Le Chevalier D'Eon Vol. 1
- Regie:
- Kazuhiro Furuhashi
- Jahr:
- 2006
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
1 Review(s)
04.03.2008 | 17:20"Le Chevalier D'Eon" ist eine der aktuellen Neuveröffentlichungen aus dem Hause I.G., der Produktionsfirma, die unter anderem für den Genre-Meilenstein "Ghost in the Shell" bzw. den darin aufgegriffenen, zweiteiligen "Stand Alone Complex" verantwortlich zeichnet. Anders als in den bekannten futuristischen Settings führt Autor Tow Ubokata sein Publikum dieses Mal in das Frankreich der prärevolutionären Zeit bzw. während der Regentschaft Ludwigs des XV., der zu Lebzeiten vor allem als Frauenheld und Schürzenjäger bekannt war. Unterdessen treffen in "Le Chevalier D'Eon" übersinnliche Inhalte auf eine klassische Abenteuerhandlung, legendäre Schauplätze werden stilübergreifend mit modernen Elementen bestückt und machen bereits den Auftakt der Reihe zu einem spektakulären, komplexen Ereignis.
Story
Der junge D'Eon Beaumont fühlt sich dem König treu verbunden und ist aufgrund seiner Loyalität endlich an den Hof von Ludwig XV. beordert worden. Dieser persönliche Fortschritt geht jedoch mit einer familiären Tragödie einher. Kurz nach seiner erwarteten Berufung schwimmt ein Sarg mit der Leiche seiner Schwester Lia auf der Seine, gezeichnet mit einer blutigen Inschrift, die wenig später auch noch auf weiteren Frauenleichen entdeckt werden soll.
Rachsüchtig schließt sich D'Eon einer staatlichen Geheimpolizei an und entdeckt auch bald eine erste Spur, die sich jedoch als sofortiges Todesurteil für all seine Kollegen erweisen soll. Mit letzter Kraft rettet sich der junge Beaumont in die Freiheit, wird jedoch kurze Zeit später erneut mit der neuen Mordserie konfrontiert, als er seinen besten Freund von den Qualen eines Fluchs befreien muss, der offenbar in direktem Zusammenhang mit den Toden seiner Schwester und der Gefährten steht – und dies in Gestalt Lias, zu der er kurzerhand mutiert.
Ohne Wissen von dieser zwischenzeitlichen Verwandlung sucht D'Eon krampfhaft nach den Mördern und Urhebern der Verbrechen, gerät dabei aber immer deutlicher in einen verzwickten Komplott, dessen Hintergründe viel umfassender sind, als er sich vorab ausgemalt hatte. Mit einem Mal wird Beaumont Teil einer immensen Verschwörung und befindet sich plötzlich in großer Gefahr.
Persönlicher Eindruck
Bereits zum Auftakt erweist sich "Le Chevalier D'Eon" als eine äußerst komplexe Produktion, deren Inhalt nach Betrachtung der ersten drei Folgen nur vage erfassbar ist. Die Geschichte ist von der ersten Minute an darauf bedacht, einerseits die Atmosphäre der legendären Musketier-Geschichte mit den Fantasy-Elementen des Anime-Sektors zu kombinieren, andererseits aber auch einer rätselhaften Verschwörung nachzugehen, die sich gleich auf den unterschiedlichsten Ebenen abspielt. Skriptschreiber Ubokata entwickelt ein umfassendes Ränkespiel, welches wunderbar in die historisch originalgetreu nachempfundene Epoche eingegliedert wird, in seiner weitreichenden Handlung genügend Potenzial für einen sehr abwechslungsreichen Plot birgt, zudem aber auch einige fantastische Charaktere umfasst, die dem Titel erst dieses ansatzweise magische Feeling verleihen.
Die mystischen Figuren, die den Handlungsstrang in allen Passagen prägen, sind darüber hinaus maßgeblich an der Kreation der düsteren Atmosphäre beteiligt. So vieles ist ungewiss, begonnen beim tatsächlichen Leitfaden der Serie bis hin zur Entwicklung der schwierigen Beziehungsgeflechte. Die meisten Motive sind noch unbekannt und die Rollenverteilung wird zu Beginn absolut nicht transparent, wobei die vielen verborgenen Geheimnisse sich für die Einführung ins Geschehen überraschenderweise nicht als kontraproduktiv erweisen.
Ebenfalls einen gehörigen Einfluss auf eben jene Grundstimmung haben die mythischen Kreaturen, welche die Szenerie immer wieder bereichern. Gargoyles und andere dämonische Gestalten fügen sich der Geschichte ein und paaren Fantasy mit Mystery, was angesichts der geheimnisvollen Fortentwicklung der Story womöglich sogar die optimale Beschreibung des zugrunde liegenden Stilmixes von "Le Chevalier D'Eon" sein könnte - wären da nicht noch einige Horror-Inhalte, die schon die Episoden eins bis drei zu einem durchweg undurchschaubarem Ereignis machen ...
Unterdessen gewinnt die Handlung dennoch schnell an Tempo, selbst wenn die Komplexität der Geschichte dies manchmal zu verhindern scheint. Allerdings steht Regisseur Kazuhiro Furuhashi sich mit der Fortentwicklung der vielen Teilaspekte nicht selbst im Weg, sondern findet ständig Möglichkeiten, die Basis der Story auszubauen und die Auswahl der Standorte permanent zu erweitern. Einen genauen Überblick über die Geschehnisse in der Umgebung vom Versailles des 18. Anime-Jahrhunderts wird man aber mit dem Release der ersten DVD der 24-teiligen Serie noch nicht gewinnen, dafür ist der Inhalt einfach viel zu sehr verschachtelt. Jedoch versteckt sich hinter genau dieser Tatsache auch das weitreichende Potenzial der Serie, das bereits zu diesem Zeitpunkt zu erahnen ist. Zahlreiche versteckte Inhalte warten darauf, entdeckt zu werden, immens viele Details liegen im Verborgenen. Und darüber hinaus sind auch die Charakterzeichnungen von Geheimnissen und Mythen geprägt, die hier vielversprechend eingeleitet werden.
Zur Aufarbeitung der Serie sei gesagt, dass die Zeichnungen sehr schön auf das Setting der Story abgestimmt wurden. Das macht gerade in den düsteren Szenen so richtig Spaß. Aber auch die DVD-Bearbeitung lässt keine Wünsche offen. Das Bild hat durchaus HD-Qualität, der Sound ist differenziert und offeriert einen sauberen Raumklang. Auch an Extras hat man nicht gespart und neben den üblichen Gimmicks auch eine Dokumentation der Pressekonferenz angefügt. Dies ist in diesem Segment der Unterhaltung schon beinahe als opulent zu bezeichnen - und wird daher auch angenehm aufgenommen.
Schlussendlich sind die Eindrücke zu Volume 1 also absolut überzeugend. Eine verzwickte Erzählung paart sich mit einer berauschenden Atmosphäre und fußt auf dem Fundament bemerkenswert in Szene gesetzter Figuren: "Le Chevalier D'Eon" präsentiert sich von Beginn an als das erwartete Highlight von Production I.G. und macht große Lust auf die noch ausstehenden 21 Episoden!
- Redakteur:
- Björn Backes