Bone Snatcher, The - Das Grauen lauert in der Wüste
- Regie:
- Wulfsohn, Jason
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Horror
- Land:
- GB / Kanada / Südafrika
- Originaltitel:
- The Bone Snatcher
1 Review(s)
26.01.2008 | 07:12Systemanalytiker Zack Straker begibt sich widerwillig auf einen anstrengenden Außeneinsatz: In der südafrikanischen Namib-Wüste soll er ein von ihm entwickeltes Gerät zur Wiederaufbereitung von Wasser überprüfen. Es wird von einer Minengesellschaft betrieben, die in der heißen Einöde nach Diamanten schürfen lässt.
Begleitet von einem kleinen Trupp mürrischer Angestellter, macht sich Straker per Lastwagen zu seinem Einsatzort auf. Vorab wird man jedoch einen Abstecher machen müssen: Drei Forscher, die für die Mine nach neuen Lagerstätten suchen, sind in der Wüste verschollen. Per GPS kann man zwar ihren Aufenthaltsort lokalisieren, doch als die Retter dort eintreffen, finden sie nur Leichen, die bis auf die blutigen Knochen abgenagt wurden.
Karl, der jähzornige Anführer, lässt den Lkw einer Spur folgen, die nur der Mörder hinterlassen haben kann. Sie endet im Nichts bzw. hinter einem weiteren Skelett. Während allgemeines Rätselraten beginnt, ahnt Titus, der in Namibia geboren ist, dass sie einer "Sandmutter" auf die Spur gekommen sind. Das mystische Wesen lebt und lauert in der Wüste auf Tiere und Menschen, denen es auf die beschriebene Weise den Garaus macht.
Als der Lastwagen den Geist aufgibt, verwandeln sich die Jäger in Gejagte. In der Nacht fällt die Kreatur über die Gestrandeten her. Straker erkennt die wahre Natur der Sandmutter, doch dieses Wissen erweist sich nur in einem Punkt als nützlich: Mit den vorhandenen Waffen lässt sich das Ungetüm nicht ausschalten. Möglichst schnell muss man sich etwas ausdenken, um die dahinschmelzende Schar der Flüchtlinge in Sicherheit zu bringen ...
Kommentar
Was selbstverständlich leichter gesagt als getan ist, sonst wäre der Film ja sehr bald zu Ende. Einerseits wäre das schade, denn "The Bone Snatcher" ist ein nicht alltäglicher Streifen, doch andererseits ist er auch ein Film der verschenkten Möglichkeiten.
Auf der "Haben"-Seite steht eindeutig die großartige Kulisse: Die Namib ist die älteste Sandwüste der Welt. Seit 55 Mio. Jahren treibt der Wind gewaltige Dünen vor sich her. Sie wirken unter der gleißenden Sonne wie ein erstarrtes Meer mit riesigen Wellen. Diese lebensfeindliche Welt wirkt wie zweigeteilt: Unten ist der Sand, oben der Himmel. Dazwischen hinaus gibt es nichts, das dem Auge Halt gäbe.
Diesen Aspekt des Verlorenseins weiß Regisseur Wulfsohn sehr gut für seine Geschichte zu nutzen. Unterstützt wird er von einer Kamera, die das anschaulich in Szene setzt. Das Hirn des Zuschauers wird geschickt in die Irre geführt. Wo hört der Sand auf, wo beginnt der Himmel? Manchmal scheint der Lastwagen, der langsam über die Dünen rollt, in einer Luft zu schweben, die nur aus Licht besteht. Gerade Linien gibt es nicht. Das Bild kippt, in dieser Welt gibt es nichts, das den Eindringlingen Sicherheit geben kann.
Und Eindringlinge sind sie, die Forscher und Minenleute. Schwer bewaffnet und mit einem Lkw, der wie ein Panzer wirkt, wagen sie sich langsam und vorsichtig dorthin vor, wo durchaus Menschen leben. Karl, Mikki, Kurt, Magda und sogar Titus lassen sich auf das Abenteuer Wüste nie ein. Deshalb sind sie außerstande, das Konzept der "Sandmutter" zu begreifen, bis es zu spät ist.
Diese einfache Geschichte vom "Ding aus einer anderen Welt" klingt so skizziert sehr gut. (Der Prolog spielt übrigens tatsächlich in einem Polarstützpunkt - eine weitere Reverenz an das große Vorbild.) Leider wird sie nicht adäquat erzählt. Der Mangel an Originalität ist nicht der springende Punkt. Das Drehbuch weist gewaltige Logiklücken auf, die der schwer beschäftigte Zufall nicht einmal ansatzweise stopfen kann. Üblicherweise hilft Action über solche Klippen hinweg. Die gibt es hier zwar, aber sie wird sehr konventionell und ebenso holprig wie die 'ruhigen' Passagen in Szene gesetzt. Das Timing ist insgesamt so schlecht, dass es sogar dem Laien auffällt, der sich zum Filmexperten wider Willen entwickelt: Hier müsste die Handlung gestrafft werden, dort fehlt es den Darstellern an Führung, damit sie sich nicht gar zu widersinnig benehmen oder zumindest weniger Plattitüden und Worthülsen von sich geben. Stimmung verflüchtigt sich, sobald die Darsteller handeln und reden. Jason Wulfsohn inszenierte (acht Jahre!) vor "The Bone Snatcher" nur den Kurzfilm "The Convenant"; die Schwierigkeiten mit seinem ersten Langfilm mögen sich mit einem Mangel an Erfahrung erklären lassen.
Das knappe Budget spielt natürlich ebenfalls eine Rolle. Die Namib als Kulisse täuscht über den Zwang zum Sparen hinweg. Weitgehend beschränkt sich die Handlung aber auf die Fahrt eines Lastwagens durch die Wüste. Das große Finale findet in einer aufgelassenen Mine statt, die wiederum kostengünstig ein eindrucksvolles Filmset darstellt.
Viel Geld war wohl auch für die Spezialeffekte nicht da, was freilich durch Einfallsreichtum meist ausgeglichen werden kann. Die Sandmutter ist ein Beispiel für bedacht und effektvoll eingesetzt CGI-Technik. Das digital erschaffene Wesen wirkt in der Wüstennacht sehr überzeugend. Allerdings zeigt es uns Wulfsohn auch im hellen Tageslicht. Dort und in jenen Szenen, die es im direkten Kampf mit den Darstellern zeigen, kommen gute, altmodische Kostüme, Masken und mechanische Effekte zum Einsatz. Inzwischen ist der Zuschauer so gut 'geschult', dass ihm (und ihr) der Unterschied unvorteilhaft ins Auge sticht. Eine Ausnahme bilden die skelettierten Opfer der Sandmutter. Hier lässt sich Scheußliches absolut authentisch offensichtlich auch mit knapper Börse schaffen ...
Gut steht der Story der Verzicht auf allzu detailfreudig ins Bild gesetzte Metzeleien zu Gesicht. Einige derbe Effekte gibt es durchaus, aber sie werden sparsam und bedacht eingesetzt und sind in die Handlung integriert. "The Bone Snatcher" ist kein typischer Splatter und soll es auch nicht sein. Deshalb ist es doppelt schade, dass die Geschichte so, wie sie erzählt wird, nur bedingt funktioniert.
Darsteller
Schon angesprochen wurden die unzufrieden stimmenden Darstellerleistungen. Sie schließen die gesamte Schauspielerschar ein, was darauf schließen lässt, dass diese sich ratlos mit einem Drehbuch herumschlagen mussten, das sie zu irrational wirkendem Handeln und dazu passendem Reden praktisch zwang. Für "The Body Snatcher" standen zwar keine bekanten Stars, aber beileibe keine Anfänger vor der Kamera. Sämtliche Darsteller können auf lange Filmografien verweisen, die generell professionelles Agieren belegen. Solches muss der Regisseur jedoch aus seinen Schauspielern herausholen - das ist mit Teil seines Jobs. Wulfsohn hat in dieser Hinsicht versagt.
Für eine metaphysische Ebene soll offensichtlich die Figur des alten Mannes sorgen, der scheinbar regungslos in der Wüste hockt und doch genau weiß, was dort vorgeht. Seiner Weitsicht 'verdankt' der Film auch seinen dilettantischen Schluss-Twist, der auf bewährt schlechte Weise eine mögliche Fortsetzung andeutet, zu der es bisher nicht gekommen ist. (Klopft auf Holz!)
So reicht es letztlich nur zu einem weiteren Streifen, den man sich anschauen kann, aber nicht muss, aus dem man sich die interessanten Szenen herauspickt und an den man mit einem nagenden Gefühl der Unzufriedenheit zurückdenkt: Wer viel wagt, gewinnt offenkundig nicht immer.
Daten
Originaltitel: The Bone Snatcher
Großbritannien/Kanada/Südafrika 2003
Regie: Jason Wulfsohn
Drehbuch: Malcom Kohll u. Gordon Render
Kamera: Andreas Poulsson
Schnitt: Richard Benwick
Musik: Paul Heard u. Mike Pickering
Darsteller: Scott Bairstow (Dr. Zack Straker), Rachel Shelley (Mikki), Warrick Grier (Karl), Patrick Shai (Titus), Andre Weideman (Kurt), Adrienne Pearce (Magda),
Patrick Lyster (Johan), Sean Higgs (Clive), Jan Ellis (Harvey), Langley Kirkwood (Paul) Lulama J. Nombiba (alter Mann), Yusuf Hendrics (Taxifahrer) u. a.
Anbieter: Kinowelt Home Entertainment (www.kinowelt.de)
EAN: 4006680031811
Erscheinungsdatum: 07.09.2004 (Verleih-DVD) bzw. 01.12.2004 (Kauf-DVD)
Bildformat: 16 : 9 (1,78 : 1 anamorph)
Audio: Dolby Digital 5.1 (Deutsch, Englisch)
Untertitel: Deutsch
DVD-Typ: 1 x DVD-9 (Regionalcode: 2)
Länge: 86 min
FSK: 16
DVD-Features
Und wieder gilt es über verschüttete Milch zu klagen: "The Bone Snatcher" wurde vom deutschen DVD-Label anscheinend ohne besondere Erwartungen auf den Markt geworfen. Features glänzen daher durch Abwesenheit. Es gibt nicht einmal das eigentlich obligatorische "Making-of". Dafür wurde der DVD ein aufwändig und liebevoll gestaltetes Menü mit schönen optischen und akustischen Effekten spendiert, wie es oft nicht einmal die richtig teuren A-Movies aufweisen.
- Redakteur:
- Michael Drewniok