuga angeboten werden. Das betrifft auch die schöne "Herzogin". Schon bald prügeln sich die Kapitäne, um die Lady heimzuführen. Dabei tut sich ein Pirat namens Olonese als besonders rüpelhaftes Großmaul hervor. Emilio kauft ihm die "Herzogin" vor der Nase weg.
Als ein eleganter Engländer namens Henry Morgan interveniert, stellt sich heraus, dass sich Olonese eine fette Beute durch die Lappen gehen ließ: Statt eines Goldfrachters enterte er das Schiff eines Arabers, der ins Exil gehen muss. Nun jedoch lechzen alle Piraten nach dem Gold, das für van Gould bestimmt war. Die Franzosen bieten den Piraten militärische Unterstützung an. Doch während die anderen Kapitäne interessiert sind, Maracaibo anzugreifen, lehnt der Schwarze Korsar ab: Er will es auf eigene Faust versuchen.
~ Schicksal ~
Er hat schon beschlossen, die "Herzogin" (sie heißt Honorata) freizulassen, als diese ihm ihre Liebe gesteht und entgegen seinen Protesten - er ist ja auf einem Rachefeldzug - bleibt sie bei ihm. Sie schwört aus Liebe, sein Schicksal mit ihm zu teilen. Wieder hört er unheimliche Stimmen in der Luft. Und Jara prophezeit, dass etwas Schlimmes passieren werde.
Henry Morgan ist nun Erster Offizier an Bord der "Folgore" und hat seinen Diener José mitgebracht, der a) die Festung des Gouverneurs sehr gut kennt und sich b) sehr für Jara interessiert. Als José zum ersten Mal die "Herzogin" an Bord der "Folgore" erblickt, entfährt es ihm unwillkürlich: "Die Tochter van Goulds!" Alle sind wie vom Donner gerührt, nicht zuletzt der Schwarze Korsar. Muss er die Dame seines Herzens nun dem Tod überantworten? Ist dies der Preis, den der Teufel für seine Hilfe fordert?
Da hat Henry Morgan, der gewitzte Engländer, die rettende Idee ...
Mein Eindruck
"Der Schwarze Korsar" ist ein flott inszeniertes Piratenabenteuer, mit einer Menge Romantik und den obligatorischen Fechtduellen, aber auch mit ein paar Aspekten, die man so in den üblichen Piratenfilmen nicht findet. Das liegt an der italienischen Romanvorlage von Emilio Salgari. Salgari war der italienische Karl May und schrieb eine ganze Romanserie über Korsaren und Piraten.
Der Grund, warum die Dreharbeiten Sergio Sollimas (mehr dazu in den Extras) im kolumbianischen Cartagena stattfanden, war zum einen die fantastisch gut erhaltene Festung der Spanier, die selbst Hollywood nicht so gut hinbekommen hätte - und zum anderen der natürlich aussehende Urwald mit seinen Bewohnern, den Indianern. Vertreten durch die schöne Jara, spielen die Eingeborenen und ihre Geisteswelt eine interessante Rolle in der Handlung.
~ Die Geisterwelt ~
Jara beispielsweise hat die Rolle des Orakels und des Zugangs zur Geisterwelt inne. Sie zeigt Emilio durch ihre Geistesverbindung, die sie anlässlich ihrer Rettung mit ihm eingeht, Visionen, die er sicherlich nicht erwartet hätte. Diese Visionen sind keine Epiphanien, sondern lediglich der Blick an andere Orte, zum Beispiel geistige. Wie sonst wäre es zu erklären, dass die Geister seiner Brüder mehrmals auftreten und ihn schließlich sogar davon abhalten, seinen Erzfeind zu töten? Woher kommt das unheimliche Summen, das Emilio mehrmals hört? Dass er seine geliebte Honorata, van Goulds Tochter, schließlich bei den Indianern wiedersieht, verwundert dann schon nicht so sehr.
Berücksichtigt man diese Bedeutung der Eingeborenen, erscheint als ein umso größeres Verbrechen, wenn die Spanier die Eingeborenen massenweise massakrieren, wie sie es ziemlich am Anfang tun. Warum Emilio den Eingeborenen hilft, lässt sich leicht dadurch erklären, dass er selbst von den Spaniern - wie auch immer - beraubt wurde und nun mit seinen Schicksalsgenossen Solidarität übt. Dass er wirklich auch etwas gegen den Völkermord einzuwenden hat, nehme ich ihm nicht so recht ab.
~ Ungünstige Bedingungen ~
Vielleicht hätte es Emilios Glaubwürdigkeit geholfen, wenn die Produktionsbedingungen günstiger gewesen wären. Dann wäre die Story vielleicht nicht so stark eingedampft worden. Sollima wollte mit Rizzolis Produktionsfirma einen Kinofilm machen, der maximal zwei Stunden lang sein durfte - das war damals das Limit. Bei seiner TV-Serie "Sandokan", ebenfalls eine Salgari-Verfilmung, hatte Sollima wesentlich mehr Zeit gehabt.
Das machte sich besonders bei der Gestaltung der Geschichte der beiden Hauptfiguren positiv bemerkbar. Der Inder Kabir Bedi und Carole André sind das Traumpaar dieser Verfilmung, und sie sollten es in "Der Schwarze Korsar" wieder sein. Doch diesmal hat Carole André nur einen relativ kurzen Auftritt in der ersten Filmhälfte. Die meiste Zeit schaut sie zudem drein wie ein Zombie, dem gerade sein Opfer weggenommen wurde. Sie sieht mit ihren riesigen, starren Augen kurzsichtig aus, und vielleicht fehlte ihr einfach nur die Brille.
Carole Andrés Gegenstück ist die Österreicherin Sonja Jeannine, die zuvor in Softpornostreifen aufgetreten war. Wo Andrés Herzogin zugeknöpft und zivilisiert sein muss (man sieht sie nur kurz schulterfrei), ist Sonjas Jara offenherzig und natürlich, selbst wenn sie einen Bikini trägt. Jara ist zudem eine Kämpferin und darf neben José gegen die Spanier antreten. Das ist eine von vielen Actionszenen. Schließlich steht sie sogar ihrem Erzfeind Van Gould gegenüber.
~ Die Schiffe ~
Eine Menge der Action findet an Deck der drei Schiffe statt, die die Produktionsfirma bauen lassen musste, weil es sonst keine seetüchtigen Segelschiffe aus dem 17. Jahrhundert gab. Allerdings gerieten die Schiffe ein wenig zu klein für den Geschmack des Fachmanns - dem Produzenten ging das Geld aus. Die "Folgore" des Schwarzen Korsaren sieht wie eine schnuckelige Schaluppe aus, segelt aber recht flott vor dem Wind. Sie entspricht der schnellen "Interceptor" (= Abfangjäger) in "Fluch der Karibik".
Das Schlachtschiff des Vizekönigs ist jedoch eine völlig andere Sache. Es liegt zwar behäbig im Wasser, aber das macht nichts, weil es nur so vor lauter Kanonen starrt und mit seiner Feuerkraft jeden Gegner auf den Meeresgrund schicken kann. Das wird denn auch eindrucksvoll anhand der "Folgore" demonstriert. Dass die Masten dieses Schlachtschiffs unrealistisch kurz sind, muss man eben hinnehmen.
Übrigens wurde dieses Schiff bei den Dreharbeiten tatsächlich versenkt, aber nicht durch Kanonen oder einen Rammsporn, sondern weil ein Hafenschlepper es nicht fachgerecht durch die Unterwassermauern der Hafeneinfahrt von Cartagena steuerte. Das hätte das Ende der Dreharbeiten bedeuten können. Zum Glück entschloss man sich, das Ding neu zu bauen, so dass der Regisseur die nötigen restlichen Einstellungen drehen konnte. In seinem Interview erklärte Sollima den Vorgang ganz genau.
~ Macht ~
Die Machtpositionen sind klar verteilt. Der Vizekönig und sein Gouverneur herrschen in Maracaibo, sitzen in ihrer mächtigen Festung und unterdrücken alles, was sich außerhalb dieser Zone befindet. Mel Ferrer spielt mit van Gould einen oberfiesen Machtmenschen, der genauso in einem dieser Piratenstreifen Hollywoods den Oberschurken darstellen könnte: Er hat einfach kein Gewissen. Ganz im Gegensatz zu seinen Widersachern, den eigentlichen Helden der Geschichte. Sie wurden bereits vorgestellt.
Nun könnte man meinen, der Romanautor habe Schwarzweißmalerei betrieben. Hierin wird man allerdings positiv enttäuscht. Der eine Faktor ist bereits bekannt: Honorata, die Tochter van Goulds, läuft wegen der Liebe über. Ein anderer Faktor ist der Ehrenkodex der Adeligen. Der Schwarze Korsar lernt zu seinem Erstaunen im spanischen Grafen Lerma einen Gentleman der alten Schule kennen. Lerma revanchiert sich dafür, dass ihm Emilio das Leben gerettet hat, mit einer ebenso noblen Geste. Doch nur ein einziges Mal. Beim nächsten Treffen ist der Bonus verwirkt, und zu seinem größten Bedauern muss Emilio den Grafen töten. Dieser Ehrenkodex mag dem heutigen Zuschauer befremdlich anmuten, aber ohne ihn wäre ja auch der Auftritt der adeligen Grafen de Ventimiglia - Enrico, Amedeo und Emilio - von vornherein unmotiviert.
~ Flamen ~
Dass van Gould sich nicht an diesen Kodex hält, macht ihn umso verachtenswerter und böser. Er ist aber gar kein Spanier, wie man seinem Namen entnehmen kann, sondern ein Flame. Ebenso übrigens wie sein blonder Vorkämpfer, der an seiner Statt gegen Emilio antreten soll. Die Flamen waren spanische Untertanen. Immer wieder treten die Flamen als die unwürdigsten, gewissenlosesten Figuren auf, und wer weiß, woher der Autor seine Vorurteile gegen diesen Volksstamm hatte. Bis ins 18. und 19. Jahrhundert hinein hing ihnen das Image an, besonders ungehobelt und unzivilisiert zu sein. Na ja, wenn man sich die langwierige Regierungskrise Belgiens ansieht (die inzwischen beendet wurde), dann würde der flämische Faktor einiges erklären. Wenn ich recht informiert bin, dann ist der "Flaamse Blok" besonders rechtskonservativ.
~ Die Musik ~
Einige der schönsten Eindrücke von diesem Abenteuerfilm liefert die Musik, für die Guido und Maurizio de Angelis verantwortlich zeichnen. Der Titelsong "Hombres del mar" ist zwar spanisch und in einem italienischen Film erstmal ungewohnt, aber der Rest des Textes ist italienisch und klingt sehr schön - Italienischkenntnisse vorausgesetzt. Die Melodie des Titelsongs wird unzählige Male variiert und in die Szenenmusik eingeflochten. Im Making-of-Interview mit Sollima erklingt noch ein anderes Lied, gesungen vermutlich von Sonja Jeannine. Dass sie keine ausgebildete Sängerin ist, merkt man. Aber das war Nico von "Velvet Underground" ja auch nicht.
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 2.35:1 (16:9)
Tonformate: D in DD 2.0, Italienisch in DD 2.0
Sprachen: Deutsch, Italienisch
Untertitel: D
Extras:
- Featurette mit Regisseur Sergio Sollima
- Original Super-8 Fassung
- Original Kinotrailer
- Alternativer Vorspann
- Bildergalerie
- Booklet
Mein Eindruck: die DVD
Obwohl auf der Verpackung "Digitally Remastered" draufsteht und die Bildqualität höchst akzeptabel ist, waren in der Endfassung doch ein paar Artefakte wie etwa weiße Flecke für ein paar Millisekunden zu sehen. Da hat der Bearbeiter wohl nicht aufgepasst - oder hatte kein Mittel, um den Fleck zu entfernen. Wenigstens gibt es keine Streifen, und das Bild ist meist gestochen scharf, obwohl das Filmmaterial aus dem Jahr 1976 anderes erwarten ließe.
Mit dem Ton sieht es allerdings anders aus. Der Standard DD 2.0 erlaubt eben keine großen Sprünge in Sachen Tonqualität, aber die deutsche Synchronisation erweist sich als noch schwächer im Vergleich zur italienischen Originalversion. Diese Originaltonspur hört man ja in den wieder eingefügten Szenen, die nur deutsch untertitelt sind.
1) Featurette "Sollima und die Piraten" mit Regisseur Sergio Sollima (33 Minuten)
Das halbstündige Interview mit Regisseur Sergio Sollima, dem Altmeister des Western, Krimis und Abenteuerfilms, ersetzt fast schon ein Making-of. Er erzählt, wie alles begann, welche Beschränkungen galten, wie die Schwierigkeiten mit Rizzoli anfingen und wie die Dreharbeiten fast in einer Katastrophe endeten. Das ist wirklich spannend zu verfolgen und wird auch von eingespielten Fotos und Filmszenen unterhaltsam ergänzt, so dass man eine Vorstellung davon hat, was Sollima meint. Als Hintergrundmusik läuft ständig der mitreißende, sehr romantische Soundtrack der Gebrüder de Angelis.
Der Schluss ist besonders lustig. Sollima gibt der endgültigen und vollständigen DVD-Fassung, wie sie hier vorliegt, seinen offiziellen Segen, als wäre er der Papst und hätte eine Kirche einzuweihen. Das Foto, auf dem er sich Sonja Jeannines Bikini an die umfangreiche Brust hält, will aber nicht recht zu diesem heiligmäßigen Akt passen.
Leider weisen die Untertitel dieses Interviews einen kleinen Fehler auf. Wenn Sollima "secento" sagt, meint er nicht das 16. Jahrhundert, wie irrtümlich übersetzt, sondern das 17.! Das Detail ist im Booklet aber richtig dargestellt.
2) Original Super-8-Fassung (ca. 45 Minuten)
Super-8 war der Vorläufer von Video, LaserDisc und DVD, versetzte also den Filmfreund in die Lage, sich seine Streifen nicht nur im Kino, sondern auch privat im Partykeller anzuschauen. Die Super-8-Fassung liegt in drei Teilen vor, die jeweils rund eine Viertelstunden lang und einzeln anzuwählen sind. Sie präsentiert die Highlights des an Action nicht gerade armen Streifens.
3) Original italienischer Kinotrailer (ca. 3:30 Minuten)
Der italienische Kinotrailer zeigt die Höhepunkte des Films, legt aber wenig Wert auf einleuchtende Kausalität. Untertitel gibt es keine, aber dafür sehr schöne Filmmusik.
4) Original englischer Kinotrailer (ca. 3:30 Minuten)
Das Gleiche in Grün bzw. Englisch, aber diesmal lautet der Titel "The Black Pirate".
5) Alternativer Vorspann
Statt des schönen gemalten Vorspannbildes, auf dem die komplette Titelei (Credits usw.) des Films in italienischer Sprache gezeigt wird, sehen wir hier einen blumigen Hintergrund und alle Credits in tschechischer Sprache. Ansonsten ist alles wie gehabt, nämlich mit dem Titelsong unterlegt.
6) Bildergalerie (ca. 5 Minuten)
Unter den obligatorischen Filmstandbildern sind diesmal ein paar richtige Augenöffner! Und zwar deswegen, weil einzelne Figuren aus dem Hintergrund herausgehoben und bewegt werden. Auf diesem Weise erzeugen sie virtuell einen dreidimensionalen Effekt. Das finde ich ungemein reizvoll, obwohl der Trick sehr einfach ist. Warum ist man nicht schon früher darauf gekommen? Die restlichen drei Minuten werden von Schwarzweiß-Aufnahmen der Dreharbeiten bestritten, darunter auch die oben erwähnte Bikini-Aufnahme.
7) DVD-Credits
Moritz Peters zeichnet als Produktmanager für diese DVD verantwortlich.
8) Booklet
Die Bikini-Aufnahme findet sich auch im Booklet, gleich nach einer doppelseitigen Aufnahme von Sollima, Hauptdarsteller Kabir Bedi, einem Piratendarsteller und einem kolumbianischen Faultier. Der informative Essay von Mike Siegel klärt den Leser darüber auf, dass der Autor Emilio Salgari quasi der "Karl May Italiens" war und eine ganze Piratenromanserie verfasste, die schon seit den 1930er Jahren verfilmt worden ist, unter anderem in Mexiko.
Außerdem klärt er die Verwirrung zwischen den Bezeichnungen "Korsaren" (Kapitäne mit offiziellem Freibeuterbrief ihrer Regierung) und "Piraten" (Vogelfreie, die auf eigene Rechnung Seekrieg führen) auf. Bei den Verleihtiteln werden diese zwei Bezeichnungen stets wild durcheinander geworfen. Im Anschluss gibt der Autor dann das wieder, was auch Sollima im Interview sagt, aber wesentlich gefälliger formuliert, beispielsweise, wie das Unternehmen der Dreharbeiten um ein Haar in einem Fiasko endete.
Unterm Strich
Dies ist ein Piratenfilm der völlig anderen Art. Die Story ist mit "Sandokan" verwandt, und viele Motive und Fechtszenen sind den Piratenfilmen der dreißiger und vierziger Jahre verpflichtet. Aber es ist auch ein ziemlich europäischer Film: Spanier, Flamen, Italiener, Engländer und Franzosen mischen munter mit, wenn es auf Feindfahrt und zum Festungsangriff geht.
Sogar Araber treten auf, von den Indios, die in Maracaibo ja heimisch sind, ganz zu schweigen. Hier trifft die Alte auf die Neue Welt, alte auf neue Werte, und wieder einmal hat sich der adlige Ehrenkodex mit der Liebe zusammenzutun, um das Übel des frühkapitalistischen Feudalismus auszurotten. Der Völkermord, den die Spanier anfingen und der hier schonungslos angeprangert wird, soll zwar angeblich heute gestoppt sein, aber das könnte auch nur Propaganda sein.
Die Story ist natürlich romantisch aufgezogen, und wer "Sandokan" kennt, darf hier ein Wiedersehen mit seinen Lieblingen feiern, dem glutäugigen 1,96-m-Hünen Kabir Bedi und seiner kuh-, pardon: rehäugigen Kollegin Carole André. Da war mir die österreichische "Indianerin" Sonja Jeannine doch wesentlich lieber. Ansonsten gibt es noch eine Menge witziger Figuren wie den Engländer Henry Morgan und dessen Diener José, der doch noch ein Gewissen entwickelt. Wer Karl May mag, ist hier an der richtigen Adresse.
Angesichts der Fülle von Informationen und Bildmaterial, die die neue DVD bietet, kann man wohl mit Fug und Recht von umfangreichem Bonusmaterial sprechen. Die vor wenigen Jahren veröffentlichte DVD "Der Schwarze Korsar" ist damit obsolet geworden.
- Redakteur:
- Michael Matzer