Gespenst geht nach Amerika, Ein
- Regie:
- René Clair
- Jahr:
- 1935
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Großbritannien
- Originaltitel:
- Ghost goes West, The
1 Review(s)
24.02.2008 | 19:57Einführung:
Es gibt Filme, die man irgendwann einmal in seiner Vergangenheit gesehen hat, deren Bilder aber einfach nicht mehr aus dem Kopf weichen wollen. Mir ging das so bei "Ein Gespenst geht nach Amerika", obwohl ich den Film jetzt mit Sicherheit seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hatte.
Was für ein klasse Film und noch dazu eine nette Auffrischung der Erinnerungen aus meinen Jugendtagen! Ich freue mich, dass nun auch solche etwas älteren Filme langsam Publisher finden und deswegen neu genossen werden können. Merkwürdigerweise habe ich mich sogar an die kleinsten Details des Films erinnert – das spricht wohl für die gebotene Qualität.
Daten:
Regisseur: René Clair
Drehbuchautoren: René Clair, Eric Keown
Darsteller:
Robert Donat als Murdoch Glourie / Donald Glourie
Jean Parker als Peggy Martin
Eugene Pallette als Mr. Martin
Elsa Lanchester als Miss Shepperton
Ralph Bunker als Ed Bigelow
Patricia Hilliard als Shepherdess
Everley Gregg als Mrs. Martin
Morton Selten als Glourie
Chili Bouchier als Cleopatra
Mark Daly als Bräutigam
Herbert Lomas als Fergus
Elliott Mason als Mrs. MacNiff
Hay Petrie als The McLaggen
Quentin McPhearson als Mackaye
Die Handlung:
Die Handlung findet ca. 200 Jahre in der Vergangenheit ihren Anfang. Die Schotten kämpfen gegen die verhassten Engländer und als ob das nicht schon genug wäre, kämpfen die einzelnen schottischen Clans auch noch gegeneinander. So sind auch die Clans der MacLaggens und der Glouries seit langer Zeit Feinde, sie ziehen aber dennoch zusammen in den Krieg gegen den gemeinsamen Feind England.
Für die Glouries soll der letzte Nachfahre des Geschlechts Murdoch in die Schlacht ziehen, doch leider ist er weniger ein harter Kämpfer als vielmehr ein Frauenheld, der eher Erfolge im Bett als auf dem Schlachtfeld nachweisen kann.
Egal, er zieht trotzdem in die Schlacht, denn sein Vater will es so um die Familienehre zu retten. Ein weiterer Auftrag seines Vaters lautet, wenn er auf dem Schlachtfeld einen MacLaggen trifft, so ist dieser ebenfalls mit allen Mitteln zu bekämpfen. Also zieht Murdoch Glourie (Robert Donat) los um die Wünsche seines Vaters zu erfüllen.
Weil Murdoch auf dem Schlachtfeld auch nur die Frauen im Kopf hat, kommt er bei einem "Unfall" ums Leben, an dem der Clan der MacLaggens nicht ganz unschuldig ist. Als Strafe belegt ihn sein Vater mit einem Fluch: Er soll so lange als Geist im Familienschloss herumspuken, bis er sich an den verhassten MacLaggens gerächt hat.
Zeitsprung: Wir befinden uns jetzt in der heutigen Zeit (die Zeit des Films - 1935).
Das Familienschloss ist inzwischen heruntergekommen, Murdoch spukt noch immer jede Nacht herum und der letzte Nachfahre der Glouries, Donald, hat große Geldsorgen. Aus diesem Grund steht das Familienschloss zum Verkauf. Gerade rechtzeitig taucht eine junge Amerikanerin auf, deren durch Lebensmittelketten reich gewordener Vater schon lange nach so einem echten schottischen Schloss sucht.
Donald findet sofort Gefallen an der hübschen Amerikanerin und deswegen verkauft er ihrem Vater auch sein Schloss mitsamt dem Geist – nur vom Geist darf der Amerikaner natürlich nichts wissen.
Durch einen Zufall kommt die schöne Amerikanerin nachts in das Gemäuer, in dem inzwischen der Geist von Murdoch sein Unwesen treibt. Der ehemalige Frauenheld Murdoch hat seine Verführerqualitäten noch nicht verlernt. Im Glauben der Geist sei Donald, erliegt sie dem Charme des Geistes und verliebt sich in ihn.
Was Donald verschwiegen wurde: Der Amerikaner hat das Schloss für seine amerikanische Heimat in Florida gekauft – es soll Stein für Stein abgebaut werden und sich auf die Schiffsreise nach Amerika machen, Geist inklusive. Mit einem unguten Gefühl im Magen und weil er sich in die hübsche Amerikanerin verliebt hat, macht sich Donald mit auf den Weg, doch bereits auf der Überfahrt beginnt es auf dem Schiff merkwürdig zu spuken.
Kritik:
Ich bin schon erstaunt, wie mich dieser recht betagte (immerhin sprechen wir hier von 70 Jahren) Film noch so gut unterhalten konnte, ohne dass er in irgendeiner Weise verstaubt oder veraltet auf mich wirkte. Die Geschichte bietet selbst für heutige Verhältnisse noch immer genügend Innovationen, sie ist witzig und wird mit viel Schwung und Augenzwinkern erzählt. Alle Figuren werden von den Schauspielern sympathisch dargestellt und sie besitzen alle eine eigene unverwechselbare Persönlichkeit.
Regisseur René Clair bezieht seinen Witz aus den typischen nationalen Eigenheiten, welche die Schotten und die Amerikaner seit je her so unverwechselbar machen. Man könnte auch sagen, aus den auch heute noch vorherrschenden Klischees. Auf der einen Seite, die sparsamen Schotten mit ihrem überzogenen Ehrgefühl, auf der anderen Seite der laute, großspurige und vulgäre, aber geschäftstüchtige Amerikaner.
Neben den witzigen Kappeleien der Mitglieder dieser beiden Nationen, wird als Nebenhandlungsstrang noch die romantische Liebesgeschichte zwischen dem zurückhaltenden Donald und der Amerikanerin Peggy erzählt bzw. ihr Verwechselspiel mit dem draufgängerischen Geist Murdoch.
Diese ausgewogene Mischung aus innovativer Geschichte, dem satirischen Witz und der romantischen Liebesgeschichte machen den Film zu einer echten Unterhaltungsgranate, welche selbst nach heutigen Maßstäben noch gut unterhalten kann. Besonders die "Modernisierungsmaßnahmen" im neu aufgebauten Schloss in Florida haben mich zum Lachen gebracht.
Wer mit solchen lustigen und gleichzeitig romantischen Geschichten nicht gerade auf Kriegsfuß steht, kann bei "Ein Gespenst geht nach Amerika" ohne Bedenken zugreifen. Die Technik und die Kameraarbeit sind zwar "nur" auf dem damaligen Niveau und bieten auch nichts Neues, doch die Geschichte ist keinesfalls antiquiert oder gar langweilig.
Die DVD:
Um die Qualität des Bildes gerecht zu beurteilen, muss man immer bedenken, dass dieser Film aus den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammt. Unter diesem Gesichtspunkt macht das Bild dieser McOne-Veröffentlichung seine Sache sehr gut. Der Film wurde zwar nicht restauriert, weshalb einige Kratzer und Verunreinigungen zu sehen sind, doch vor allem die Schärfe ist recht ordentlich und das Bild-Grieseln im Hintergrund hält sich auch in Grenzen. Der Schwarzwert könnte dagegen etwas besser sein. Trotzdem ein dem Alter durchaus angemessenes, gutes Bild.
Der deutsche Ton in Dolby Digital 2.0 Mono klingt ganz passabel und ist qualitativ sogar besser als der dumpf klingende englische Originalton (Dolby Digital 2.0 Mono). Bei ihm hat man aufgrund der mangelhaften Qualität mit mittelmäßigen Englischkenntnissen leichte Verständnisprobleme. Untertitel dazu gibt es leider auch keine. Die Extras sind nicht der Rede wert. Nur eine Bildergalerie, Trailer und Werbetrailer haben den Weg auf die Disk gefunden.
Eine Besonderheit möchte ich aber noch erwähnen. Diese vorliegende Version des Films ist um eine Szene erweitert. Kenner der Fernsehversion können sich also über ein paar Sekunden "mehr Geist" freuen (O-Ton, deutsch untertitelt).
Fazit:
Die betagte englische Geister-Romantik-Komödie kann auch heute noch in vollem Umfang begeistern. Die Geschichte wirkt frisch und unverbraucht, die Darsteller spielen ihre Rollen äußerst sympathisch und sie wirken irgendwie kauzig.
Besonders witzig sind die kleinen Sticheleien, was die typischen Wesenszüge der Schotten und der Amerikaner angeht. Die Mischung der Geistergeschichte mit der Liebesgeschichte wirkt harmonisch und sorgt für ausgesprochen gute Unterhaltung.
- Redakteur:
- Detlev Ross