Fido
- Regie:
- Andrew Currie
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Kanada
1 Review(s)
05.04.2008 | 13:35Hintergrund
Zombies, die lebenden Untoten, Wesen, die nach ihrem Tod wiederauferstanden sind, um sich am Fleisch der Lebenden zu nähren, einzig durch ihren Blutdurst getrieben, sind seit geraumer Zeit Teil verschiedenster Kultur- und Religionsgruppen.
Ursprünglich aus dem karibischen Voodoo stammend, hievte George A. Romero den Zombie-Mythos 1968 in die Popkultur. Sein Meilenstein "Night of the Living Dead", voll der Gesellschaftskritik, gilt allgemein als Initiator des modernen Horrorfilms. Ganz gleich ob "Tanz der Teufel" oder "Halloween" - ohne Romeros "Night of the Living Dead" würde der Horrorfilm anders aussehen.
Seit Romero ist der Zombiefilm unweigerlich mit der Vision des Zusammenbruchs der Zivilisation verbunden: Die Massen der Untoten verdrängen die Lebenden und bestrafen sie für ihr Fehlverhalten. Dies geht meist mit drastischen, gewalttätigen Bildern einher, die dem Genre hierzulande öfters Probleme mit dem Jugendschutz bereiten.
Handlung
Willard ist ein ruhiges und besinnliches Städtchen, irgendwo im Nirgendwo der USA. Die Vorort Idylle wird durch nichts und niemanden gestört. Einzig der Anblick von Zombies als Hausdiener, Postboten oder Milchmänner wirkt gewöhnungsbedürftig.
Jahre zuvor wurden die Toten durch kosmische Strahlen wieder zum Leben erweckt. Nach Blut dürstend, drohten sie das Leben auf der Erde auszulöschen. Doch die Menschheit konnte die Untoten im "Zombie-Krieg" zurückschlagen und gar durch moderne Technik bändigen.
Fortan leben Mensch und Zombie im gleichen Haushalt, mit klar verteilten Rollen. Auch die Robinsons leisten sich nach langer Zeit einen Hauszombie. Mehrere unglückliche Umstände führen jedoch dazu, dass ihr Zombie Fido (Billy Connolly, "Mrs. Brown“) wieder seinem Blutdurst nachgibt, was zum puren Chaos in Willard führt. Einzig Timmy (K'Sun Ray), der jüngste Spross der Familie, kann jetzt noch helfen ...
Kritik
Vorweg: "Fido" ist kein klassischer Zombiefilm! Der Fokus liegt ganz klar auf der Satire, die Zombies dienen lediglich als Aufhänger. Statt Gore gibt es Humor, Slapstick tritt an die Stelle des Blutes. Einen wirklichen Zombiefilm ergibt das folglich nicht. Man darf aber auch keinen zweiten "Shaun of the Dead" erwarten!
Der kanadische Regisseur Andrew Currie inszeniert hier einen klugen, weil anderen Genrefilm, der nur schwer ins Genre passt. Dabei beweist er mit jeder Entscheidung ein überaus glückliches Händchen. Zu allererst sei hier das tolle 50er-Jahre-Setting genannt. Der Charme alter TV Serien wie "Lassie" verbindet sich hier mit dem Grundgerüst des Zombiefilms, ohne sich dabei der Lächerlichkeit preiszugeben. Sicherlich ist vieles abstrus und an den Haaren herbeigezogen, nichts anderes ist aber intendiert. Spätestens nach dem Oldschool-Intro durch einen abgenutzten Schwarzweiß-Schulfilm, der den "Zombie-Krieg"-Hintergrund erklärt, weiß man, was man zu erwarten hat.
Überhaupt fühlt man sich wie in einer Zeitmaschine: Die Farben sind quietschig, die Kostüme klassisch und aus den Lautsprechern dröhnt feinster Rock 'n' Roll. Frauen sorgen für den Haushalt, die Männer, die gleichzeitig alle Kriegsveteranen sind, sorgen für das Einkommen. Man könnte meinen, dass in dieser Welt die Zombies der reinste Fremdkörper wären - doch siehe da, alles fügt sich wunderbar zusammen. Ihre Präsenz sorgt pausenlos für Lacher, was in erster Linie an den obskuren Filmsituationen liegt. Glücklicherweise reihen sich diese Situationen aneinander, anstatt lediglich ab und an vorzukommen.
Curries zweite kluge Entscheidung zeigt sich beim Cast. Wer hätte gedacht, dass die toughe Carrie-Anne Moss ("Matrix", "Memento") in einer Komödie zu überzeugen weiß? Aber es ist vor allem Billy Connolly ("Mrs. Brown") in der titelgebenden Rolle, der für Spaß sorgt. Die Art und Weise, wie er den Zombie Fido verkörpert, reicht aus, um den Kauf der DVD zu rechtfertigen! Im weiteren Cast gefällt vor allem Tim Blake Nelson ("O Brother, Where Art Thou?") als Mr. Theopolis, der ein Verhältnis mit seinem Hauszombie führt.
Doch all das wird von der Raffinesse der eigentlichen Satire noch in den Schatten gestellt. Die Gesellschaftskritik ist sehr direkt, drängt sich jedoch nicht mit dem Holzhammer auf. Egal ob Rassenprobleme, der Umgang mit Älteren oder die übliche, US-amerikanische Paranoia die innere Sicherheit betreffend, werden hier gekonnt auf den Arm genommen. So schafft es ein vermeintlich dümmlicher Film, die Zuschauer zum Nachdenken zu bringen, was man ihm hoch anrechnen muss!
Die DVD
Das Bild (2,35:1) ist schön scharf und bietet sehr kräftige Farben. Auch der Kontrast überzeugt, was sich gerade in den Nachtszenen positiv bemerkbar macht. Einzig das Blockrauschen in gleichmäßigen Ebenen trübt den ansonsten sehr guten Eindruck ein wenig.
Beim Ton (Deutsch, Englisch je DD5.1) sollte man kein Klangfeuerwerk erwarten. "Fido" ist alles andere als ein actiongeladener Horrorfilm, was spätestens durch die oben stehende Kritik klar werden sollte. Wie so oft bleiben die hinteren Boxen und auch der Subwoofer bei einem dialoglastigen Film ruhig. Dafür sind die Dialoge gut verständlich und Störungen in Form von Rauschen, oder Ähnlichem sind auch nicht auszumachen.
Die mir vorliegende DVD bietet außer dem Trailer und der üblichen Trailershow keinerlei Extras. Wer Wert auf eben diese legt, sollte zur 2-DVD-Special-Edition greifen, die neben einem Making-of auch Outtakes, Deleted Scenes und ein Storyboard bietet.
Fazit
Vor "Shaun of the Dead“ konnte sich niemand vorstellen, wie eine Zombie-Komödie aussehen könnte. Viel britischer Humor, vermengt mit den klassischen Elementen des Genres führten zu einem kurzweiligen, aber enorm unterhaltsamen Filmerlebnis, wenngleich der Blutfaktor für Komödienverhältnisse gehörig hoch war.
"Fido" geht da leicht andere Wege. Angefangen beim abgedrehten 50er-Jahre-Setting über die Gute-Laune-Inszenierung, bis hin zur schrägen, weil unkonformen Geschichte ist "Fido" bewusst anders. Und genau hier dürfte der Zombie für viele begraben liegen. Für einen Zombiefilm fehlt es klar an den typischen Genreelementen, allem voran das Blut. Freunde der klugen Satire dürften sich an der sehr eigenen Inszenierung stören.
Dabei ist "Fido" ein außergewöhnlich sehenswerter Film, der durchaus das Zeug zum Kultfilm hat. Selten wurde Abstruses so gekonnt mit Botschaft und Sinn verbunden, was zu einer ungemein guten Satire führt. So abwegig es bei der Handlung auch klingen mag, Freunde der gehobenen Unterhaltung sollten unbedingt einen Blick riskieren - "Fido" wurde nicht zu Unrecht zum Publikumsliebling des Fantasy Film Fests 2007!
- Redakteur:
- Martin Przegendza