Species III
- Regie:
- Turner, Brad
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Science-Fiction
- Land:
- USA
1 Review(s)
13.03.2008 | 14:31Ein von Außerirdischen ins All gefunkter Gen-Bauplan konnte Anfang der 1990er Jahre entschlüsselt und mit menschlicher DNS kombiniert werden. Das Ergebnis war Sil, ein Mischlingswesen, das mit ungeheurer Geschwindigkeit zu einer wunderschönen Frau heranwuchs. Als sie geschlechtsreif wurde, brach sie aus dem Labor aus, in dem sie gehalten wurde, und suchte nach einem männlichen Partner für die Fortpflanzung. Gleichzeitig verwandelte sich Sil in eine gepanzerte und tentakelbewehrte Kreatur von unglaublicher Stärke, richtete ein Blutbad an und konnte erst in letzter Sekunde gestoppt und getötet werden, bevor sie ihren Nachwuchs auf die Welt loslassen konnte ("Species", 1995).
Aus Sils Resten klonten eifrige Regierungswissenschaftler Eve, die etwas kooperativer war, was wichtig wurde, als der Astronaut Ross auf dem Mars mit der bekannten Alien-DNS in Kontakt kam und zu einem männlichen Exemplar der vermehrungsfreudigen ETs mutierte. Nachdem das Wesen diverse Frauen entweder geschwängert oder in Stücke gerissen hatte, setzte man Eve auf seine Spur, die es tatsächlich stellen und töten konnte, wobei sie allerdings selbst auf der Strecke blieb ("Species II", 1997).
Zusammen mit Portus, einem Nachkommen der männlichen Kreatur, wird Eves Leiche zurück ins Labor gebracht. Doch Eve ist nicht tot. Im Krankenwagen bringt sie einen weiblichen Säugling zur Welt, bevor sie von Portus endgültig ins Jenseits befördert wird. Der Naturwissenschaftler Dr. Abbot, der den Transport begleitet, flieht mit dem Kind. Er lehnt die Forschungsmethoden der Regierung ab und versteckt Eves 'Tochter', der er den Namen Sara gibt, in seinem Keller, den er als Versuchslabor ausgebaut hat. Hier will er mit 'gereinigter' Alien-DNS, die ihm Sara liefern soll, eine 'reinrassige' Generation der fremden Spezies züchten, die endlich die offenen Fragen über ihre Herkunft beantworten soll.
Sieben Jahre später ist es so weit. Abbot heuert den begabten Studenten Dean als Partner an, denn die erwachsene Sara ist unberechenbar und scheut vor Mord keineswegs zurück. Problematischer sind allerdings die Attacken von Portus und anderen Mischlingen: Ross hat mehr Nachkömmlinge hinterlassen als gedacht. Doch diese sind genetisch degeneriert und chronisch krank. Aus Saras Blut erhoffen sie sich ein Heilmittel. Abbot und Dean versuchen Sara zu schützen. Diese kennt inzwischen Abbots Vorhaben und schmiedet eigene Pläne. Die Situation eskaliert, als die drei Parteien aufeinander treffen. Bündnisse werden geschlossen und sogleich gebrochen, die Mordquote steigt steil an, und schließlich nimmt auch der Geheimdienst die vor Jahren erkaltete Spur wieder auf ...
Eine Skizze der Handlung von "Species III" ist eine Herausforderung, denn die Handlung ist ebenso komplex wie wirr und lässt sich nur schwer raffen. Selbst bei höchster Konzentration bleibt der Zuschauer ratlos zurück. Entweder war der Drehbuchautor nicht ganz bei der Sache, oder "Species III" gehört zu den Filmen, die mit der Heckenschere geschnitten wurden. Er dauerte ursprünglich knapp 120 Minuten, was erstaunlich lang ist für eine Billig-Produktion, die direkt für den DVD-Markt entstand. Inzwischen existieren verschiedene Fassungen, denen offensichtlich die inhaltliche Stringenz - wenn es sie denn je gegeben hat - abhanden kam. Glücklicherweise gibt es einen Audiokommentar zur DVD; der Zuschauer kann sich berichten lassen, was Regisseur und Drehbuchautor ihm erzählen wollten.
Da sie es an Hohn und Spott über das eigene Werk nicht fehlen lassen, können wir von einer schwierigen Genese ausgehen. "Species III" ist erkennbar ein ambitioniertes Werk. Aufwändig und sorgfältig wurde die in den ersten beiden Filmen fixierte Vorgeschichte in die Story eingebunden. Man machte sich sogar die Mühe, für den Prolog Natasha Henstridge, die Eve aus "Species II", zu engagieren - die wenigen Einstellungen, in denen sie auftaucht, fördern die Kontinuität.
Ambition ist freilich nicht identisch mit Talent, und als Mühlstein am Hals des Künstlers fungiert nicht nur im Hollywood-Film der ökonomische Faktor. "Species III" wurde wie gesagt "direct-to-DVD" gedreht. Das Budget war vergleichsweise gering, während die Macher der beiden ersten Teile aus dem Vollen schöpfen konnten. Brad Turner ist ein TV-Regisseur, der es gewohnt ist, den Dollar dreimal umzudrehen, bevor er ihn ausgibt. Das hilft jedoch wenig, wenn er sich an ein Drehbuch wagt, das recht pompöse Szenen vorsieht, die nur mit Ach und Krach umgesetzt werden können. Das 'große Finale' im durchgehenden Fusionsmeiler verliert gewaltig an Wirkung, wenn die Schauspieler erzählen müssen, welche Katastrophen sich gerade ereignen, weil leider kein Geld da war, dies im Bild darzustellen.
Solche Trash-Elemente gibt es viele in "Species III". Sie sind unterhaltsam, wenn man sich als Zuschauer von der Erwartung verabschiedet hat, man werde hier ernsthaft unterhalten. (So ernsthaft eben, wie das in einem SF-Horror-Erotik-Thriller möglich ist.) Dann wird man die vielen Parallelen zum phantastischen B-Film der 1950er Jahre begrüßen. Nur ein bemerkenswertes Beispiel liefert Dr. Abbots Kellerlabor. So wie in "Plan 9 aus dem Weltall" 1959 eine an die Wand genagelte Tonbandspule ein Hightech-'Labor' der Zukunft symbolisierte, künden in "Species III" drei oder vier Flachbild-Monitore und einige unidentifizierbare 'Apparate' vom Geist des wahren Wissenschaftlers, der im Schatten des Wasserboilers klont, DNS 'reinigt' und andere Wunder wirkt. Da fragt sich der Steuerzahler, wieso er Milliarden verschlingende Forschungszentren finanzieren soll ...
Seltsamerweise gibt es daneben immer wieder ganz hervorragende Spezialeffekte. Einige wirklich gute Splatter-Momente sorgen für gute Laune, die Masken sind toll. (Das gilt leider nicht für die ET-Ganzkörper-Prothesen, die nicht selten wie ein mit Gummischläuchen beklebter Taucheranzug aussehen.) Des Rätsels Lösung: Es klappt mit den Effekten immer dann, wenn diese die Beschränkungen des Budgets akzeptieren statt eine Größe vorzugeben, die "Species III" einfach nicht erreichen kann.
Die Schauspieler aus "Species III" sind vor allem aus dem US-Fernsehen bekannt. Das ist kein Qualitätsmakel, sondern eine logische Entscheidung: Ist das Geld knapp, castet man Darsteller, die es gewohnt sind, schnell und ohne lange Proben zu arbeiten, sodass die Dreharbeiten möglichst rasch und folglich kostengünstiger abgeschlossen werden können.
Solche Voraussetzungen fordern vom Schauspieler einen Kompromiss. Vielleicht gelingt eine Szene nicht so gut, wie sie eigentlich werden könnte, wenn Zeit und Geld eine weitere Wiederholung ermöglichen würden. Damit müssen Darsteller und Zuschauer dann leben. Die Handlung von "Species III" fordert ohnehin keine besonderen mimischen Leistungen. Action, schräge Spezialeffekte und die schönen Brüste von Sunny Mabrey und Amelia Cooke stehen eindeutig im Vordergrund.
Die Wahl von Sunny Mabrey als 'neue' "Species" wirkt rätselhaft. Verständlich ist, dass Natasha Henstridge ihre Haut nicht ein drittes Mal buchstäblich zu Markte tragen wollte. "Species"-Schönheiten agieren traditionell über weite Strecken nackt. Das hat Henstridge, obwohl kein Filmstar im eigentlichen Sinn, in einer zweiten Fortsetzung nicht mehr nötig. Außerdem ist dies ein Job für jüngere Nachwuchsdarstellerinnen, die es sich noch nicht leisten können, wählerisch zu sein.
Sunny Mabrey ist allerdings nur wenige Monate jünger als Natasha Henstridge. Wirklich sinnvoll ist dieser Rollenwechsel daher nicht. Und so ansehnlich Mabrey auch ist, sie kann mit Henstridge nicht mithalten. Schlimmer noch: Sie kann mit Amelia Cooke nicht mithalten, mit der sie im gleichen Film spielt! Cooke ist wie Henstridge ein (ehemaliges) Model. Selbst angezogen meistert sie ihre Rolle als genetisch geschädigter Mutant vorzüglich und macht damit nur deutlicher, dass sie die bessere Sara wäre.
Robin Dunne ist ein "beefcake", d. h. ein Schauspieler, der die Zuschauerinnen schon durch sein Äußeres dahinschmelzen lässt. Er kann von Glück sprechen, dass ihn das Drehbuch nicht dazu zwingt, den 'typischen' Studenten zu mimen. Wie das ausgesehen hätte, zeigt uns John Paul Pitoc, der als Deans Zimmergenosse Hastings Hollywoods Ying & Yang des jugendlichen Universitätsabsolventen zu verkörpern und ausschließlich dumm und geil zu sein hat.
Robert Knepper soll als Dr. Abbot einen eher zwielichtigen Charakter an den Tag legen. Leider lässt ihn das Drehbuch immer wieder im Stich, sodass er in erster Linie wie ein "mad scientist" wirkt, der sich auch nur in die Reihe derer einreiht, die mit dem Gast aus dem Weltall experimentieren wollen.
Das Ende ist blöd aber happy, es schließt die Trilogie ab, was die richtige Entscheidung wäre. Hollywood wäre indes nicht Hollywood, würde nicht doch ein Hintertürchen für eine mögliche Fortsetzung geöffnet ... Die Gesetze des Franchises sind halt unerbittlicher als Sil, Eve und Sara in ihrer gemeinsamen Fortpflanzungsgier.
Daten
Originaltitel: Species III (USA 2004)
Regie: Brad Turner
Drehbuch: Ben Ripley
Kamera: Christian Sebaldt
Schnitt: N. N.
Musik: Elia Cmiral
Darsteller: Robin Dunne (Dean), Robert Knepper (Dr. Abbot), Sunny Mabrey (Sara), Amelia Cooke (Amelia), John Paul Pitoc (Hastings), Michael Warren (Wasach), Christopher Neame (Dr. Nicholas Turner), Natasha Henstridge (Eve), Patricia Bethune (Colleen), Joel Stoffer (Portus), James Leo Ryan (Yosef), Savanna Fields (Sara als Kind), Christopher R. Gillum (Portus als Kind), Boni Yanagisawa (Studentin), Rob Hinderstein, Carl Ciarfalio (Sicherheitsmänner), Troy Blendell (Pathologe) uva.
Label: MGM Home Entertainment
Erscheinungsdatum: 24.03.2005 (Verleih-DVD) bzw. 05.04.2005 (Kauf-DVD)
EAN: 4045167270619 (Verleih-DVD) bzw. 4045167270695 (Kauf-DVD)
Bildformat: 16 : 9 (1,78 : 1 anamorph)
Audio: Dolby Digital 5.1 (Deutsch, Englisch, Französisch, Ungarisch)
Untertitel: Holländisch, Französisch, Ungarisch sowie Deutsch u. Englisch für Hörgeschädigte
DVD-Typ: 1 x DVD-9 (Regionalcode: 2)
Länge: ca. 105 min.
FSK: 16
DVD-Features
Die Extras zur (Kauf-)DVD täuschen eine Fülle vor, die bei näherer Betrachtung in sich zusammenfällt. Dem obligatorischen Kinotrailer folgen die Featurettes "Alien Odyssee",
"Evolution", "Außerirdische Technologien", "Species DNA-Produktionsdesign" und "Intelligente Lebensformen". Auf anderen DVDs würden diese zu einem "Making-of" zusammengefasst. Der Informationsgehalt hält sich übrigens trotz (oder wegen?) der bombastischen Titel in Grenzen.
Wesentlich wichtiger ist der weiter oben schon erwähnte Audiokommentar, der vor selbstkritischen und ehrlichen Äußerungen nicht zurückschreckt. Die Fotogalerie mag "interaktiv" sein, ist aber trotzdem überflüssig.
Noch im Netz ist die Website www.speciesmovie.com, die optisch ein Genuss ist und mit zusätzlichen Features - die "Species" und "Species II" einschließen - nicht geizt.
- Redakteur:
- Michael Drewniok