Profi, Der
- Regie:
- Georges Lautner
- Jahr:
- 1981
- Genre:
- Action
- Land:
- Frankreich
- Originaltitel:
- Le Professionnel
1 Review(s)
02.07.2004 | 13:49Wir schreiben das Jahr 1981. Während der kurz zuvor geborene Rezensent primär damit beschäftigt ist, wirres Zeug zu brabbeln (nicht, dass sich seitdem etwas geändert hätte...), hat ein großartiger Schauspieler namens Jean Paul Belmondo gerade seinen 60. Film gedreht. Der symphatische Franzose, der bisher hauptsächlich in Komödien und Kurzfilmen sein Können darstellte, machte es sich in "Der Profi" (Le Professionnel) zur Aufgabe, eines seiner Lieblingsbücher, "Death of a thin-skinned Animal" von Patrick Alexander, zu verfilmen. Als Regisseur entschied man sich für Georges Lautner, der mit Belmondo bereits in "Der Puppenspieler" und "Der Windhund" zusammenarbeitete. Die Thematik - ein vom französischen Geheimdienst auf einen afrikanischen Präsidenten angesetzter Killer - stieß zur damaligen Zeit nicht überall auf Gegenliebe...
"Der Profi" beginnt mit einem fast psychedelisch anmutendem Vorspann, unterlegt von der hervorragenden Komposition von Ennio Morricone (dessen Klänge man zuletzt in "Kill Bill" lauschen konnte). Das Thema, eine betörende Melodie auf dem Synthesizer, unterlegt mit einem breiten Klangteppich und effektvollem Drumming, wird hier vorgestellt und bildet auch den musikalischen roten Faden für den Rest des Films. Schon hier zeichnet sich ab, dass der Soundtrack von "Der Profi" ganz klar zu den besten seiner Art gehört und auch heute noch eine Referenz darstellt. Nicht umsonst konnte der Titel 'Chi Mai' auch als Singleauskopplung große Erfolge verbuchen.
Der Spitzenagent Joss Beaumont (Jean Paul Belmondo) sitzt mit benebeltem Blick auf der Anklagebank des Gerichtes von Malawi, Afrika. Es wird ihm vorgeworfen, den Versuch unternommen zu haben, Präsident Njala zu töten. Der geistig abwesende Joss bringt kaum ein Wort aus seinem Mund hervor, woraufhin die Anklage zum wiederholten Male vertagt wird. Hinter den Kulissen sehen wir, dass Joss unter Drogen gesetzt wird. Weiterhin muss er tagein tagaus Schwerstarbeit verrichten und unter menschenunwürdigen Umständen hausen.
Als er durch eine Flucht der Quasi-Sklaverei entkommen kann, kehrt er nach Paris zurück. In wenigen Tagen soll dort der Präsident Njala einen Gastbesuch abstatten, Joss will seinen ursprünglichen Auftrag ausführen. Dem Geheimdienst, der ihn vor zwei Jahren nach Afrika geschickt hat, passt dieses Vorhaben jedoch gar nicht mehr in den Plan. Auf die erfolgsversprechenden bevorstehenden Rohstoffverträge würde ein Attentat nicht gerade positiv wirken. Und so beschließt der Geheimdienst, Commissaire Rossen auf Joss anzusetzen. Es beginnt eine spannende Jagd durch Paris, die viele Überraschungen bietet, interessante Charaktere aufführt und von der ersten bis zur letzten Minute begeistert.
"Der Profi" ist ein erstklassiger Actionfilm, der durch eine gut konzipierte Story und vor allem die hervorragende schauspielerische Leistung von Jean Paul Belmondo glänzen kann. Hier fällt insbesondere die Szene ins Auge, in der Belmondo als Penner verkleidet seine ehemaligen Kollegen an der Nase herumführt. Eine großartige Darstellung eines Mannes, der, von allen verraten, immer noch eine Menge Humor, gepaart mit stärker werdendem Zynismus aufbringen kann.
Die Rolle des Joss Beaumont lässt sich als eine gelungene Mischung aus Dr. Kimble mit einem Hauch Rambo beschreiben. Das eher hollywood-typische Skript wurde zum Glück mit dem typischen französischen Charme umgesetzt: Immer etwas nachdenklich, besonnen und einfach anders. So wird man als Geschädigter der amerikanischen Action-Filmkultur der letzten 20 Jahre nicht nur auf für das Genre untypische Wendungen in der Story gestoßen, sondern muss vor allem feststellen, dass der ein oder andere spätere Regisseur kaum bestreiten kann, "Der Profi" gesehen zu haben und von ihm inspiriert worden zu sein.
Einzig negativ fallen die inszenierten Schlägereien auf: Diese wirken an vielen Stellen etwas zu unecht und sind zudem mit Sounds unterlegt, die eher in "Bud Spencer/Terence Hill"-Filme passen. Dadurch werden einige bedrohliche Szenen leider künstlich entschärft. Insgesamt betrachtet hat dies jedoch keinen großartigen Einfluss auf die Qualität des Films.
"Der Profi" ist ein absolut sehenswerter Klassiker des französischen Films, der auch nach über 20 Jahren nichts von seinem Flair verloren hat. Dazu kommt ganz klar der Belmondo-Bonus: Besser hätte man die Rolle des Joss Beaumont nicht besetzen können!
Danke für einen Hauptdarsteller mit Charisma, der nicht am Ende in zerrissenem, blutverschmierten Unterhemd dasteht, bevor er duschen geht, sich die 11-Uhr-Nachrichten anguckt und mit ein paar Kollegen eine schlecht laufende Restaurant-Kette ins Leben ruft. Danke für die geniale Komposition, die den Film mit Leben erfüllt, anstatt ihn in einer klebrigen Bombastbrühe ersticken zu lassen. Danke für die kultige Verfolgungsjagd zweier leicht klappriger Kleinwagen durch die Pariser Innenstadt. Und danke für das mitreissende Ende.
Die DVD von e-m-s enthält neben der deutschen und französischen Tonspur lediglich den Trailer und eine Bildergalerie. Interessanter ist da schon das beigefügte kleine Booklet, das einige gut recherchierte Hintergrundinfos über den Film und Jean Paul Belmondo bereithält.
- Redakteur:
- Christian Debes