Davids wundersame Welt
- Regie:
- Paul Morrison
- Jahr:
- 2003
- Genre:
- Drama
- Land:
- Großbritannien
- Originaltitel:
- Wondrous Oblivion
1 Review(s)
17.02.2008 | 10:13Daten:
Originaltitel: Wondrous Oblivion
Regie: Paul Morrison
Drehbuch: Paul Morrison
Darsteller:
Sam Smith als David Wiseman
Leagh Conwell als Jessop
Dominic Barklem als Pritchard
Jo Stone-Fewings als Pugh
Emily Woof als Ruth
Yasmin Paige als Lilian
Richard Ashton als W.G. Grace
Carol MacReady als Mrs. Wilson
Stanley Townsend als Victor
Osnat Schmool als Mrs. Glickstein
Mark Penfold als Lehrer
Tom Roberts als James Bryce
Philip Whitchurch als Mr. Woodberry
Angela Wynter als Grace
Petra Letang als Loretta
Die Handlung:
London in den 50er Jahren. Der Krieg hat deutliche Spuren in den Seelen der Bevölkerung hinterlassen und viele jüdische Familien sind im Verlauf des Krieges nach London emigriert und dort sesshaft geworden.
So auch die Familie des kleinen elfjährigen Davis Wiseman (Sam Smith). Seine Großeltern fielen dem deutschen Holocaust zum Opfer, was er aber zum Glück nicht mehr mitbekommen hat, denn zu dieser schlimmen Zeit war er noch zu klein um die Greuel zu realisieren.
Diese jüdische Familie hat sich inzwischen schon in ihren kleinbürgerlichen Verhältnissen eingewöhnt, der Vater arbeitet fast rund um die Uhr um seiner Familie einmal etwas Besseres bieten zu können. Die "einheimischen" Londoner beäugen diese Familie aber noch immer mit Misstrauen, für sie sind die Einwanderer noch immer Fremde und dazu noch Juden, was zusätzlich für Misstrauen sorgt.
Davids uneingeschränkte Begeisterung gilt dem Cricketspiel. Er denkt an nichts anderes und versucht die Sammelkarten der berühmten Spieler dieses Sports zu komplettieren. Im krassen Gegensatz dazu steht sein Geschick auf dem Cricketplatz. Er ist für dieses Spiel leider völlig unbegabt, weshalb er von den anderen Spielern auch gemieden wird. Zuletzt landet er aus diesem Grund als Anschreiber an der Spielstandtafel, er ist einfach nicht tragbar für die Mannschaft.
Zu diesem Zeitpunkt zieht eine neue Familie ins Nachbarhaus der Wisemans. Am Anfang ist David etwas zurückhaltend, als sich herausstellt, dass die neuen Nachbarn dunkelhäutig sind, doch als sie im Garten nebenan ein Cricketnetz aufbauen, ist er natürlich sofort begeistert und vergisst seine anfänglichen Bedenken.
Davids Eltern verbieten ihm zunächst den Umgang mit diesen Fremden, weil sie das Gerede der Nachbarn fürchten, aber David nutzt trotz der Einwände seiner Eltern die günstige Gelegenheit und lässt sich vom Vater der Familie die wichtigsten Schläge zeigen. Fortan trainiert er mit der Tochter Judy (Leonie Elliot) und dem Vater Dennis (Delroy Lindo), denn wie sich herausstellt, können sie wirklich sehr gut Cricket spielen.
Auch die Mutter freundet sich so nach und nach mit Dennis an, schließlich hat er so eine freundliche warme Ausstrahlung, der sie sich nur schwer entziehen kann.
Die Tage vergehen, langsam wird aus David ein richtig guter Cricketspieler und er hat aus diesem Grund auch viele neue Freunde gefunden. Auf seiner Geburtstagsparty sind natürlich alle eingeladen, da steht plötzlich auch seine dunkelhäutige Freundin Judy vor der Türe. Nun steht er vor einer schweren Entscheidung. Lässt er das schwarze Mädchen ins Haus und wird fortan gemieden oder soll er sie abweisen...
Kritik:
"Davids wundersame Welt" ist ein sehr unterhaltsamer und vor allem gut erzählter Film über Freundschaft, Toleranz und Loyalität. Dieses eher ernste und durchaus auf unsere heutige Gesellschaft übertragbare Thema wird durch die herzerwärmende Geschichte eines Jungen erzählt, dessen größte Leidenschaft das Cricketspiel ist.
Aufgepeppt wird die Handlung durch kleine Details wie Spieler auf den Sammelkarten, welche plötzlich mit David sprechen und den einen oder anderen guten Rat geben. Aber keine Angst vor dem hierzulande eher unbekannten Spiel, die Cricket-Regeln braucht der Zuschauer nicht zu kennen.
Auch die Lebensverhältnisse und der durch die Umgebung ausgeübte psychische Druck in der jüdischen Familie, sowie der Lebensmut, die Lebensfreude und die Lockerheit der dunkelhäutigen Familie werden durch die guten Schauspieler intensiv und nachvollziehbar dargestellt, so dass der Zuschauer sich gut in die handelnden Personen hineinversetzen kann.
Der Eindruck wirklich in die 50er Jahre zu blicken, wird zusätzlich zu den gelungenen Kulissen auch durch den schwungvollen Soundtrack unterstützt. Hier ist für jeden etwas dabei. Die Palette reicht von Jazz bis Ska und bringt den letzten Kick Authenzität in den Film.
Fußwippen erwünscht!
Über die volle Spielzeit sind keinerlei Längen vorhanden, sodass ich "Davids wundersame Welt" auch in dieser Hinsicht nur die besten Noten ausstellen kann. Wenn ich einen Kritikpunkt nennen müsste, dann fallen mir nur einige Klischees ein, derer sich der Film ständig bedient. Hier gibt es nur gut oder böse. Ich denke in der Wirklichkeit sind solche klaren Rollen wohl eher die Ausnahme, doch diese Klischees will der Film gerade zerstören. Aus diesem Grund war die schwarz-weiß Malerei wohl nötig um klare Positionen heraus zu arbeiten.
Ein Film für die ganze Familie und jeden Cineasten - wirklich jede Art Zuschauer wird bestens unterhalten und kann zusätzlich etwas von diesem Film lernen.
Die DVD:
Die DVD von Eurovideo bietet in allen Belangen nur ein durchschnittliches Bild. Störende Bildfehler sind zwar keine vorhanden, doch die Schärfe und vor allem der Schwarzwert geben Anlass zu leichter Kritik. Das hört sich jetzt nicht gut an, doch es hat mich nicht wirklich gestört - die Abweichungen von der Norm sind noch nicht so stark, dass sie stören könnten. Das gilt aber wohl nur für Besitzer von kleineren Ausgabegeräten - bei Beamern oder Fernsehern über 80cm Bilddiagonalen sieht die Sache dann wohl anders aus.
Beim Ton (Deutsch 5.1/2.0 und Englisch 5.1/2.0) gibt es weniger zu bemängeln. Dieser klingt klar und kräftig, die Dialoge sind gut verständlich. Besonders bei der Musik kommt die gute Dynamik zum tragen. Ich muss aber noch einen echten Mangel anführen, denn auf der DVD sind keine Untertitel vorhanden.
Die Extras:
- Kinotrailer in Deutsch und Englisch
- B-Roll (nicht sehr interessant)
- Trailer zu weiteren DVD's des Labels
...das war's dann auch schon – sehr dürftig.
Fazit:
Was soll ich sagen? Ein schöner Film über Loyalität, Freundschaft und Zivilcourage. Diese Elemente verpackt Regisseur Paul Morrison in eine unterhaltsame Geschichte, welche von der Begeisterung eines kleinen Jungen zum Cricketspiel erzählt.
Der Film lässt es einem wirklich warm ums Herz werden, was aber auch am genial spielenden Delroy Lindo und den beiden herzerfrischenden Kindern liegen mag. Zum guten Schauspiel kommen die schwungvolle Musik, die Handlung ohne Längen und einige witzige Einlagen. Fertig ist der perfekte und äußerst sympathische Unterhaltungsfilm.
Nur ein paar Klischees hätten vielleicht weniger plakativ sein können. Aber eben solche Klischees und Vorurteile abzubauen, davon handelt der Film schließlich. Kein Meisterwerk im eigentlichen Sinn, aber ein richtig schöner Film.
- Redakteur:
- Detlev Ross