From Dusk Till Dawn 2 - Texas Blood Money
- Regie:
- Spiegel, Scott
- Jahr:
- 1999
- Genre:
- Horror
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- From Dusk Till Dawn 2: Texas Blood Money
1 Review(s)
08.06.2004 | 13:13Der notorische Schwerverbrecher Luther Hicks baldowert nach seiner spektakulären Flucht aus dem Knast gleich ein neues Ding aus: In einer Bank jenseits der mexikanischen Grenze liegt kaum bewacht viel Geld, das er sich holen will. Luther kontaktiert seinen alten Kumpel Buck Bowers. Obwohl dem der alte Sheriff Lawson im Nacken sitzt, heuert er die Schurken Jesus, C. W. und Ray Bob an. In einem Motel irgendwo im Süden will man sich treffen und den Überfall starten.
Auf dem Weg hat Luther eine Panne. Hilfe sucht er ausgerechnet in einer wüsten Spelunke namens "Titty Twister". Der Barkeeper Razor Charlie soll ihn zu seinen Kumpanen bringen. Statt dessen beisst ihn dieser tief in den Hals: Charlie ist ein Vampir. Auch Luther ist nun einer, was ihn aber nicht von seinem Geldraub abbringen kann: Auch Blutsauger brauchen Geld zum "Leben".
Während Jesus, C. W. und Ray Bob nicht zu den Hellsten des Menschengeschlechts gehören, schöpft der etwas schlauere Buck allmählich Verdacht. Luther will besagte Bank noch in dieser Nacht überfallen - Vampire fürchten das Sonnenlicht. Buck macht trotzdem mit, während Luther einen Gangster nach dem anderen in Seinesgleichen verwandelt.
Der Überfall ist ein Kinderspiel, da sich Luther in einer Fledermaus verwandeln und so die Sicherheitsmaßnahmen umflattern kann. Dass die Alarmanlage losgeht, beunruhigt nur Buck: Die Vampire wissen, dass ihnen Kugeln nichts mehr anhaben können. Die Polizei umstellt die Bank, Sheriff Lawson taucht auch auf. Innen weiss Buck inzwischen Bescheid und versucht verzweifelt, seine Haut bzw. seinen Hals zu retten, während von draußen die Gesetzeshüter das Gebäude mit Schüssen und Tränengas belegen. Ein wüstes Blutbad hebt an, das Buck und sein unfreiwilliger Kampfgefährte Lawson trickreich für sich entscheiden könnten, wäre da nicht die im Eifer des Gefechts vergessene Tatsache, dass am Morgen die längste Sonnenfinsternis des Jahres bevorsteht ...
Man sollte beim besten Willen nicht behaupten, "From Dusk Till Dawn" (1996) sei ein "guter" Film gewesen. In dieser Beziehung können sich die Verursacher der Fortsetzung von jeder Schuld freisprechen. Allerdings ist Quentin Tarantino und Robert Rodriguez ein höchst unterhaltsamer Film gelungen, der sich erfrischend einen Dreck um Kritikerlob scherte und einfach sein wüstes Garn spann. Kein echter Blockbuster war das Ergebnis, aber doch ein ansehnlicher Erfolg, der zudem nach "Kult" roch und deshalb von der Filmindustrie umgehend ausgeschlachtet wurde.
Die Darsteller vor und die Crew hinter der Kamera waren klug genug, sich nicht auf das Projekt "From Dusk Till Dawn 2" einzulassen. Es war von vornherein als Billigproduktion geplant - ein "Direkt to Video"-Filmchen, das nie ins Kino kommen sollte. Tatsächlich entstanden aus Gründen der Ökonomie sogar zwei Fortsetzungen hintereinander; "From Dusk Till Dawn 3 - The Hangman's Daughter" (2000) erzählt allerdings die Wildwest- Vorgeschichte der Titty Twister-Vampire. Gedreht wurde übrigens in Südafrika.
Zeit, Geld & Hirnschmalz waren offenbar rar am Schauplatz des Geschehens. "FDTD 2" bedient sich deshalb derselben Story wie das Original: Gangster auf der Flucht vor dem Gesetz geraten unter die Vampire, die Überlebenden müssen zusammenhalten und schlagen sich spektakulär mit den Untoten herum. Dass dies dank schöner Tricks, gut aufgelegter Schauspieler und viel Schwarzhumors anspruchsfrei gut funktionieren kann, bewies wie gesagt der erste Teil.
Der wurde freilich von Leuten gedreht, die ihr Handwerk verstanden und entsprechend bezahlt wurden. "FDTD 2" war in dieser Beziehung von vornherein ein hoffnungsloser Fall. So ist beispielsweise Scott Spiegel, der Regisseur, ganz sicher keine Zierde seiner Zunft. Er stammt aus dem Umfeld von Sam Raimi, der ihn in seinen frühen Filmen als Darsteller einsetzte und mit dem er das Drehbuch zu "The Evil Dead II" (1987) schrieb. 1989 fabrizierte Spiegel den Routine-Slasher "Intruder"/"Night Crew". Seither scheint er wenig dazugelernt zu haben, was er durch allerlei pseudofilmische Mätzchen zu bemänteln versucht.
Ständig nervt er sein Publikum mit der Marotte, die Kamera auf den Grund eines Hundenapfes, in den Schädel eines verbrennenden Vampirs, in Blutpfützen, die Muschel eines Telefonhörers (!) oder an anderen unwahrscheinlichen Orten zu versenken. Schnelle Schnitte, modische Bildsprünge, das aufdringliche Ins-Bild-Rücken von Symbolen für Tod & Verderben sollen Tempo und Dramatik ins Geschehen bringen. Außerdem gilt es das praktisch nicht vorhandene Budget des Streifens zu verschleiern. "FDTD 2" gleicht einem nach Feierabend mit der Handkamera heruntergekurbelten Homevideo.
Die Kulisse beschränkt sich auf schäbige Hotelzimmer, eine kleine Bank, viel Wüste. Das wirkt nicht malerisch heruntergekommen, sondern schreit mit jedem Bild "Geldmangel!" Völlig überflüssig ist Luthers Kurzbesuch im (anscheinend wieder eröffneten) "Titty Twister". Er dient eindeutig nur der vordergründigen Verbindung zum Original, vervollständigt aber nur den Abklatsch-Charakter der Fortsetzung.
Die Tricks - nicht ganz unwichtig im phantastischen Film - sind eine Zumutung. Digitale Technik wurde buchstäblich sparsam eingesetzt, was man dem Ergebnis jederzeit ansieht. Ansonsten bedient man sich "Spezialeffekte", über die man in einem B-Movie der 1960er Jahre lachen könnte. Hier ist es einfach nur peinlich. Selbstverständlich fehlen nicht plumpe Ekeleffekte, die Schock-Stimmung erzwingen sollen. Interessant ist dagegen Spiegels Interpretation einer Sonnenfinsternis: Der Mond zieht vor die Sonne - und bleibt dort erst einmal stehen, damit die finale Schlacht zwischen Gut & Böse im Schatten stattfinden kann, bevor sich der Trabant auf dem Höhepunkt blitzartig weiterschiebt, damit der letzte Vampir in Flammen aufgehen kann.
Viel gelobt (oder beklagt) wurden in "From Dusk Till Dawn" die zynischen Gags. Auch hier erschöpft sich die Fortsetzung in unbeholfener Nachahmung. Spiegel entblödet sich nicht einmal, die berüchtigte Duschszene aus Hitchcocks "Psycho" (1960) quasi 1 : 1 abzufilmen. Zwischen diversen Bluttaten vertreiben sich die Gangster die Zeit mit jenem betont nonchalanten, mit kindlicher Freude am Obszönen gewürzten Smalltalk, den Tarantino zum Markenzeichen seiner Filme gemacht hat. Bei ihm klingt das allerdings wirklich komisch. Spiegel (der auch Drehbuchautor ist) lässt seine Figuren dagegen nur dummschwätzen.
Angesichts der bisher festgestellten Mängel ist es nur konsequent, dass "FDTD 2" mit Nobodys und Nullgesichtern besetzt wurde, die so gut wie es ihnen halt möglich ist die seit "Pulp Fiction" ach so coolen Tarantino-Prolltypen nachspielen. Man kennt sie nicht und bedauert sie deshalb auch nicht, weil sie in ein so mieses Machwerk geraten sind.
Allerdings tut es weh, Robert Patrick unter ihnen zu sehen. Er ist ein echter Pechvogel im Filmgeschäft. Groß ist er 1991 als unerbittlicher Quecksilber-Henker an der Seite von Arnold Schwarzenegger in James Camerons Meisterwerk "Terminator II - Judgement Day" gestartet. Immer wieder hat er seither fabelhafte Schauspielerarbeit geleistet. Ein Star ist er nie geworden; ihm fehlt offensichtlich das dafür erforderliche gewisse Etwas. Ganz nah dran war er wohl zuletzt, als er David Duchovny in "Akte X" ersetzte. Er war großartig, die Serie wurde trotzdem (wenn auch nicht nur seinetwegen) abgesetzt. So schlägt sich Patrick durch viele grottenschlechte B-Movies und gibt Gaststars in Fernsehserien. Oft ist er allein das Zuschauen wert. Unter Mist wie "FDTD 2" begraben zu werden hat er ganz sicher nicht verdient.
Bo Hopkins kann dagegen nichts mehr erschüttern. Er gibt den Südstaaten-Redneck seit mehr als dreißig Jahren - mal diesseits, mal jenseits des Gesetzes. "FDTD 2" ist nur ein weiterer von inzwischen knapp 100 Gesehen-Vergessen-Krawallfilmchen, die er wie am Fließband dreht. Fast ebenso fleißig ist Danny Trejo, der seine wie mit der stumpfen Axt aus einer Baumwurzel gehauene Visage als Bedrohung aus lateinamerikanischen Schurkenstaaten vermarktet und gern als mordlüsterner Drogenschmuggler gecastet wird. Den Razor Charlie spielte er schon im Original-"FDTD", wo er eigentlich umgekommen ist - in Hollywood ist die Wiederauferstehung nie ein Hindernis, wenn man auf diese Weise noch ein paar Dollars verdienen kann.
Fazit: Die "Fortsetzung" des Gruselspaßes von Tarantino & Rodriguez entpuppt sich als dreister Etikettenschwindel, der einen mit Elementen des Originals notdürftig in Gang gesetzte Ramsch-Reisser der Sorte "Dumm & Billig" an allzu erwartungsfrohe Fans verkaufen soll. Es gibt weder Budget noch Story, den Darstellern steht die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben, die Tricks sind nicht einmal als Trash zu genießen. Selten ziehen sich kaum anderthalb Stunden so in die Länge wie bei dieser Zumutung, vor der jeder Filmfreund ein großes Kreuz schlagen sollte!
Filmdaten
Originaltitel: From Dusk Till Dawn 2 - Texas Blood Money (USA 1999)
Regie: Scott Spiegel
Darsteller: Robert Patrick (Buck Bowers), Duane Whitaker (Luther Hicks), Bo Hopkins (Sheriff Otis Lawson), Raymond Cruz (Jesus), Brett Harrelson (Ray Bob), Muse Watson (C. W.), Danny Trejo (Razor Charlie), Maria Checa (Lupe), Lara Bye (Motelangestellte), Tiffani-Amber Thiessen (Pam), Bruce Campbell (Barry) u. a.
Drehbuch: Scott Spiegel, Boaz Yakin, Duane Whitaker
Länge: 85 Minuten
FSK 18
Zu leihen ab 18. Mai 2004
Zu kaufen ab 30. August 2004
DVD-Bild: 1,85:1
DVD-Ton: Deutsch, Englisch in Dolby Digital 5.1
DVD-"Ausstattung": Untertitel (Deutsch für Hörgeschädigte, Englisch)
Angesichts der eklatanten Schwächen des Streifens lässt sich technisch wenig gegen ihn einwänden; womöglich ist der Kritiker müde geworden, auf einen ohnehin halbtoten Hund einzuprügeln. Die kümmerlichen Filmbilder kommen gut sichtbar daher, über die Tonqualität werden die Besitzer leistungsstarker Technik sicherlich ein eigenes Klagelied zu singen haben. Apropos Gesang: Die Musik kann selbstverständlich mit dem Soundtrack des Originals niemals mithalten; am besten überhört man sie. Die Abwesenheit von Extras zumindest in der Leihfassung von "FDTD 2" lässt sich verschmerzen. Was sollte hier auch dokumentiert werden?
- Redakteur:
- Michael Drewniok