Mohabbatein - Denn meine Liebe ist unsterblich
- Regie:
- Aditya Chopra
- Jahr:
- 2000
- Genre:
- Märchen
- Land:
- Indien
2 Review(s)
06.11.2009 | 20:54Inhalt
Die renommierte Universität "Gurukul" unterliegt Direktor Narayan Shankars (Amitabh Bachchan) eisernem Regime. Strikte Regeln, Tradition und Ehrgefühl sind fundamentale Säulen eines Bildungsprogramms, dem seit 25 Jahren keinerlei Änderungen widerfahren sind. Die drei Neustudenten Vicky, Samir und Karan aber verlieben sich schon zu Studienbeginn in ihre Traumfrauen außerhalb der heiligen Mauern Gurukuls.
Als sie nicht ohne Hilfe des neu angestellten und unkonventionell agierenden Lehrers Raj Aryan (Shahrukh Khan)den Mut erlangen ihren Gefühlen nachzugeben und für ihre Liebe zu kämpfen, entspricht dies so gar nicht den erhabenen Sitten ihrer Lehranstalt und folgenreiche Konflikte sind nicht mehr zu vermeiden…
Kritik
Shahrukh Khan gilt unlängst als der neue große Stern am bollywoodschen Firmament. Zu Millionen verzaubert er die Massen, singend und tanzend spielt er sich in Herzen auf allen Herren Länder. Nicht nur Indien ist er ein gefeierter Star und das ganze Genre des Bollywood-Filmes gleich mit im Schlepptau vermag ihr Siegeszug quer durch Europa bis hin nach Amerika nicht abzubrechen.
Dabei scheint auch sich auch in "Mohabbatein" nicht viel geändert zu haben, im redundanten Strickmuster der indischen Traumfabrik. Es wird viel getanzt, gesungen, geliebt und enttäuscht und am Ende finden dann doch irgendwie alle ihr erträumtes Glück. Ferner der tatsächlichen Lebensumstände der Bevölkerung ihres Heimatlandes, könnten Bollywood-Filme gar nicht mehr sein. Aber gerade deswegen, vielleicht aufgrund ihres stetigen Frohmutes und der Heiterkeit scheint es die Massen zu begeistern, die Möglichkeit zu geben, von einem besseren Dasein zu träumen, oder zumindest ihr schlimmes Schicksal einmal für ein paar Stunden verdrängen zu können. Da sind wir auch schon bei einem wichtigen Stichwort: Ein paar Stunden. Wie für einen Bollywood-Film so üblich, bereitet sich die im Grunde genommen immerzu wenig komplexe Storyline genüsslich auf über 200 Minuten Spielzeit aus, unterbrochen wird das kitschige Palaver einzig durch die vielen musikalischen Darbietungen.
Quietschbunt und meist mit einem Massenaufgebot an Tänzern und Statisten ausstaffiert wird der Zuschauer beinahe hinfort gefegt von diesem Orkan der Glückseligkeit. Die ausnahmslos wunderschönen Frauen in prächtigen Kostümen und umhangen von opulenten Geschmeide lassen ihre männlichen Pendants in optischer Belange meist arg blass aussehen, nehmen den Bildschirm und die Augen des Betrachters geradezu für sich ein. Das Shahrukh Khan auf maskuliner Seite dabei trotz seines Starbonus der wuchtigen und respektablen Erscheinung von Amitabh Bachchan klar unterlegen ist, dem ist kaum zu widersprechen. Verständlich erscheint es, dass dieser, sich mittlerweile schon im Rentenalter befindliche Mann jahrelang der Inbegriff, die allumfassende Personifikation des Bollywoodschen Kinos darstellte.
"Mohabbatein" versteht sich als indische Antwort auf "Der Club der toten Dichter", lässt aber bis auf das bedingt angeglichene Grundsujet jegliche Metaebene oder Tiefgründigkeit seines Vorbildes vermissen. Mit allzu emotionsgeschwängert daher gesprochenen Floskeln zu Liebe und Leid erscheint die angestrebte Botschaft kaum bedeutsam, denn bereits nach kurzer Zeit umgemeint verkitscht. Aber nun gut, dies ist nun einmal Bollywood, so wie es leibt und lebt und auch niemals anders sein wird.
Fazit
Für leidenschaftliche Romantiker, wie auch gebrochene Seele dürften die drei einhalb Stunden eine wahre Wonne sein und die Stimmungslage deutlich heben, alle anderen jedoch werden sich zwingen müssen all jenen Pomp über so lange Zeit ertragen zu können. Das Grundgerüst dieser Großproduktionen erscheint dem Rezensenten dann doch jedes Mal aufs Neue das gleiche, stets vorhersehbar, wie auch viel zu dick aufgetragen das Ganze. So lässt es sich wie schon oft sagen, wenn die Rede ist, von dieser arg speziellen Gattung Film, entweder man liebt Bollywood nun einmal, oder man hasst es schlicht und ergreifend. Ein gesundes Zwischenverständiss ist irgendwie nur äußerst beschwerlich zu erringen. Mehr noch, als es denn bei anderen Genres der Fall ist.
- Redakteur:
- Rico Schnabel
Ganz doll gut und ganz doll böse. Alt und neu, jung und verbittert, mehr gibt es nicht. Diesen Einfachkosmos versucht das Schmalzspektakel "Mohabbatein" zu vermitteln. Zu propagieren ist wohl treffender.
Ohne Fans des Bollywood-Universums zu nahe zu treten, die einfache Colorierung nach den bereits benannten Begriffspärchen ist unerträglich naiv. Das gibt es natürlich nicht nur im zeitgenössischen indischen Kino, auch die westliche Kinowelt schießt sich mit solchen Ablenkungsmanövern für Doofe regelmäßig in die schlotternden Kniescheiben. Dass Superrrrstar Sha Rukh Khan das gute Gewissen spielt, versteht sich ganz von selbst, penetrant selbstsicher tut er natürlich immer genau das Richtige. Das ist dermaßen öde, dass man auf der Stelle Bösewicht sein möchte.
Aber ja nicht so wie Narayan Shankar, der Rektor der Elitebude Gurukul, der schwarzäugig, Blätter zermalmend und Ehrenvolles grummelnd in den aufgeräumten Gängen und Vorhöfen seiner Schule herumgrient. Immer dort, wo sich Frohsinn verbreiten will, stapft der Böswill heran und wie aus dem Nichts verbietet er der vermaledeiten Schülerschaft das Atmen und Lächeln. Nur der aufrechte Raj, die neue Musiklehrergrinsnuß – was für ein Klischee! – stellt sich der rektoralen Inquisitionsmaschine entgegen. Mit Sinn für die Liebe, die Aufrichtigkeit und weitere Tollheiten schmeichelt sich der Pädagoge an den Zuschauer heran und gewinnt so ziemlich alle Herzen der östlichen Hemisphäre. Soviel Gutmenschentum kann sich in Deutschland gut und gerne auf zwölf Realschulen verteilen. Die gesamte Lehrerschaft einbezogen natürlich.
Kurzum, getanzt und gehuppt, gesungen und geschmiegt wird auch zur Genüge, wobei sich die Sub-Helden ein lustig-fröhliches Stelldichein mit Dame geben. Das ist meisterhaft prüde und gerade gut genug, im Kurzzeitgedächtnis der BRAVO-Generation makellose Gesichtermasken zu installieren. Viel Spaß in der perfekten Ja-Nein-Welt. Die einzigen, die als pathologische Miesmacher und Schlechtredner dem Fortschritt entgegenstehen sowie jeglicher Schönheit entsagen, sind natürlich die Alten. Ganz schön einfach das.
Darauf scheinen sich derzeit global viele Drehbuchschreiber einzuschießen. Schräg das!
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben