Superfighter 2
- Regie:
- Chueng-Yee, Cha; Wei, Lo; Chan, Jackie (uncredited
- Jahr:
- 1983
- Genre:
- Action
- Land:
- Hong Kong / China
- Originaltitel:
- Long Teng Hu Yue / Fearless Hyena - Part 2
1 Review(s)
12.05.2008 | 09:26Es ist mittlerweile ja Usus, dass grade alte Filme neu aufgelegt und dazu dann gerne als "Uncut" angepriesen werden. Es kommt dagegen eher selten vor, dass diese in der FSK dann auch noch korrigiert werden - und zwar nach unten. War die gekürzte Fassung von "Superfighter 2" bislang in Deutschland als 18er-("Masterpiece"-)Version erhältlich, steht die digital remasterte Version aus dem Hause SPLENDID - wiewohl nun um diverse Szenen erweitert - nunmehr seit Januar 2008 als FSK 16 beim Händler. Für den Jackie-Chan-Nicht-Kenner herrscht ein total unübersichtliches Titel-Chaos. Zumindest hierzulande. Der deutsche Markt kennt "Der Superfighter" (OT: "Project A, Part One") und die beiden "Fearless Hyena" Teile alias "Superfighter 2 bzw. 3".
Dass die Filme thematisch nicht viel gemein haben, steigert die Verwirrung noch weiter. Dem setzt die blödsinnige Nummerierung jedoch noch einen drauf, denn SF 3 ist nämlich der Älteste, SF 2 der Mittlere und Numero Uno aus den Neunzigern hat obendrein nun überhaupt nichts mit den anderen beiden zu tun. Wäre es nach Jackie Chan gegangen, wäre "Fearless Hyena II/Superfighter 2" sogar niemals veröffentlicht worden. Doch Verträge müssen zuweilen erfüllt werden - auch wenn der Betreffende es dank seines Promi-Status nun nicht mehr für nötig erachtet bzw. ihm die Verstrickung darin nunmehr (zu Recht) peinlich ist. Daher taucht sein Name bei der Regie offiziell auch nicht auf.
Zur Story
Eine insgesamt sechsköpfige Gruppe fieser Gesellen, die "Teufel der Himmel und Erde" genannt werden, macht rigoros Jagd auf konkurrierende Clans bzw. Anhänger anderer Kung-Fu-Stile. Und sie machen keine Gefangenen. Zwei der derart Verfolgten gehören dem Ying-Yang-Kampfstil an und können die hauptsächlich aus einem kampfstarken, fast schon übermächtigen Duo bestehende Bande in Schach halten, abhängen und letztendlich samt ihrer zwei kleinen Jungs untertauchen. Die beiden Brüder werden dabei jedoch getrennt und verlieren sich aus den Augen. 20 Jahre sind sie nun ständig auf der Flucht vor ihren Häschern - bis das Schicksal Freund und Feind nach all den Jahren wieder zusammenführt. Irgendwie haben die bösen Buben spitzbekommen, wo sich mindestens einer der beiden Brüder aufhält. Deren Söhne - Dragon und Tommy - sind übrigens natürlich längst erwachsen. Charakterlich könnten die Vettern nicht unterschiedlicher sein.
Während Gelegenheitsgauner und Rumtreiber Dragon ein höchst passables Kung-Fu an den Tag legt, ist Tommy eher eine faule - wenngleich technisch hochbegabte - Socke. Er lässt lieber allerlei mechanischen Krimskrams für sich arbeiten und trainiert seinen derweil etwas eingerosteten Kampfstil daher selten bis gar nicht. Was seinem Vater natürlich nicht in den Kram passt, denn der weiß, dass die "Teufel" nur mit vereinten Kräften zu schlagen sind. Daher macht er sich verstärkt auf die Suche nach seinem Bruder und seinem Neffen Dragon. Auf der anderen Seite versuchen auch die beiden ihre verschollene Verwandtschaft wiederzufinden, doch bevor die große Familienzusammenführung stattfinden kann, stöbern die beiden Erz-Bösewichte und ihre Schergen die alten Herren auf und töten diese. Nun ist es an den Cousins Dragon und Tommy, sich für den Endkampf zusammenzuraufen, zu stählen und ihre Väter zu rächen.
Eindrücke
Der Streifen entstand 1983 und sollte den erfolgreichen Vorgänger von 1979 beerben, bei welchem Chan bereits selbst Regie führte. Das tat er hier auch - kurzzeitig. Allerdings warf der mittlerweile zum asiatischen Superstar avancierte Kampfkünstler nach gewissen Differenzen mit seinem alten Arbeit- und Geldgeber Lo Wei und dessen Einmischung das Handtuch. Wei wollte Chan zu einem zweiten Bruce Lee aufbauschen, was diesem gegen den Strich ging. In der Folge pfuschte er den Film selbst mit allerlei (zum Teil zuvor unveröffentlichten) Versatzstücken aus dem Vorgänger zusammen und ließ Chan sogar doubeln. Der strengte ein Gerichtsverfahren an, nach welchem es Lo Wei untersagt werden sollte, diese Flickschusterei vermarkten zu dürfen. Chan verlor, diesen einen Pflichtfilm war er Wei noch schuldig, Knebelvertrag hin oder her. Dieses Hintergrundwissen ist hilfreich, um zu verstehen, warum der Film so ist, wie er ist.
Inhaltlich hat FH2 überhaupt nichts mit FH1 gemein, was schon arg grotesk anmutet, da der Cast zu 80 Prozent identisch ist und - wie bereits erwähnt - zahlreiche Szenen daraus hier mit eingeflochten wurden - und zwar ohne Rücksicht auf Logik, Zusammenhang, Pace oder Ästhetik. Nun kommt dem Ganzen zugute, dass gerade die Kung-Fu-Streifen dieser Zeit eh nicht durch ausgeklügelte oder besonders intelligente Storys glänzten, sondern immer schon nur Mittel zum Zweck und Transportmedium für die unvermeidlichen akrobatischen Kampfeinlagen dienten. Diese sind dann auch dank Jackie Chans unvergleichlicher Choreographie größtenteils noch sehenswert. Doch was Wei hier insgesamt abliefert, ist schon eine Beleidigung der Zuschauerverstandes und ganz deutlich nicht künstlerisch, aber dafür um so mehr finanziell inspiriert.
Es fällt schwer, der Geschichte zu folgen, zeitweise ist es dank etlicher logischer Lücken im Format eines schwarzen Loches gar vollkommen unmöglich. Es bleibt dem Publikum überlassen, sich selbst auseinanderzuklamüsern, was überhaupt die Beweggründe der Bösewichte sind, die Ying-Yang-Bruderschaft auszurotten. Gut, das lässt sich mit etwas Fantasie noch bewerkstelligen, warum die Himmel-und-Erde-Knilche aber - ganz im Gegensatz zu ihren damaligen Gegnern - um keinen Tag gealtert scheinen, stellt den Realitätssinn auf eine harte Probe und impliziert übernatürliche Kräfte am Werk. Nur, dass es im gesamten konfusen Ablauf des Plots nicht die geringsten Anzeichen dafür gibt; dafür aber vollkommen zusammenhangslose, mit blödsinnigen Dialogen sowie unpassender Musik und Geräuscheffekten unterlegte Handlungsstränge, die ins Nirgendwo führen.
Wobei auch die übertrieben auf lustig gemachte, deutsche Synchro ihren Teil zur Vollidiotie beiträgt. Klar, dass speziell Hong-Kong-Ware aus dieser Ära eine gewisse Leidensfähigkeit in Sachen Humor voraussetzt. Getreu dem Motto: "Love it or leave it!" sollte man für schräge China-Slapstick und -Mimik ein Herz haben. Wenn aber in der Zeitperiode, in welcher die Geschichte spielt, den Darstellern von der deutschen Dialogregie solche Sachen wie "Wir haben sogar 'ne U-Bahn" oder "Das ist der Vorläufer des Home Computers" in den Mund gelegt werden, dann packt man sich doch ob dieses krampfhaften Versuches, witzig zu sein, stöhnend an den Kopf. Der Holzhammer lässt grüßen. Dass der streckenweise gedoubelte Jackie Chan trotz Maskerade auffällt wie eine Knackwurst in der Maibowle, ist dabei nur eine Randnotiz und hat schon ein bisschen etwas von Ed Wood - nur längst nicht so kultig.
DVD und Bonusmaterial
Der Text auf der Hüllenrückseite ist ziemlicher Schwachfug, der nicht viel mit der Handlung zu tun hat. Vermutlich hat der Covertexter den Film nicht gesehen oder eben nicht verstanden, was bei der wirren Story nicht verwunderlich ist und hiermit ausnahmsweise als Entschuldigung akzeptiert wird. Die ungeschnittene FSK16-Neuveröffentlichung kommt in fünf Minuten längerer Fassung daher, die eingefügten Szenen machen den Plot weder viel blutiger noch in irgendeiner Form logischer und liegen zudem im ziemlich miesen OmU vor. Während der ohnehin grottige Mono-Sound des Originals auf eine Art Pseudo-5.1 gehievt wurde, hat man am Bild etwas mehr Zeit investiert, was man tatsächlich auch sieht. Trotzdem bleibt's beim 4:3-Seitenverhältnis, auch wenn die schwarzen Balken 16:9 suggerieren. Bonusmaterial im eigentlichen Sinne liegt nicht vor.
Fazit
Vom sehenswerten Chan-Klassiker "Fearless Hyena" (dt: "Superfighter 3") hat dieses Machwerk nur den zugkräftigen Namen und einen Haufen Cut-Scenes geerbt - thematisch und handwerklich ist man Lichtjahre davon entfernt. Die DVD bietet außer der ungeschnittenen Fassung nicht viele schlagkräftige Kaufargumente. Das Bild ist bis auf ein wenig Gewackel ordentlich, der Ton bestenfalls mäßig und Bonusmaterial fehlt völlig. Lediglich für Hardcore-Fans von Jackie Chan ist "Superfighter 2 wirklich geeignet, immerhin hat er bei gut der Hälfte des Films tatsächlich noch mitgewirkt. Ansonsten machen auch sehr tolerante Anhänger der klassischen Martial Arts made in Hongkong lieber einen Bogen um diesen kruden, zusammengepfuschten Blödsinn, bei dem sich nur die Choreographie noch sehen lassen kann.
Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "Long Teng Hu Yue / Fearless Hyena Part II"
Hong Kong / China 1983
Genre: Martial-Arts/Action
DVD 2008, Splendid
Version: Single-Disk, Uncut - FSK 16
Laufzeit: 88 Minuten
Bildformat: 4:3 (2,35:1)
Soundformat: DD 5.1, Mono (Deutsch), Mono (Kantonesisch, OmU)
Bonusmaterial: Bis auf Trailer - keines
Produktion: Lo Wei / Fortune Star
Musik: Diverse
Regie: Chan Chuen, Lo Wei, Jackie Chan (uncredited)
Darsteller u.a.: Jackie Chan (Chang Lung "Dragon"), Hui Lou Chen (Chan Chi-Pei "Tommy"), James Tine (Dragons Vater), Dean Shek (Jaws Four), Austin Wai (Tung), Sai-Kun Yam ("Heaven and Earth"-Anführer)
- Redakteur:
- Jürgen Pern