Yuva
- Regie:
- Mani Ratman
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Action
- Land:
- Indien
1 Review(s)
15.02.2008 | 11:31Mit Bollywood verbindet sich meist naive Zurschaustellung einfach gestrickter Beziehungskasten (Indien, ha!), Massentanz und Prüderie. So ein Vorurteil! Ein anderes lautet, dass diese Filme Fenster sind in einen Kultur- und Wirkungsraum, mit dem wir uns hier mehr und mehr beschäftigen werden müssen. Falsch. Falsch?
Die Inder senden ihre Filmindustrie voraus. Mit Musik halten sie sich noch zurück, aber was sich in den üblichen Gesangseinlagen der Schinken andeutet, lässt auf grausiges Geschehen ahnen. Letztlich das in Londoner Clubs gepflegte Treiben, Elemente indischer Musik in Grime oder Break Beats einzuflechten, schwächt die Furcht vor Sari-Attacken in Fußgängerzonen und Provinzialdiskotheken etwas ab. So erreicht uns hier jeweils die schon entschärfte Version.
In "Yuva", was Jugend bedeutet, erreicht uns die Botschaft, dass es sich lohnt, für ein Richtiges, DAS Richtige einzustehen. Grob besehen ist das wohl ein Hohelied auf die Demokratie. Wenn es richtig gedeutet wird, treffen sich im Verhältnis zwei Gute und ein Böser und spitzen ihre selbst gewählten Lebenswege so dermaßen zu, dass sie sich irgendwann über den Weg laufen/ fahren und sich gegenseitig bedrängen und abstoßen.
Jeder der drei hat eine warmherzige Frau an der Seite, welche sich sehr gleichen. Alle haben sie, so wie sie drauf sind, ihre Mädels eigentlich gar nicht verdient. Ein korrupter Politiker lässt für seine Belange Drecksarbeiten verrichten und das mehrheitlich vertretene Verständnis nach Mitbestimmung steht dem bösen Bengalen natürlich entgegen. Die Mittel sind schwarz/weiß gefärbt: hier Dialog, dort Prügel und Gewalt. Hier Eigensinn, dort Zusammenhalt. Teilweise rennen hinter den grundguten Protagonisten bestimmt Gleichgesinnte hinterher. Wie auch in den Tanzeinlagen.
An der Seltsamkeit dieses Stilmittels wird sich wohl auch in der sechzigsten Betrachtung nichts ändern. Das europäische Auge und Ohr kann dieses auf Epos angelegte Stückchen indischer Filmkultur getrost zu Rate ziehen, um sich ein Bild vom modernen Leben in Fernost und den Denkweisen zu verschaffen. Auch wenn es eigentlich eine große Fiktion ist. Und bleiben wird. Legendär kann die Prügeleinlage auf der Riesenhängebrücke werden, die ist wahrlich sehenswert. Bekloppt, aber sehenswert. Für Einstiege ins Metier ist "Yuva" geeignet, werden doch drei mögliche Jugendentwürfe dargeboten. Im Meer westlicher Aktionspauschalen jedoch ist der Film einer unter Tausenden.
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben