Kampf ums Leben - Überlebensstrategien des Körpers
- Regie:
- Diverse
- Jahr:
- 2007
- Genre:
- Dokumentarfilm
- Land:
- USA, Großbritannien
- Originaltitel:
- Fight for Life
1 Review(s)
24.02.2008 | 09:30Daten:
Originaltitel: Fight for Life
Herstellungsland: Großbritannien / USA
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Kate Beetham, Jessica Cecil, Sue Learoyd, Claudia Lewis, Helen Seaman
Laufzeit: 6x 50 Minuten
Einführung:
Informative und zusätzlich unterhaltsame Dokumentationen zu produzieren, ist schwierig und zudem finanziell sehr teuer zu realisieren. Aus diesem Grund sind qualitativ hochwertige Dokus inzwischen zur echten Mangelware geworden. Doch es gibt sie noch vereinzelt, und falls wissenshungrige Naturen doch wieder einen Vertreter dieser wichtigen Informationsquelle gefunden haben, dann ist dafür meist ein großes Spezialisten-Duo verantwortlich: BBC in Verbindung mit dem Discovery Channel. Diese Kombination bürgt für Qualität, viele technisch sehr aufwändige Produktionen gehen auf das Konto einer dieser beiden Spezialisten. Nahezu kein Thema wurde bislang von diesen Spezialisten ausgelassen - Tiere, Naturgewalten, Geschichte.
"Kampf ums Leben - Überlebensstrategien des Körpers" ist die neueste Dokumentation von BBC/Discovery Channel und wurde als sechsteilige TV-Reihe konzipiert. Als Thema haben sie sich dieses Mal ein wahrhaftig spektakuläres Thema ausgesucht: Die ausgefeilten Überlebensstrategien unseres Körpers, der schier unbegrenzte Möglichkeiten besitzt auf Extremsituationen zu reagieren. Doch diese Vorgänge finden im Geheimen statt. BBC öffnet sozusagen eine geheime Türe um einen Einblick in die unbekannten Vorgänge unseres Körpers zu gewähren.
Das Team von BBC verbrachten einige Monate in Krankenhäusern um das in dieser Form sicher noch nie gesehene, spektakuläre Filmmaterial zu sammeln. Ergänzt werden diese packenden Real-Aufnahmen von Lennart-Nilsson-Preisträgers David Barlow, durch real scheinende Computeranimationen. Diese zeigen komplizierte Vorgänge im Inneren des Körpers, die von einer Kamera nicht eingefangen werden können. Durch die hohe Qualität der computergenerierten Sequenzen verschwimmen die Grenzen zwischen Real-Aufnahmen und CGI-Sequenzen – für den Zuschauer tut sich eine unglaubliche und in dieser Form noch nie gesehene Welt auf. Zum ersten Mal kann so auch ein Laie die Vorgänge im Inneren des Körpers verstehen.
Die sechs Folgen der Dokumentation zeigen die Chronik eines menschlichen Lebens, vom Baby bis hin zum Greis anhand von echten Fällen. Jede Lebensphase eines Menschen hat ihre für dieses spezielle Alter typischen Gefahren und Extremsituationen für die Gesundheit. So beginnt die Serie mit der Geburt – der ersten Herausforderung, mit welcher ein neuer Mensch fertig werden muss.
Die Themen:
Auf zwei Discs verteilt wurde diese sechsteilige Serie von Polyband nun auf DVD veröffentlicht. Die einzelnen Themen der Folgen lauten:
~ Folge 1: Der erste Atemzug ~
In dieser ersten Folge widmet sich die Serie dem gerade entstandenen Leben.
Der erste Atemzug stellt für viele Babys bereits eine fast unlösbare Aufgabe dar. "Hauptdarsteller" in dieser ersten Folge ist der kleine Elijah, der bereits bei der Geburt einen großen Tumor am Rücken hat und nach der Geburt unverzüglich operiert werden muss.
Der zweite unfreiwillige "Darsteller" ist Arnav, bei dem sich die Nabelschnur im Mutterleib um seinen Hals gewickelt hat. Bei der Geburt schwebt dieser winzige Mensch bereits in Lebensgefahr und muss sich der lebensbedrohenden Aufgabe stellen.
Der Körper des dritte "Lebenskämpfers" hat bei seiner Geburt bereits eine lebensbedrohliche Aufgabe zu lösen. Die Lungen des kleinen Gabriel sind verstopft und können ihrer Aufgabe den Körper mit Sauerstoff zu versorgen nicht nachkommen.
Diese erste Folge zeigt, wie stark die Körper dieser so zerbrechlich wirkenden Säuglinge bereits sind, welche überlebenswichtigen Mechanismen in Kraft treten, um dieses Leben zu schützen und zu erhalten.
~ Folge 2: Ein neues Herz für James ~
Das Leben der "Hauptdarsteller" ist in diesem zweiten Teil der Reihe schon ein paar Jahre alt, die Herausforderungen der Geburt sind lange überwunden. Doch gerade bei Kindern können für den Körper lebensbedrohliche Situationen entstehen.
Der neunjährige James hat einen angeborenen Herzfehler. Schon in diesen jungen Jahren sehen die Ärzte aufgrund seiner schlechten Verfassung keine andere Möglichkeit als eine Herztransplantation um das Leben von James zu retten. Der trotz seiner schweren Erkrankung noch hoch leistungsfähige Körper des Jungen nimmt sofort einen Kampf ums Überleben auf.
Die zweite Geschichte dieser Folge dreht sich um den neunjährigen Arun. Er hat einen schweren Asthmaanfall, bei dem jeder Atemzug ein fast auswegloser Kampf zu sein scheint. Hier wird detailliert gezeigt, wie der Körper des Jungen auf diese Notsituation reagiert, welche Mechanismen in Kraft treten um mit diesem lebensbedrohlichen Sauerstoffmangel fertig zu werden.
~ Folge 3: Jung und wild ~
Die Pubertät gehört sicher zu den schwierigsten Phasen unseres Lebens. Um mit vielen Aufgaben dieser Entwicklungsphase fertig zu werden, ist unser Immunsystem in dieser Zeit am widerstandsfähigsten. Auch in diesem Lebensabschnitt gibt es Situationen, die den Organismus an seine Grenzen bringen können.
Der dreizehnjährige Zach hat einen Rückenmarks-Tumor, welcher entfernt werden muss. Sind die Kräfte des Jungen stark genug für diese Aufgabe?
Der zweite Fall dieses dritten Doku-Teils beschäftigt sich mit dem dreizehnjährigen Mohammed. Er hat durch zwei Messerstiche lebensgefährliche Verletzungen davon getragen. Sind die Regenerationskräfte des Jungen stark genug um mit diesen schweren Beeinträchtigungen fertig zu werden?
~ Folge 4: Ungeahnte Kräfte ~
In dieser vierten Folge der Dokumentation zeigt das BBC-Team dem Zuschauer die nahezu unglaublichen Vorgänge im Körper eines Menschen. Ein junger Vater spendet Marcus, seinem Cousin, einen Teil seiner eigenen Leber, um dessen Überleben zu sichern. Die Leber ist das einzige Organ, das wieder nachwächst.
Der zweite Fall dieses spektakulären vierten Doku-Teils ist nicht weniger schwierig zu meistern und lebensbedrohlich. Die 26-jährige Rubinda verliert bei einem Unfall ein Bein und hinzu kommen noch innere Verletzungen, mit denen der Körper der jungen Frau fertig werden muss.
Charlotte, die dritte unfreiwillige "Hauptdarstellerin" dieser Folge hat einen angeborenen Herzfehler und darf aus diesem Grund eigentlich keine Kinder bekommen. Doch sie wird schwanger und entscheidet sich trotz des hohen Risikos für das Kind. Damit entscheidet sie sich aber auch für einen Kampf um zwei Leben.
~ Folge 5: Für immer jung? ~
Die vorletzte Folge der Dokumentation zeigt den Körper des Menschen in einem Alter, bei dem bereits die ersten Alterserscheinungen zu Tage treten - bei den meisten Menschen ist das etwa mit dem 40. Lebensjahr der Fall. Ab diesem Alter zeigen sich die Folgen eines ungesunden Lebensstils - der Körper präsentiert die Rechnung für längst vergessene Sünden.
Christine wird mit akutem Sauerstoffmangel in ein Krankenhaus gebracht, die Folge jahrelangen Rauchens. Nick hingegen erleidet einen Schlaganfall, Ursache dafür war die ungesunde Ernährung, welche den Organismus jahrelang überfordert hat.
Doch auch bei diesen schwierigen Fällen hält der Körper des Menschen erstaunliche Mittel bereit um auf diese Situationen zu reagieren.
~ Folge 6: Die letzte Chance ~
Der letzte Teil der Doku-Reihe zeigt Menschen im fortgeschrittenen Alter. Jede Erkrankung kann den Körper überfordern, jede Ausnahmesituation kann zum Versagen des ganzen Organismus führen. Trotzdem hält dieses Wunderwerk Mensch noch genügend Mittel bereit, um ungewöhnliche Krisen zu meistern.
Der 63-jährige Geoffrey erleidet einen Herzinfarkt und die 86-jährige Vera nach einem Sturz eine Gehirnblutung. Als dritter Fall versagt beim 82-jährigen Len die Blutzufuhr des Darms.
Die Körper dieser älteren Menschen haben es deutlich schwerer bei Bewältigung dieser Ausnahmesituationen - der Ausgang dieses Überlebenskampfes ist daher ungewiss. Diese Folge zeigt, was gerade bei älteren Menschen im Inneren vorgeht und wie sich das Leben gegen das drohende Ende zu wehren versucht.
Mein Eindruck:
Noch vor ein paar Jahren wäre eine Dokumentation wie "Kampf ums Leben - Überlebensstrategien des Körpers" technisch in dieser Form gar nicht machbar gewesen. Zwar hätten die reinen Fakten ebenso erklärt werden können, aber erst durch die computeranimierten Details in Verbindung mit den realen Aufnahmen entsteht eine tatsächlich auch für Laien verständliche Kombination aus informativen Inhalten und unterhaltsamer Erzählweise.
~ Information oder Unterhaltung? ~
Es gibt viele positive Aspekte an "Kampf ums Leben". Zum Einen ist der Bildungsauftrag zu nennen – essenziell wichtig für eine Dokumentation. In dieser Hinsicht bekommt "Kampf ums Leben" von mir die volle Punktzahl. Besonders gelungen finde ich, dass die Dokumentation zusätzlich zum interessanten Thema auch noch gut unterhalten kann. "Kampf ums Leben - Überlebensstrategien des Körpers" ist keine trockene wissenschaftliche Abhandlung, sondern erklärt Sachverhalte emotional, aber trotzdem mit der nötigen Distanz und Respekt vor dem einzelnen Patienten.
Die Spannung bei den einzelnen Fällen baut sich durch die Tatsache auf, dass es sich bei den "Hauptdarstellern" der einzelnen Episoden um echte Patienten, in echt lebensbedrohlichen Situationen handelt. Was könnte spannender sein?
Zusätzlich haben mir der chronologische Aufbau und die optische Darstellungsform der Serie gefallen. Vom Baby bis hin zum Greis – der Lebenszyklus mit seinen für jedes Alter typischen Problemen. Die Fakten werden detailliert und auch für Laien verständlich dargestellt und optisch sehr aufwändig aufbereitet vermittelt – eine schwierige Aufgabe, die zu meiner vollsten Zufriedenheit gelöst wurde.
~ Die Optik und Darstellungsform ~
Ein weiteres Highlight dieser Dokumentation ist die Art und Weise, wie die Informationen dem Zuschauer präsentiert werden. Die untrennbare Kombination aus realen Aufnahmen und technisch hervorragend computeranimierten Details macht einen Großteil des Reizes dieser Doku aus. So bleibt der Zuschauer neugierig und aufnahmefähig aufgrund der in dieser Art sicher noch nie gesehenen Bilder.
Es ist auch erstaunlich, wie mutig die Macher an dieses Werk herangegangen sind, denn selbst sehr blutige Details wurden nicht ausgespart. Die Wirklichkeit wird gezeigt, wie sie eben ist – sachlich, aber schonungslos, detailliert, aber nie plakativ.
So viel Realität hat aber auch ihren Preis, denn allzu sensible Naturen dürften mit einigen Szenen der Doku ihre Probleme haben.
~ Wissenschaft ~
Der Informationsgehalt kann bei "Kampf ums Leben - Überlebensstrategien des Körpers" ebenfalls überzeugen. Ich bin mir sicher, dass die wenigsten Zuschauer vorher wussten, welche komplizierten Vorgänge im eigenen Körper stattfinden. Die Doku zeigt diese im Verborgenen stattfindenden Prozesse bis ins kleinste Detail und sie erklärt selbst für Laien verständlich, welche Auslöser für bestimmte Reaktionen verantwortlich sind. Um diese Informationen besser verständlich zu machen, kommen die schon oben erwähnten Computeranimationen zum Einsatz.
Die DVD:
Die Doppel-DVD von Polyband kommt in einem schön gestalteten Digipack. Alle Bildwerte, wie Schärfe, Kontrast und Kompression liegen im oberen Bereich, ohne dass Spitzenwerte erreicht werden können. Auf jeder der beiden DVDs sind 3 Folgen der Dokumentation einzeln auswählbar.
Schön, dass auch der englische Original Ton auf die Disc gebracht wurde.
Tonformate: Deutsch und Englisch Dolby Digital 2.0.
Auch im Bereich Sound konnte ich keine nennenswerten Schwächen ausmachen. Die erklärenden Worte sind gut verständlich, Rauschen oder andere Störfaktoren konnte ich nicht ausmachen. Untertitel gibt es zum O-Ton aber leider keine.
Fazit:
Es sind die realen Schicksale, welche diese Dokumentation für den Zuschauer so packend und spannend machen. Die BBC-Doku "Kampf ums Leben" zeigt unter Verwendung realer Fälle, zu welchen erstaunlichen Leistungen der menschliche Körper im Stande ist. Dabei ist die Mischung aus Unterhaltung und Information gut ausgewogen verteilt, nie reißerisch erzählt und die Berichterstattung geht nie zu Lasten der Patienten, deren Schicksal gezeigt wird. Spannend und hoch informativ.
Um die unsichtbaren Vorgänge im Inneren des Körpers zu zeigen und so dem Zuschauer die genaueren Hintergründe zu ansonsten unsichtbaren Vorgängen im Menschen zu erläutern, wurden Computeranimationen verwendet, welche sich nahtlos in die Real-Handlung einfügen. Durch diese Kombination werden alle Vorgänge im Körper des Menschen nachvollziehbar und sehr detailliert erklärt.
Eine Dokumentation wie aus einem Guss – unterhaltsam und trotzdem wissenschaftlich neutral erklärt. Fachwissen, das für Laien sehr gut verständlich gemacht wurde. Mehr kann eine Dokumentation nicht leisten. Menschen mit allzu nervösem Magen sollten aber aufgrund der manchmal sehr expliziten Operations-Szenen vorher überlegen, ob sie dieser Aufgabe gewachsen sind.
- Redakteur:
- Detlev Ross