28 Weeks Later
- Regie:
- Juan Carlos Fresnadillo
- Jahr:
- 2007
- Genre:
- Horror
- Land:
- Großbritannien
1 Review(s)
13.03.2008 | 14:44Daten:
Regie: Juan Carlos Fresnadillo
Buch: Rowan Joffe, Juan Carlos Fresnadillo, Jesús Olmo
Originalmusik: John Murphy
Kamera: Enrique Chediak
Darsteller:
Catherine McCormack als Alice
Robert Carlyle als Don
Amanda Walker als Sally
Shahid Ahmed als Jacob
Garfield Morgan als Geoff
Emily Beecham als Karen
Beans El-Balawi als Junge im Haus
Jeremy Renner als Doyle
Harold Perrineau als Flynn
Rose Byrne als Scarlet
Imogen Poots als Tammy
Mackintosh Muggleton als Andy
Meghan Popiel als DLR Soldat
Idris Elba als Stone
Stewart Alexander als Offizier
Die Handlung:
~ Wir erinnern uns: ~
Im Vorgänger "28 Days Later" setzte ein Labor ein gefährliches Virus frei, welches die Bevölkerung Englands bis auf wenige Ausnahmen infizierte und dahinraffte. Die mit dem "Rage-Virus" infizierten Menschen mutierten zu blutrünstigen Zombies, die gnadenlos Jagd auf Menschenfleisch machten. Ganz England wurde dadurch entvölkert, und ein paar letzte Überlebende hatten sich verschanzt, um auf Rettung zu warten.
~ 28 Wochen später: ~
Die Handlung von "28 Weeks Later" setzt - man ahnt es bereits - 28 Wochen nach diesen dramatischen Ereignissen ein. Alle infizierten Menschen sind inzwischen mangels frischen Menschenfleisches verhungert, der letzte infizierte Mensch ist schon seit einigen Wochen tot. England ist menschenleer und die Aufräumarbeiten sowie die Neubesiedelung Londons haben gerade begonnen. Zu diesem Zweck hat die US-amerikanische Armee in London einen militärisch abgesicherten Bereich geschaffen, in dem bereits 15.000 neue Einwohner Londons leben. Ein Anfang zur Besiedelung Londons.
Unter den Neuankömmlingen sind auch die ersten Kinder Tammy (Imogen Poots) und Andy (Mackintosh Muggleton), deren Vater Don (Robert Carlyle) sie in der abgeschotteten Enklave bereits sehnsüchtig erwartet. Die Mutter der beiden ist unter dramatischen Umständen ums Leben gekommen - nur der Vater hat den Angriff der Zombies überlebt. Er musste bei einem Angriff der Untoten mit ansehen, wie die Mutter gebissen wurde und daraufhin starb.
Ein Verlassen der gesicherten Zone ist selbstredend streng verboten, denn die Stadtbezirke außerhalb des neu besiedelten Gebiets sind noch voller Opfer und nicht gesäubert. Trotzdem wagen die beiden Kinder einen Ausbruch, denn sie wollen sich einige Erinnerungstücke an ihre Mutter holen. Aus diesem Grund machen sie sich auf den Weg zu ihrem früheren Haus, das in einem der Außenbezirke Londons liegt.
Eigentlich wollten sie sich nur ein paar Erinnerungen aus ihrem früheren Leben holen, doch zu ihrer Überraschung treffen sie im Haus auf eine Überlebende - ihre tot geglaubte Mutter. Gerade in diesem Moment werden die beiden Ausreißer jedoch von der Armee aufgegriffen, die verstörte Mutter kommt zu weiteren Untersuchungen in Quarantäne.
Die amerikanische Militär-Medizinerin Scarlet (Rose Byrne) stellt bei der jungen Frau fast, dass sie zwar infiziert wurde, aber die Krankheit bei ihr nicht richtig ausbrechen konnte - hat sie vielleicht eine Resistenz gegenüber dem Virus entwickelt? Leider kann Scarlet keine weiteren Untersuchungen anstellen, denn die Frau kann das Virus immer noch übertragen - das Unglück geschieht, als ihr der Ehemann einen Besuch abstattet: Das "Rage-Virus" wird auf Don übertragen und somit freigesetzt. Von nun an greift die Krankheit wieder blitzschnell um sich.
Das auf so einen Fall gut vorbereitete Militär muss zu drastischen Mitteln greifen, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu bekämpfen. Für die Menschen in der Sperrzone beginnt nun ein Kampf ums Überleben ...
Kritik:
Es ist sicher nicht ganz einfach, zu solch einem hervorragenden Vorgänger einen vergleichbar hochwertigen Film zu drehen, der die Geschichte zwar weitererzählt, trotzdem aber nicht durch bloße Wiederholung des Themas langweilt. Regisseur Juan Carlos Fresnadillo hat diesen schwierigen Spagat sehr gut bewerkstelligt. So versuchte Fresnadillo nicht, den Vorgänger nur plump zu kopieren und damit auf das bewährte Konzept des Vorgängers zu setzen, sondern er lässt die Handlung weitergehen, die Auswirkungen des Virus und die sich daraus ergebenen Konsequenzen sind Thema dieser 'echten' Fortsetzung. Die Handlung hebt sich deutlich vom Vorgänger ab, die Gefahr sich zu wiederholen wird minimiert. Nur einige wichtige Elemente des Vorgängers kommen auch bei "28 Weeks Later" zum Einsatz. Zum einen sind natürlich die schnellen "Rage-Virus-Zombies" wieder mit von der Partie, zum anderen dient als Location wieder England - London. um genauer zu sein.
Aber Logik darf man bei einem Werk wie "28 Weeks Later" nicht erwarten – es gibt wirklich sehr viele Logiklöcher, die man als denkender Mensch nicht einmal mit viel Phantasie stopfen könnte.
~ Die Technik - Tabletten gegen Seekrankheit bereithalten! ~
Eigentlich bietet die Story keine großen Überraschungen, oder gar ausgefeilte Nebenhandlungsstränge – nein, die Handlung hetzt quasi von einem Actionschauplatz zum nächsten, ohne dem Zuschauer auch nur eine Sekunde Ruhe zu gönnen. Komplizierte Handlungsteile oder Ruhephasen würden dabei sicher auch nur stören - der Zuschauer bekommt bei "28 Weeks Later" genau das, was er von der Fortsetzung erwartet: blutige Action mit einer großen Portion Horror.
Um die gewünschte hektische Stimmung zu erzeugen, setzt Regisseur Fresnadillo auf eine ausgefeilte Technik. Wackelige Handkamera-Einstellungen nahe am Geschehen und der schnelle Schnitt erzeugen im Zusammenspiel eine Dynamik im Film, die dem Zuschauer kaum Zeit zum Erholen oder gar Nachdenken lässt. Diese kompromisslose Technik rückt den Zuschauer näher ans Geschehen, ähnlich wie in einem Musikvideo-Clip. Zusätzlich sind durch diese schnelle Schnittfolgen und den geschickten Einsatz von Licht und Schatten in den Aktion-Szenen blutige Details jeweils nur Bruchteile von Sekunden zu sehen – die FSK wird das sicher gefreut haben - 'Gorehounds' dürften bis auf wenige sehr blutige Szenen eher weniger Freude an dieser 'zuschauerschonenden' Technik haben. Blut gibt es aber trotzdem genügend zu sehen, denn einzelne Szenen geizen wirklich nicht mit dem roten Lebenssaft.
Die trostlos wirkenden Bilder des menschenleeren Londons wurden zusätzlich zum gelungenen Schnitt noch technisch verfremdet. Ein hoher Kontrast und die reduzierte Farbpalette erzeugen wie gewünscht ein kaltes, apokalyptisch anmutendes Szenario.
So war es dann auch hauptsächlich die Technik, die mir an diesem Sequel am besten gefallen hat. Sie erzeugt die nötige Spannung und die ungewöhnlich intensive Dynamik, damit garantiert keine Langeweile aufkommt.
~ London – die tote Stadt ~
Neben der für diesen Film optimalen Kameraarbeit haben mir aber zusätzlich die äußerst stimmungsvollen Sets gefallen. Ein menschenleeres London, überall liegen noch die Zeugnisse eines ehemals lebhaften Treibens umher, und nicht zuletzt die inzwischen verwesten Leichen der Virenopfer erzeugen eine fühlbar beklemmende Stimmung beim Zuschauer. Auch einige Schockmomente muss der Cineast über sich ergehen lassen. Als eine Art 'Schlüsselszene' wird mir die 'Wanderung' durch die dunklen, ehemals belebten Gänge nahe dem Fußballstadion in Erinnerung bleiben. Der Weg führt in dieser Szene durch Überreste der Zuschauer, die Protagonisten können dieses unwirkliche Szenario nur ausschnittsweise durch ein Nachtsichtgerät erkennen. Gänsehaut pur!
Bei der Ausgestaltung dieser Sets wurde auch viel Augenmerk auf kleine Details gelegt, um ein authentisches Szenario zu entwerfen – so könnte es nach einer Katastrophe wirklich aussehen.
~ Eine Portion Gesellschaftskritik gefällig? ~
Aber "28 Weeks Later" bietet nicht nur spannende Unterhaltung. Regisseur Juan Carlos Fresnadillo verteilt auch ein paar kleine Seitenhiebe in Richtung Militär und Regierung.
Er zeigt, dass bei politischen Entscheidungen ein Menschenleben wohl nicht viel wert ist, dass Befehle strikt befolgt werden müssen, obwohl dabei die Menschlichkeit auf der Stecke bleibt - die Entmenschlichung des politischen Systems, in dem wir leben. Denn - machen wir uns nichts vor - genauso wie im Film würde wohl auch die Wirklichkeit aussehen.
Die DVD:
Zunächst ein dickes Lob für das gelungene 3D-Cover der deutschen DVD-Veröffentlichung. 20th Century Fox hat beim Design wirklich guten Geschmack bewiesen und damit dem Sammler ein wunderschönes Schaustück für die Vitrine bereitgestellt.
Auch die Bildqualität ist den Technikern sehr gut gelungen: Das Bild zeigt sich scharf und nahezu fehlerlos. Nur bei schnellen Handkamera-Wackelaufnahmen hat die Kompression arg zu kämpfen – Artefakte sind das Ergebnis. Bis auf diese Kleinigkeiten ist der Transfer wirklich gut gelungen. Ein Tipp für Besitzer von großformatigen Wiedergabegeräten: Es erscheint von "28 Weeks Later" auch eine Blu-Ray - bei ihr sollten dann auch die Kompressionsfehler der Vergangenheit angehören.
Beim Ton hätte ich mir ein wenig mehr Räumlichkeit gewünscht. Zwar werden auch die hinteren Lautsprecher manchmal bedient, aber der Hauptteil des Tons spielt sich in den vorderen Lautsprechern ab. Der Subwoofer kommt zwar manchmal zum Einsatz, so richtig zufrieden war ich aber damit nicht. Die Dialoge sind hingegen immer gut verständlich, die Synchronsprecher passen gut zu ihren Rollen. Schade, denn durch die oben genannten Schwächen spielt der Ton nur in einer sehr durchschnittlichen Liga.
Die verfügbare Tonformate: Deutsch (Dolby Digital 5.1) und Englisch (Dolby Digital 5.1).
Extras:
- Kommentar von Juan Carlos Fresnadillo und Enrique López Lavigne
- Entfallene Szenen
- Making-of "28 Weeks Later"
- Die Infizierten
- Die Action in "28 Weeks Later"
- "28 Days Later" Comic: The Aftermath : Stufe 1 "Entwicklung"
- "28 Days Later" Comic: The Aftermath : Stufe 3 "Dezimierung"
- Kinotrailer
Fazit:
"28 Weeks Later" ist eine Film-Fortsetzung, die mir wirklich gut gefallen hat. Alle meine Bedenken und Vorurteile gegenüber Fortsetzungen wurden von "28 Weeks Later" mit einem Schlag weggefegt. "28 Weeks Later" hat mir in manchen Szenen aufgrund der Dynamik sogar besser gefallen als der Vorgänger.
Besonders bemerkenswert ist die Kameraführung, die den Zuschauer näher an das Geschehen rückt, ihm keine Zeit zum Nachdenken lässt - so kommt garantiert keine Langeweile auf. Zwar erfindet "28 Weeks Later" das Genre nicht neu und die Geschichte wird auch sehr gradlinig erzählt, doch gerade das macht den Film eben so actionreich und bis zur letzten Sekunde spannend.
Kritische Stimmen könnten dem Film eine gewisse Blutarmmut unterstellen – durch die rasanten Schnitte sieht der Zuschauer die blutigen Details nur Millisekunden.
Für mich ist "28 Weeks Later" die sehr gute, spannende und schnell konsumierbare Fortsetzung eines echten Klassikers geworden, die ich ohne schlechtes Gewissen jedem Horrorfan empfehlen kann.
http://28weekslater-derfilm.de/
- Redakteur:
- Detlev Ross