Resident Evil: Extinction
- Regie:
- Mulcahy, Russell
- Jahr:
- 2007
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA/Frankreich/Australien/Deutschland
1 Review(s)
14.03.2008 | 12:51Durch einen 'Betriebsunfall' in den Labors der skrupellosen "Umbrella Corporation" wurde der T-Virus freigesetzt. Mehr als 99 Prozent der Menschheit sind ihm inzwischen zum Opfer gefallen; Männer und Frauen haben sich in kannibalistische Zombies verwandelt, die Jagd auf die wenigen Überlebenden machen.
In der Wüste des US-Staats Nevada bleibt ein Konvoi mit Flüchtlingen immer in Bewegung. Ihre Zahl vermindert sich ständig, denn die Untoten lauern überall. Benzin, Wasser und Lebensmittel werden knapp. Eine Attacke mutierter Krähen scheint das Ende zu bedeuten. In letzter Sekunde wird die Gruppe durch das Eingreifen von Alice gerettet.
Sie wurde einst von "Umbrella" als menschliche Kampfmaschine 'konstruiert', konnte ihren Peinigern aber entfliehen. Seither hält sie sich verborgen, denn weiterhin sucht Dr. Isaacs nach ihr: Aus ihrem Blut meint er nicht nur ein Serum gegen den T-Virus, sondern auch ein Mittel herstellen zu können, mit dessen Hilfe sich die Zombies in friedliche Arbeitssklaven verwandeln lassen. Bis er Alice gefunden hat, muss sich Isaacs mit dem Blut der Alice-Klone begnügen, die er in großen Mengen heranzüchten lässt. Das Experiment misslingt, denn die 'geimpften' Untoten verwandeln sich in extrem schnelle, überstarke und mörderische Kreaturen. Isaacs benötigt das 'reine' Blut der 'originalen' Alice. Die hat er inzwischen orten können. Er setzt 'seine' Zombies als Kampftruppe ein, die ihm Alice bringen soll.
Die ist mit den Flüchtlingen inzwischen in den Ruinen von Las Vegas eingetroffen. Hier will man sich mit Vorräten eindecken und dann den Weg nach Alaska einschlagen. Dort gibt es einen Ort, dessen Bewohner vom Virus verschont blieben. Doch Isaacs Falle schlägt zu, und Alice erkennt, dass die "Umbrella Corporation" sie niemals in Frieden lassen wird. Sie setzt sich auf Isaacs Fährte, doch der ist in seinen unterirdischen Stützpunkt geflohen, wo er sich nach einem Zombiebiss und einer Überdosis des vorläufigen Serums in einen Gegner verwandelt, der furchtbarer als jeder Untoter ist ...
Nie waren die Untoten so lebendig wie in diesen Tagen. Seit sie Zack Snyder und James Gunn 2004 in "Dawn of the Dead" aus der Versenkung holten, bevölkern sie die Leinwände wieder in hellen Scharen. Ganz verschwunden waren sie freilich nie - im "Resident-Evil"-Universum gehörten sie schon vorher zum unverzichtbaren Inventar und mischten bereits im ersten Teil der Filmserie 2002 mit.
Dass diese Serie zustande kam, war durchaus geplant. "Resident Evil", das ungemein erfolgreiche Videospiel, zwang sich als Grundlage eines einträglichen Franchises förmlich auf. (Viel zu) viele andere Games waren schon vor 2002 verfilmt worden. Das Konzept war (und ist) stets identisch: Die Vorlage wird als 'Steinbruch' genutzt, aus dem sich die Drehbuchautoren die erfolgreichsten Handlungselemente brechen. "Resident Evil" besitzt dank seiner digitalen Genese eine Geschichte, die einerseits viel zu komplex für den Spielfilm ist, während sie sich andererseits bei näherer Betrachtung in einer endlosen Abfolge von Kämpfen mit den Schergen der "Umbrella Corporation", den Zombies und anderen Finsterbolden erschöpft.
Die Handlung der "Resident-Evil"-Filme wurde vom viel gescholtenen Paul W. S. Anderson durchaus gekonnt und professionell dem neuen Medium angepasst. Simpel und eindimensional seien seine Drehbücher, so die Kritik, doch genau das ist ihre Stärke: "Resident Evil" lässt sich grundsätzlich mit zwei Worten beschreiben: Rennen & Kämpfen. Genau das wird in nunmehr drei Filmen geboten. Ein gutes B-Movie bietet eine rasante Story ohne Schnörkel und Schleifen. Es muss flott vorangehen. Zwischenmenschliche Konflikte stehen nicht im Mittelpunkt, sondern fließen im Rahmen der eigentlichen Handlung quasi nebenbei ein. Hält man sich an dieses Rezept, kann Großes entstehen: Unterhaltung, die auf den Punkt kommt.
Auf dieser Ebene funktioniert "Resident Evil: Extinction" erneut vorzüglich. Das Drehbuch berücksichtigt die Vorgeschichte. Es konzentriert sich auf effektvolle Action, die von einem Altmeister des Genres ansprechend in Szene gesetzt wurde: Russell Mulcahy ist es nach "Highlander" nie gelungen, sich dauerhaft als Regisseur der A-Kategorie zu etablieren. Sein Handwerk beherrscht er allerdings - und das besser als Alexander Witt in "RE - Apocalypse" oder Anderson selbst im ersten Teil der Serie. Mulcahy schafft es sogar, mit einem dicht und ungemein spannend inszenierten Prolog im Zuschauer die Erwartung zu wecken, mehr als Popkorn-Kino serviert zu bekommen.
Sobald das Geschehen in die Wüste abwandert, beginnt allerdings die Ernüchterung, bis die allzu hochgesteckten Erwartungen abgebaut sind. B-Movie bedeutet auch ein Recycling erfolgreicher Vorlagen, woraus im Gegensatz zum 'großen' Film aber kein Hehl gemacht wird. Zwar wird im Making-of ausgiebig schwadroniert, welche Meisterwerke der Vergangenheit man 'ehren' wollte, doch tatsächlich ist "RE: Extinction" ein Surrogat aus Filmen wie der "Mad-Max"-Trilogie, George A. Romeros "Day of the Dead" (1985) und der "Dawn of the Dead"-Version von 2004.
Diese 'Anleihen' sind erträglich, obwohl manche Szene eins-zu-eins abgekupfert wird. Schwerer wiegen diverse echte Schwächen. Zwar kann sich das Budget von "RE: Extinction" vermutlich sehen lassen, doch für die glaubhafte Darstellung einer verwüsteten Welt war dennoch zu wenig Geld da. Viele Tricks sind als solche unerfreulich deutlich zu identifizieren. Vor allem die Las-Vegas-Kulisse ist in den Totalen ausnehmend unglaubwürdig geraten. Größere Zombie-Horden wurden digital erzeugt - auch das wird sichtbar. Der finale Kampf zwischen Alice und Isaacs verliert aus ähnlichem Grund an Überzeugungskraft.
Besser gelang erwartungsgemäß das Tricksen im kleineren Maßstab. "RE: Extinction" spielt über weite Strecken im hellen Wüstenlicht. Üblicherweise greifen Zombies und andere Getüme in der Dunkelheit an, was ihr Make-up verbirgt und sie 'echter' aussehen lässt. In diesem Punkt ging man neue Wege. Die "Resident-Evil"-Zombies können sich bei Tage sehen lassen. Sie wirken trotzdem wahrlich grässlich.
Außerdem scheinen sie aufblasbar zu sein. Wie sonst lässt sich erklären, dass in Las Vegas einem vergleichsweise kleinen Container eine ganze Armee von Kampf-Zombies entweicht? An solchen Ungereimtheiten sollte man sich lieber nicht stören, denn "RE: Extinction" ist damit gespickt. (Immerhin wird DAS Rätsel aller Zombiefilme endlich gelüftet: Wieso 'verhungern' die Untoten nicht, nachdem sie die meisten Menschen gefressen haben? Erklärung: Sie mögen frisches Fleisch, aber sie benötigen es nicht.)
Die "Resident Evil"-Serie profitiert ungemein von der Besetzung der Hauptrolle: Milla Jovovich IST Alice, wie Sigourney Weaver Ellen Ripley verkörperte. Eine andere Darstellerin kann man sich in dieser Rolle nicht vorstellen. Jovovich ist keine begnadete Schauspielerin, was jedoch in diesem Umfeld keine Rolle spielt. Gefordert ist vor allem körperlicher Einsatz. Der wird geleistet; auch im dritten Teil lässt Jovovich keinerlei Ermüdungserscheinungen erkennen. Wie im Making-of erkennbar, stürzt sie sich weiterhin begeistert ins Getümmel. Dieser Schwung teilt sich dem Zuschauer deutlich mit.
Ihre Mitspieler bleiben dagegen profillos. Oded Fehr nimmt seine Rolle aus "RE: Apocalypse" wieder auf, ohne dass dies auffällt oder für das Geschehen erforderlich wäre. Die Gruppe der Flüchtlinge liefert vor allem das im Horrorfilm erforderliche Kanonenfutter. Diverse Klischeegestalten werden uns ans Herz gelegt, damit sich Betroffenheit breitmacht, wenn es sie später erwischt. Der Profi-Zuschauer lässt sich dadurch freilich schon längst nicht mehr manipulieren. (Er registriert zudem mit Missvergnügen, dass ihm schon wieder eine talentarme Retorten-Sängerin - hier Ashanti - als "prominenter Gaststar" aufs Auge gedrückt wird.) Höchstens Iain Glen als "mad scientist" Dr. Isaacs hebt sich ab. Er darf seinem Affen tüchtig Zucker geben und voller Wonne intrigieren, foltern und morden. Gegen Alice hat er letztlich trotzdem keine Chance - kein Wunder, tritt diese im Finale doch im Doppelpack auf ...
Dieser hübsche Schlussgag öffnet gleichzeitig das Fenster zu einer weiteren Fortsetzung. "RE: Extinction" schlug sich an der Kinokasse achtbar und wird auf DVD satte Gewinne einfahren. Milla Jovovich hat sich in einen unbefristeten Mutterschaftsurlaub zurückgezogen. Man darf gespannt sein, ob sie ihre Rolle ein weiteres Mal aufnimmt. Für eine Fortsetzung der Reihe dürfte das die Voraussetzung sein. Die Storyline gibt ein weiteres Kapitel ebenfalls her, denn obwohl es schlecht steht um die "Umbrella Corporation", werden deren schurkische Köpfe sich sicherlich etwas einfallen lassen, um einer Armee rachedurstiger Alices Paroli zu bieten!
Daten
Originaltitel: Resident Evil - Extinction (USA/Frankreich/Australien/Deutschland 2007)
Regie: Russell Mulcahy
Drehbuch: Paul W. S. Anderson
Kamera: David Johnson
Schnitt: Niven Howie
Musik: Charlie Clauser
Darsteller: Milla Jovovich (Alice), Oded Fehr (Carlos Olivera), Ali Larter (Claire Redfield), Iain Glen (Dr. Isaacs), Ashanti (Betty), Christopher Egan (Mikey), Spencer Locke (K-Mart), Matthew Marsden (Slater), Linden Ashby (Chase), Jason O'Mara (Albert Wesker), Mike Epps (L. J.), Joe Hursley (Otto), Madeline Carroll (K. I.), Valorie Hubbard (Ma), Ramón Franco (Runty), Shane Woodson (Piggy), Geoff Meed (Pock Mark), Rusty Joiner (Eddie), John Eric Bentley, James Tumminia, Kirk B. R. Woller, Rick Cramer (Umbrella-Schergen) uva.
Anbieter: Highlight Video (www.constantin-film.de)
Erscheinungsdatum: 07.02.2008 (Verleih-DVD) bzw. 14.02.2008 (Kauf-DVD)
EAN: 4011976848967 (Verleih-DVD) bzw. 4011976311584 (Kauf-DVD)
Bildformat: 16 : 9 (2,40 : 1 anamorph)
Audio: DTS 5.1 (Deutsch), Dolby Digital 5.1 (Deutsch, Englisch)
Untertitel: Deutsch
DVD-Typ: 1 x DVD-9 (Regionalcode: 2)
Länge: 92 min
FSK: keine Jugendfreigabe
DVD-Features
Wer großen Wert auf Infos rund um den Film "RE: Extinction" legt, wird von der Leih-DVD sicherlich enttäuscht sein. Aufgespielt wurde neben einem Audiokommentar mit Regisseur und Produzenten nur ein Making-of, das allerdings nichts als ein plumper, in die Länge gezogener Werbetrailer ist: Im Brustton der Überzeugung versprechen die vertraglich zu Lobgesängen verpflichteten Schauspieler und der Regisseur dem Zuschauer unisono ein Highlight der Filmgeschichte. Das wird ausgiebig mit Ausschnitten aus dem Film garniert und kann problemlos ignoriert werden.
Ausgiebige Blicke hinter die Kulissen und einige "deleted scenes" bieten - selbstverständlich kostenintensiver - die "Premium Edition" sowie - allerdings im Umfang abgespeckt - die Blue-Ray bzw. HD-DVD-Fassungen.
Im Internet gibt es zum Film eine eigene Website (www.re3.film.de), die zwar hübsch layoutet ist, doch Information ebenfalls mit Werbung gleichsetzt.
- Redakteur:
- Michael Drewniok