Playa Del Futuro
- Regie:
- Peter Lichtefeld
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Drama
- Land:
- Deutschland
- Originaltitel:
- Playa Del Futuro
1 Review(s)
25.03.2008 | 17:02Daten:
Regie: Peter Lichtefeld
Buch: Dirk Drebelow , Peter Lichtefeld
Darsteller:
Peter Lohmeyer als Jan
Nina Petri als Angie
Hilmi Sözer als Rudi
Outi Mäenpää als Kati
Miklos Königer als László
Kati Outinen als Terhi
Mariana Cordero als Ana
Raúl Peña als Francisco
Die Handlung:
Jan (Peter Lohmeyer), Rudi (Hilmi Sözer) und die Finnin Kati (Outi Mäenpää) haben, nachdem sie ihren Schulabschluss endlich hinter sich gebracht haben, große Träume. Jan möchte ein Gourmet-Restaurant aufmachen und ein hoch angesehener Starkoch werden. Doch die Träume von Jan werden schnell relativiert, denn bekanntlich sind Träume selten mit der Realität vereinbar. Jan war jedoch schon immer ein Träumer. Rudi ist praktischer veranlagt. Das Geld liegt auf der Straße, so seine Devise. Aus diesem Grund macht er mit den beiden Jugendfreunden eine Eckkneipe in Mühlheim/Ruhr auf – dort wird viel Bier getrunken und damit müsste sich somit auch viel Geld verdienen lassen. Gesagt getan, die Zeit vergeht. Rudi und Kati sind inzwischen ein Paar geworden und Jan ist als Koch nur noch für den Nachschub an Buletten verantwortlich, soviel zum Thema Starkoch.
Doch Rudi ist nach ein paar Jahren mit dem nur leidlich laufenden Lokal nicht mehr zufrieden. Das kann doch wirklich nicht wahr sein, dass er sein restliches Leben in dieser schmierigen Spelunke verbringen soll. Rudi hat auch schon einen, in seinen Augen genialen Plan, den er gleich in die Tat umsetzt. Seine Freunde stellt er damit vor vollendete Tatsachen. Er geht nach Spanien! Jan bekommt das Lokal und Kati hinterlässt er einen Brief, dass sie nun wieder Single ist. Beide sind geschockt, aber es hilft kein Jammern – die beiden müssen versuchen das Beste aus dieser Situation machen. Jan beginnt nun auch wieder zu träumen. Jetzt da Rudi fort ist, könnte man doch zusammen mit Kati aus der heruntergekommenen Wirtschaft ein echtes Gourmet-Restaurant machen. Seine alten, längst vergessenen Träume melden sich zurück.
Gesagt, getan - die Renovierung des Lokals läuft sehr gut, Kati verliebt sich sogar währenddessen in Jan und der große Tag der Neueröffnung steht an. Doch anstatt des ersten Gastes steht leider eine Dame des Finanzamtes vor der Tür. Sie erklärt Jan, dass Rudi seit zwei Jahren keine Steuern auf seine Einnahmen mehr bezahlt hat. Jan muss als neuer Besitzer des Restaurants 25.000 Euro bezahlen, ansonsten wird das Lokal gepfändet. Rudi hat seine Freunde über's Ohr gehauen, soviel steht fest. Um seinen Start in Spanien zu finanzieren, hat er die zu zahlenden Steuern für sich abgezwackt. Jan ist stinksauer. Der nun hoch verschuldete Restaurantbesitzer kann mit der Beamtin aber noch eine Galgenfrist von einer Woche aushandeln, bis dahin will er das Geld auftreiben. Dazu reist Jan seinem Aussteiger-Freund Rudi nach Spanien hinterher – in ein Dorf mit dem viel versprechenden Namen "Playa Del Futuro" (Strand der Zukunft). Noch weiß er nicht, dass sich in diesem öden Ort irgendwo an der Bahnstrecke Madrid – Granada sein ganzes Leben und auch das Leben seiner Freunde entscheiden wird.
Kritik:
Nach den teilweise vernichtenden Kritiken hatte ich mich bei "Playa Del Futuro" auf das Schlimmste gefasst gemacht. Doch ich wurde von diesem Film wirklich sehr positiv überrascht, auch wenn ich die schlechten Kritiken nun manchmal nachvollziehen kann, weil dieser Film wohl wirklich alles andere als Massenware darstellt – Geschmacksache eben.
Doch nun zum Anfang des Films. Nachdem die Grundlagen für die Story geklärt und die Einführung der handelnden Personen in der Eckkneipe sachlich abgehandelt wurde, beginnt der wichtige Teil des Films und das Erzähltempo wird gedrosselt. Manchmal geht das Tempo der Geschichte sogar gegen Null. Ab diesem Zeitpunkt befindet sich der Zuschauer in einer Welt aus Ruhe und Entspannung. Ich tauchte in diese Atmosphäre aus Ruhe, schönen Landschaften und witzigen Dialogen förmlich hinein und wurde von der romantischen, manchmal auch lustigen Story sanft hin- und her geschaukelt. Dieses Gefühl kann ich einfach nicht anders beschreiben.
Die Handlung schreitet nicht immer kontinuierlich voran, nein, sie lässt sich zeitweise einfach schwerelos treiben. Ich denke, dass dies auch der Punkt war, an dem sich die meisten Kritiker gestört haben dürften. Doch durch diese Ruhe und die sehr langsame, ja behutsame Darstellung der Personen und ihrer Gefühle wird die Story erst nachfühlbar und miterlebbar. Genau wie die schöne spanische Landschaft, die einem auch schon mal den Atem rauben kann. Kritiker könnten diese Erzählweise eventuell als zu langweilig empfunden haben.
Regisseur Lichtefeld hat sich mit diesem riskanten Konzept sicher bewusst auf schwieriges Terrain begeben, denn dass die Kritiker den Film verreißen würden, das war ihm sicher klar. Er hat jedoch mit dieser Art Filme zu machen auch eine neue Möglichkeit gefunden, dass die Schauspieler dem Zuschauer nur durch ganz wenige Aktionen und Gesten ihre Gefühle glaubhaft vermitteln können. Diese Art Schauspiel hat mir sehr gut gefallen. Zudem passen die Darsteller auch sehr gut zu ihren Rollen und sie vermögen dem Zuschauer selbst feinste Nuancen ihres Gefühlslebens glaubhaft zu vermitteln.
"Playa Del Futuro" stellt eine für den Zuschauer nachvollziehbare Suche nach den eigenen Wünschen und Träumen dar. Was braucht der Mensch zum glücklich sein? Und wo kann er glücklich werden? Genau das sind die Fragen die der Film nicht nur aufwirft, sondern er begibt sich auf die Suche nach Antworten. Sensibel, romantisch und einfach schön.
Ich kann den Film mit einem wirklich guten Gewissen leider nur den wenigsten Menschen empfehlen. Man sollte auf jeden Fall sehr sensibel sein und bereit sein, sich auf den Film zu 100% einzulassen. Ansonsten wird man als Zuschauer sicher nur Langeweile aufgrund der langsam erzählten Handlung empfinden. Auch einen geschulten Blick für die kleinen Details sollte man für diesen Film mitbringen. Dann steht einem schönen Filmerlebnis nichts im Wege, bei mir hat "Playa Del Futuro" jedenfalls noch lange nachgewirkt. Ein "wohliges Gefühl" war der Lohn für meine aufgebrachte Geduld.
Die DVD:
Die Bild- und Tonqualität dieser Arthaus-DVD sind wohl am Besten als guter Durchschnitt zu bezeichnen. Nur helle Bildteile wirken etwas überstrahlt, was aber wohl vom Regisseur als Stilmittel so beabsichtigt war. Schließlich spielt der Großteil des Films im sonnigen Spanien. Da sind kräftige Kontraste auch in der Natur vorhanden. Beim Ton kann ich auch nichts bemängeln. Ein ruhiger Film mit gut verständlichen Dialogen. Räumlichkeit kann man dabei natürlich kaum erwarten, die Handlung spielt sich hauptsächlich vor den Zuschauern ab. Alles in allem also eine gute Veröffentlichung mit Potenzial nach oben.
Die Extras:
- Kinotrailer
- Weltvertriebstrailer (dt. mit engl. UT)
- Making of
- Interviews mit Peter Lohmeyer, Nina Petri, Hilmi Sözer, Outi Mäenpää (engl. mit dt. UT), Peter Lichtefeld (Regie), Jörn Rettig (Produzent), Stefan Wachner (Kamera), Horst Furcht (Ausstattung)
- 9 Deleted Scenes mit optionalem Audiokommentar des Regisseurs
- Remember Kurzfilm
- Bildergalerie mit Bildern aus dem Film
- Filmografien mittels Texttafeln mit Darstellerinfos und Filmografien-Auszug (Peter Lohmeyer, Nina Petri, Hilmi Sözer, Outi Mäenpää, Peter Lichtefeld (Regie), Jörn Rettig (Produzent))
- Trailershow
Art und Umfang der Extras sind auf typischem Arthaus-Niveau.
Fazit:
Die teilweise schlechten Kritiken sind für mich nur insofern erklärbar, dass die Kritiker wohl nicht mit genügend Sensibilität an diesen Film herangegangen sind. Jeder, der sich diesen Film aussucht, sollte vorher wissen, dass die Erzählweise sehr, wirklich sehr langsam voran schreitet. Zudem stellt sich die Quantität der Handlung als nicht besonders ergiebig heraus und im Film findet zudem absolut keinerlei Action statt.
Was ich an diesem Film wirklich gut fand, das war seine Geschlossenheit, sein durchgängiges Konzept und das leichte und beschwingte Gefühl, das er bei mir hinterlassen hat. "Playa Del Futuro" wirkt wie aus einem Guss. Mir war, nachdem ich den Film gesehen hatte, wohlig warm ums Herz und ich war zufrieden. Kann ein Film Besseres bewirken?
- Redakteur:
- Detlev Ross