Trinity Blood Vol. 1
- Regie:
- Tomohiro Hirata
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
1 Review(s)
26.01.2008 | 23:28"Trinity Blood" gehört derzeit zu den angesagtesten Anime-Produktionen weltweit. Die Gothic-SciFi-Saga aus dem Studio Gonzo gilt als Bindeglied mehrerer Genres, diesbezüglich als eine der komplexesten Kreationen und letzten Endes als ein wahres Meisterwerk der finsteren, animierten Kunst. Der gleichnamige Manga aus der Feder Sunao Yoshidas wurde kürzlich erst via Panini aufgelegt, sein animiertes Pendant erscheint seit 2005 via OVA Films und gilt dort als Schwerpunktthema, was angesichts des fantastischen Inhalts auch kaum verwunderlich ist. Doch bevor hier schon vorgegriffen wird, erst einmal eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse:
Story
Der alles vernichtende, letzte Weltkrieg hat die Zivilisation an den Rand des Abgrunds gebracht. Die Welt hing am seidenen Faden, ihr Weiterbestehen war bis auf weiteres fraglich. Unter dem Einfluss der Kirche gelang schließlich ein steter Aufstieg, jedoch nicht unter den Bedingungen des Friedens. Nach wie vor stehen sich Menschen und Vampire in einem bitteren Kampf gegenüber und bereiten sich insgeheim auf die nächste große Schlacht vor. Lediglich der Vatikan ist derzeit imstande, das befürchtete Endzeit-Szenario aufzuhalten, dies jedoch unter Einsatz und Mobilisation aller zur Verfügung stehender Kräfte. An der Spitze der Organisation steht jedoch ein unfähiger Herrscher, ein Jüngling, der mit der Rolle des Papstes absolut überfordert ist. Mit Hilfe von Kardinal-Herzogin Catherina Sforza kann er seine Position und das Bollwerk gegen das Heer der Vampire behaupten, ist dabei aber auf eine starke Armee und die Unterstützung der Geheimorganisation AX angewiesen.
Zu dieser gehört auch der unscheinbare Priester Abel Nightroad, der in der Gestalt eines Vampirs für den Frieden kämpft, jedoch bei seiner Mission ständig Rückschläge erleben muss. Bei einem Angriff auf das mächtige Schiff 'Tristan' werden seine Qualitäten einmal mehr auf die Probe gestellt. Ein teuflischer, vampirischer Kontrahent fordert sein Blut und führt den Priester an den Rand einer Niederlage. Die übrigen Gefährten von AX sehen sich derweil anderen Gefahren ausgesetzt. Schwester Esther Blanchett schwört Rache am fiesen Grafen Gyula, der Istvan fest in seiner Hand hat und die Stadt mit militärischer Schützenhilfe diktiert. Abel kommt ihr und den unterdrückten Menschen der Stadt zur Hilfe und stößt erneut auf die diabolische Organisation 'Rosenkranz', deren wahre Motive bislang noch verdeckt blieben. Nightroad hat aber auch sonst alle Hände voll zu tun; der destruktive Android Tres bedroht ein junges, merkwürdiges Mädchen mit ganz besonderen Kräften. Der Priester muss intervenieren, um zumindest auf kleinerer Ebene Schlimmes abzuwenden. Im Hintergrund braut sich nämlich die vampireske Apokalypse zusammen, und lediglich das Team von AX scheint imstande, den scheinbar unvermeidlichen Krieg gegen die Blutsauger abzuwenden.
Persönlicher Eindruck
In den ersten vier Folgen der Serie gewährt Regisseur Tomohiro Hirata seinem Publikum zunächst einmal einen ausführlichen Blick in die Charakterwelt von "Trinity Blood". Folge für Folge analysiert er das grundlegende Szenario, entwirft dabei eine fortwährend düstere Stimmung und etabliert seine Würdenträger mit schleichendem Fortschritt, aber immenser Detailverliebtheit. Die Charakterzeichnungen sind dementsprechend auch einer der vielen Glanzpunkte dieses Auftakts, da sie einerseits ein gewisses Mysterium um die Figuren herum weben, andererseits aber auch schon mit reichlich Informationen aufwarten, die für den Einstieg in die Story sehr förderlich sind.
Letztere kommt daher auch noch ein wenig schleppend voran und weist zu Beginn noch keine sichtbare Linearität auf. Hirata wirft mehrere Handlungsstränge auf und kappt sie bisweilen wieder am Ende der jeweiligen Episoden, obwohl gleich klar wird, dass die einzelnen Segmente Teil eines großen Ganzen sind, welches sich wiederum in seinem Umfang bei weitem noch nicht erschließen lässt. Zunächst einmal wird die Hintergrundgeschichte ausführlich bearbeitet und somit die Ausgangssituation schon mit etlichen Nuancen aufbereitet. Die Fronten sind abgesteckt, die Bedrohung bekannt, die tragenden Charaktere jedoch in ihrem Erscheinungsbild noch weitestgehend undurchdringlich, so dass immer wieder große Freiräume für Überraschungen und schlagartige Wendungen bleiben. Dies nutzt der Regisseur besonders in den ersten beiden Folgen, um zwischen den einzelnen Szenarien zu springen und dabei auch Aufschluss darüber zu geben, inwiefern die Serie tatsächlich komplex gestaltet wurde. Je mehr man schließlich über die Personen erfährt, desto überschaubarer wird auch der vorerst als zu komplex erachtete Part der Storyline, oder präziser gesagt: die noch sehr losen, teils aber schon erkennbaren Verknüpfungen der Handlung.
All diese Aspekte kurbeln die Spannung schon zu Beginn der Serie mächtig an und wecken das Interesse für die weitere Entwicklung, die den ersten Eindrücken zufolge all die viel versprechenden Suggestionen bestätigen kann und – anders kann man es sich bereits jetzt kaum vorstellen – auch wird.
Insofern ist es sicherlich nicht zu hochgestochen, die Adaption von Yoshidas großartiger Manga-Vorlage bzw. deren Auftakt als brillantes, wenn auch noch zurückhaltendes Anime-Event-Kino zu bezeichnen, welches dementsprechend auch zu Recht in großem Maße abgefeiert wird. Die Atmosphäre, die Charaktere, die Story - ein großes Ereignis wirft in den ersten vier Episoden seinen Schatten voraus und macht "Trinity Blood" schon mit der ersten Ausgabe der DVD-Edition zur Pflichtsache für qualitätsbewusste Anime-Zuschauer. Selbst der Verzicht auf Bonus-Material, der hier sogar in einem kleinen Special parodiert wird, zahlt sich diesbezüglich nicht negativ aus, da der Inhalt der vier Folgen völlig für sich spricht. Prädikat: Absolut empfehlenswert!
- Redakteur:
- Björn Backes