Place Promised in Our Early Days, The
- Regie:
- Makoto Shinkai
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Kumo no mukô, yakusoku no basho
1 Review(s)
09.05.2008 | 10:08Daten:
Regie: Makoto Shinkai
Filmographie Makoto Shinkai:
- 2007: Byôsoku 5 senchimêtoru (5 Centimeters per Second)
- 2004: Kumo no mukô, yakusoku no basho (The Place Promised in Our Early Days)
- 2003: Egao (The Smile)
- 2003: Hoshi no koe (Voices of a Distant Star)
- 1999: Kanojo to kanojo no neko (She and Her Cat)
Musik: Tenmon
Animation:
- Takumi Tanji (Hintergründe)
- Ushio Tazawa (Character Design)
- Ushio Tazawa (Chef Animation)
Handlung:
Die Handlung beginnt in Japan, das nach dem zweiten Weltkrieg von den beiden übrig gebliebenen Mächten aufgeteilt worden ist – in einer Art von Paralleluniversum zu dem Unseren, nur auf einer anderen Zeitlinie. Japan, wie wir es kennen, existiert nicht, die nördliche Insel Hokkaido – jetzt mit dem Namen Ezo - untersteht dem Kommando der Union, die Hauptinsel im Süden wird von der amerikanisch-japanischen Allianz regiert. Zwischen diesen beiden Parteien herrsch zwar zu diesem Zeitpunkt eine gespannte Ruhe, doch bereits ein Funke kann den labilen Frieden gefährden – ein weiterer Krieg wäre das Ergebnis.
In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts hatte die Union mit dem Bau eines riesigen Turms begonnen, der von fast jedem Ort der beiden Länder gut zu sehen ist – seine Spitze liegt so hoch, dass nur Vermutungen existieren, wie weit er wohl in den Himmel ragt. Auch der Zweck des Turms bleibt den erstaunten Menschen des Südens unbekannt. Ist es ein Experiment oder dient er vielleicht einem militärischen Zweck? Aus diesem Grund ranken sich viele Geschichten um das Bauwerk.
Auch die beiden Jungen Hiroki Fujisawa und Takuya Sawatari können sich der Anziehungskraft dieses monumentalen Bauwerks auf der anderen Seite der Grenze nicht entziehen. Angetrieben von unstillbarer Neugier werkeln die beiden Jungen daher schon seit einiger Zeit an einem Flugzeug, das sie - wenn es irgendwann einmal fertig gebaut ist - über die Grenze hin zum Turm bringen soll. Vielleicht können sie so das Geheimnis des Turms lüften.
Beide Jungen verlieben sich in diesem Sommer gleichzeitig in die Schulkollegin Sayuri Sawatari. Von nun an sind die drei Freunde fast unzertrennlich und sie geben sich das Versprechen, den Flug zum Turm gemeinsam zu unternehmen, sobald das Flugzeug fertig gebaut ist. Doch schon bald verschwindet Sayuri spurlos, auch die Wege der Jungen trennen sich und das gemeinsame Projekt gerät in Vergessenheit.
Drei Jahre später. Die beiden Länder stehen kurz vor einem Krieg. Inzwischen arbeitet Takuya in einem Labor, das sich mit der Physik von Parallelwelten beschäftigt. Es wird vermutet, dass der mysteriöse Turm des Feindes ähnlichen Zwecken dienen könnte, nur in ungeahnten Dimensionen. Die Forschungen sollen also auch Aufschluss über dieses gigantische Bauwerk geben.
Eines Tages bekommt Takuya einen Brief von der verloren geglaubten Schulfreundin. Sie liegt seit drei Jahren in einem komaähnlichen Schlaf – kein Wunder also, dass ihre Freunde nichts mehr von ihr gehört haben. In einer kurzen Wachphase konnte sie jedoch wenigstens den Brief verfassen, in dem sie Takuya nun um Hilfe bittet.
Auch Hiroki will seine ehemalige Freundin derweil nicht mehr aus dem Kopf gehen. Immer häufiger wird er von Träumen heimgesucht, die immer den gleichen Inhalt haben: Sayuri. Irgendetwas scheint das Koma der Freundin mit dem Turm zu tun zu haben. Hiroki und Takuya schmieden einen Plan, um die verloren geglaubte Freundin zu retten, doch ihr Handeln hat weiter reichende Folgen, als sie glauben.
Kritik:
Makoto Shinkai war dem asiaphilen Fachpublikum bislang aufgrund seines Kurzfilms "Voices Of A Distant Star" aufgefallen. Bereits an diesem erstaunlich reifen Werk konnte man die Qualitäten des Ausnahmekünstlers erkennen. 2004 war es dann endlich soweit, Makoto Shinkais erster abendfüllender Spielfilm trat in das Rampenlicht des schwer umkämpften japanischen Animationsfilm-Geschäfts. Unterstützt wurde er bei "The Place Promised In Our Early Days" zwar von Animator Ushio Tazawa, doch die Hauptarbeit leistete er bei diesem Film noch immer selbst – Regie, Skript und Storyboard tragen seine unvergleichliche Handschrift.
~ Die Optik – ein hoch gelobtes Meisterwerk? ~
Laut den meisten Kritiken zu "The Place Promised In Our Early Days" ist eine große Besonderheit des Films seine außergewöhnlich gute Optik. Das stimmt meiner Meinung nach auch, allerdings muss ich hier und da ein paar kleinere Abstriche machen.
Diese Science-Fiction ähnliche Film wartet natürlich mit allerlei Technik in den traumhaft detailliert gezeichneten Sets auf. Wilde Flugapparate (wohl als eine Art Hommage an Ghibli-Produktionen), ausgefeilte Labors. Als Gegenpol zu dieser technisierten Welt ergänzen ruhige atmosphärische Bilder den ungewöhnlichen Look und sorgen so für ein Gleichgewicht zwischen den beiden unvereinbar scheinenden Welten. Auf die Umgebung der Schauplätze hat Makoto Shinkai dann noch besonders geachtet, denn die verschiedenen Wetter- und Jahreszeiteinflüsse sind wirklich bemerkenswert realistisch animiert. Regen, Schnee, Wind – fast fühlbar.
Was dem Zuschauer aber sicher als Erstes auffällt, das sind die nachtäglich in den Film eingeblendeten Lichteffekte. Nahezu jede Szene wurde vom "Meister des Lichts" am Computer nachträglich mit ein paar Strahlen Sonnenlicht, ein paar Reflexionen aufbereitet, oder mittels stimmungsvollen Farbfiltern in ein ganz besonderes Ambiente getaucht. Hier ist der Aufwand am ehesten zu sehen, welchen der Regisseur in Kauf genommen hat, um einen ungewöhnlich schönen Film zu erschaffen.
Ansonsten sind die Sets meistens sehr weitläufig angelegt, sie wirken wie vom Licht durchflutet und teilweise sind die Hintergründe sogar fotorealistisch gezeichnet. Sie bringen mit ihren großen weißen Wolkenformationen die nötige Ruhe in den Film, um den Charakteren die notwendige Atmosphäre zu verschaffen. Die blank geputzten Bilder lassen den Zuschauer förmlich die frische klare Luft riechen.
Im direkten Vergleich zu Miyazakis Ghibli-Titeln muss ich allerdings zugeben, dass "The Place Promised In Our Early Days" ein wenig detailärmer und nicht ganz so stimmig daherkommt. Die surrealen Traumsequenzen bei diesem Film waren für mich aber ein fast nicht zu toppendes Highlight, welches sicher noch lange in meinem Kopf herumspuken wird.
~ Die Handlung? ~
Die Handlung beinhaltet einige in japanischen Animationsfilmen sehr gerne verwendete Elemente, sie bietet aber gleichfalls genügend innovative neue Ideen, um auch von "alten Genre-Hasen" als frisch und unverbraucht wahrgenommen zu werden.
Eines dieser bekannten Elemente ist die Liebesbeziehung zwischen den drei Freunden. Dreiecks-Liebesgeschichten gibt es natürlich häufiger in Animationsfilmen, ebenso wie Science-Fiction-Elemente, doch der Mix dieser beiden Elemente ist bei "The Place Promised In Our Early Days" außergewöhnlich gut gelungen, die Handlungstränge und damit die Schicksale der Figuren wurden sehr harmonisch miteinander verknüpft. Zwar läuft auch der Plot mit der Suche nach dem futuristischen Paralleluniversum ständig im Hintergrund, Hauptaugenmerk liegt aber immer auf der Beziehung der drei Protagonisten.
Leider wurde die Erzählgeschwindigkeit nicht immer ideal gewählt. Manchmal werden im Sekundentakt für die Gesamthandlung wichtige Informationen förmlich vor die Füße der Zuschauer geworfen, während der Regisseur ruhige Passagen förmlich in Zeitlupe zelebriert. Unaufmerksamen Zuschauern kann diese Vorgehensweise schon einmal die Übersicht auf wichtige Ereignisse kosten. Also aufpassen!
Als letzten kleineren Minuspunkt könnte ich die manchmal unfertig wirkenden Nebenhandlungsstänge anführen. Ein besser beleuchteter Hintergrund mancher Ereignisse und Zeit für die kleinen netten Geschichten nebenbei, hätten dem Film noch einmal einen gewaltigen Atmosphäre-Schub verliehen. So wirkte mancher, an sich guter Einfall, etwas unfertig und dadurch zu kantig.
Ansonsten kann sich der Zuschauer über eine schöne Liebesgeschichte vor dem Hintergrund eines drohenden fiktionalen Krieges freuen.
~ Viel Lärm um Nichts? – Die Aussagen des Films ~
Hauptaugenmerk liegt in "The Place Promised In Our Early Days" auf der Liebesgeschichte der drei jungen Protagonisten. Aber der Film vermittelt mehr, er plädiert für die reine unschuldige Liebe, die auch Raum und Zeit überwinden kann, wenn sie nur stark genug ist. Der Film ruft Erinnerungen an eine unbeschwerte Kindheit wach und hebt aber zugleich warnend den Zeigefinger gegen unsinnige politische Eskalationen zwischen verfeindeten Mächten.
Symbol dieser übernatürlichen Zusammenhänge ist immer der Turm, dessen genaue Funktionsweise und Zweck dem Zuschauer nicht einmal gegen Ende des Films vollkommen klar wird. Er ist der Zeigefinger, der wachrufen soll, er soll uns an unsere Kindheit erinnern, als wir alles noch mit großen Kinderaugen angesehen haben ohne voreingenommen zu sein. So habe ich jedenfalls den Film gedeutet – Denken erwünscht, denn der Regisseur selbst gibt bewusst keine ausreichende Lösung oder Denkweise vor, wie der Film zu deuten wäre.
~ Viel Spaß? ~
Alles schön und gut, macht der Film aber Spaß? Ich würde sagen, es kommt darauf an, was man von einem japanischen Animationsfilm erwartet. Zeigt man sich für schöne sentimentale Liebesgeschichten aufgeschlossen und benutzt ab und zu seinen Kopf auch zum Denken, dann kann der geneigte Zuschauer durchaus viel Spaß mit "The Place Promised In Our Early Days" haben. Doch Vorsicht! Action gibt es so gut wie keine. Der Film lebt von seinen ruhigen, wohl ausgeleuchteten Bildern in Zusammenspiel dem ungewöhnlichen Science-Fiction-Thema.
Ach ja, hätte ich fast vergessen: Die an wichtigen Passagen einsetzende Violinenmusik ist ebenfalls ein sehr wichtiges Detail für die Stimmung des Films. Sie trägt das Thema von Szene zu Szene und überwindet so ebenfalls die Zeit und den Raum.
So kann ich diesen ungewöhnlichen Film allen romantischen Zeitgenossen empfehlen, die vielleicht noch ein Faible für Science-Fiction-Kino mitbringen. Filmhungrige Ghibli-Jünger werden auf jeden Fall bei diesem Film ebenfalls gut bedient. Entspannendes Kino, das aber auch ein paar Fragen offen lässt.
Die DVD:
Rapid Eye Movies hat mit der Veröffentlichung von "The Place Promised In Our Early Days" wieder einmal sehr gute Arbeit abgeliefert. Das für diese Firma übliche Slimdigi ist sehr schön gestaltet und eignet sich aufgrund des plakativen Covers sogar gut als Schaustück für die heimische Sammlung.
Aber auch die Technik stimmt bei dieser Veröffentlichung. Das Bild ist sehr scharf, der Kontrast ideal und Bildfehler kann man mit der Lupe suchen. Ganz nahe an der Perfektion. Ganz so perfekt wie die Bildqualität zeigt sich der Ton zwar nicht, aber das mag vielleicht auch an der ruhigen Art des Films liegen. Mir fehlte es etwas an Räumlichkeit und Dynamik. Dafür waren aber die Dialoge sehr gut zu verstehen und die Synchronsprecher gingen ihrem Handwerk sehr professionell nach.
Alles in allem verdient diese Veröffentlichung also hohes Lob, besonders, weil auch noch an kleine Gimmicks, wie ein Poster gedacht wurde. Kleine Geschenke erhalten eben die Freundschaft – daran sollten sich andere Publisher vielleicht ein Beispiel nehmen.
~ Tonformate: ~
- Deutsch: Dolby Digital 5.1
- Japanisch: Dolby Digital 5.1
(Untertitel sind in Deutsch sind dazu ebenfalls auswählbar.)
~ Die Extras: ~
- Interviews
- Kinotrailer
- PONS Sprachkurs - Einführung in die japanische Sprache
- Trailershow
- Filmposter (36 x 54 cm)
Fazit:
"The Place Promised In Our Early Days" ist ein ruhiger Film, der das Hauptaugenmerk auf der Liebesgeschichte der drei jungen Protagonisten legt. Die Erzählweise ist ruhig, die Bilder sehr schön und sie sind für diese Art von Film einfach stimmig.
Eine genaue Deutung der Handlung bleibt aber am Schluss dem Zuschauer überlassen – nicht wie in Hollywood, wo das Publikum ruhig sein Gehirn an der Garderobe abgeben kann, weil jedes kleinste Detail der Lösung vorgegeben wird. Der Film plädiert für die reine Liebe, die auch Raum und Zeit überwinden kann, wenn sie nur stark genug ist. Ein Fest für echte Romantiker mit Science-Fiction-Ambitionen.
Mir hat der Film sehr gut gefallen, auch wenn manche Handlungsteile im Sand verlaufen sind oder zu kurz abgehandelt wurden. Ich bin jedenfalls schon einmal auf die nächste DVD-Veröffentlichung von Regisseur Makoto Shinkai gespannt: "5 Centimeters Per Second". Veröffentlichen ... zack, zack!
- Redakteur:
- Detlev Ross