Zee-Oui - Der Kannibale
- Regie:
- Buranee Rachjaibuns
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Horror
- Land:
- Thailand
1 Review(s)
23.01.2008 | 18:49"Dieser Film beruht auf einer wahren Begebenheit." Als ob der Film durch diesen unübersehbaren Intro-Zusatz an Interesse gewönne oder der Zuschauer aufgrund seiner Hellhörigkeit aufmerksamer und gespannter das Gesehene verfolgte, so aufdringlich präsentieren ihn viele Filmemacher wie eine Art cineastischer Schmuck. Auch der unerfahrene Regisseur Buranee Rachjaibuns schmeißt dem Zuschauer gleich zu Beginn seines Regiedebüts "Zee-Oui" diesen unnötigen, da effektlosen Einleitungstext um die Ohren. Und das ohne Erfolg, denn das Horror-Drama "Zee-Oui" erzählt die Geschichte eines jungen Chinesen, der durch seine Vergangenheit als Soldat an den Fronten des Zweiten Weltkrieges, die damit verbundenen traumatischen Erlebnisse, die ihm die Psyche verwirren, und das aussichtslose Leben, das er als chronisch kranker Hilfsarbeiter führt, von seinen Kollegen gemobbt, von frechen Kindern verspottet, zum mordenden Kannibalen wird.
Anstatt sich diesem sensiblen Thema mit einer feinfühligen Distanz zu nähern, stellt sich Buranee Rachjaibuns wohl eher unfreiwillig auf die Seite des psychisch gestörten Menschenfressers, indem er Schritt für Schritt den Leidensweg des jungen Chinesen derart plakativ und wehleidig, oder besser: Mitleid erregend schildert, dass die darauf folgenden Skrupeltaten verharmlost und gerechtfertigt werden. Dass der Zuschauer somit an der Nase herumgeführt wird, setzt dem undifferenzierten Machwerk die Krone der Unverschämtheit auf, wird der Protagonist diesem doch obendrein als semi-sympathischer Verrückter verkauft, der sich für seine Taten nicht verantwortlich zeigen kann. (Achtung Spoiler!) Der Schluss vollendet diesen unverständlichen Fokus Rachjaibuns: Als Kind bekommt Zee-Oui, so der Name des Kannibalen, von seiner Mutter eine Suppe gegen seinen gesundheitlich schlechten Zustand gereicht. Wie sich herausstellt, wurde diese mit einer ganz bestimmten Zutat verfeinert: mit einem Herz, welches die Mutter einem Mörder aus der Brust geschnitten hat. (Spoiler Ende) Dieser Umstand soll als Entschuldigung für Zee-Ouis blutige Taten herhalten. Absolut lächerlich ist das.
Doch davon einmal abgesehen, ist "Zee-Oui" auch sonst ein filmisches Debakel, das alles andere als ein ernst zu nehmendes Psychogramm eines Kannibalen bietet. Dafür ist der Film zu oberflächlich, tangiert schlichtweg das Thema, geht nicht darauf ein und verweigert sich einem Voice-Over, das die Gefühlswelt des Protagonisten zumindest hätte aufzeigen können. Regisseur Buranee Rachjaibuns macht falsch, was man falsch machen kann. Zum einen konnte er sich nicht entscheiden, was sein Film letztendlich darstellen soll, denn nicht einmal als Genre-Mix kann seine viel zu blutige, mit Thriller-Elementen angereicherte Asia-Kost herhalten. Zum anderen ist es sein Handwerk, das er nicht zu beherrschen scheint: dilettantisch, amateurhafte und stets abschreckende Kameraeinstellungen, unpräzise Schnitte und eine unterirdische Filmuntermalung, die nicht einmal TV-Niveau erreicht. Finger weg!
- Redakteur:
- A. C.