Indianapolis
- Regie:
- James Goldstone
- Jahr:
- 1969
- Genre:
- Drama
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Winning
1 Review(s)
24.01.2008 | 09:47Story
Frank Capua gehört zu den erfolgreichsten Fahrern des amerikanischen Rennsport-Zirkus'. Gemeinsam mit seinem Freund und Teamkollegen Luther Erding teilt er sich die Siege bei den angesagten Veranstaltungen und beschert sich ein sorgloses Leben. Auch privat geht es für Capua steil bergauf; er verliebt sich bereits beim ersten Aufeinandertreffen in die schwierige Elora, heiratet sie und adoptiert kurzerhand ihren unehelichen Sohn Charly.
Doch Frank lebt nicht für seine Ehe, sondern in erster Linie für seinen Sport. Er reist mit seinem Rennstall durch die Staaten und nutzt selbst die wenigen sich bietenden Gelegenheiten, seine Liebe zu Elora zu beweisen. Diese zieht die Konsequenzen und lässt sich auf einen One-Night-Stand mit Erding ein. Capua ist enttäuscht und verbittert, arbeitet aber dennoch mit Feuereifer an den Vorbereitungen zum prestigereichen Wettbewerb in Indianapolis. Allerdings will ihn sein familiäres Schicksal nicht loslassen. Obwohl er seinen Stiefsohn Charly an seiner Seite weiß und mit den besten Aussichten nach Indianapolis reist, ist er tief im Herzen ein gebrochener Mann.
Persönlicher Eindruck
"Indianapolis" gilt in mancherlei Kreisen als ein stiller Geheimtipp unter den zahlreichen Newman-Produktionen und suggeriert aufgrund der Top-Besetzung auch nichts anderes als spitzenmäßiges US-Kino aus einer entscheidenden Phase der Hollywood-Szene. Gleichermaßen erwartet man in erster Linie einen Film, der sich voll und ganz dem Motorsport verschreibt, einen Streifen über Ruhm, Ehre und gefeierte Helden. Doch der Schein trügt, denn hinter dem verheißungsvollen Titel verbirgt sich ein tragisches Ehedrama, bei dem der Rennsport nur als Aufhänger für die gestörte Beziehung zwischen Newman und seiner Filmpartnerin Joanne Woodward herhält und für die Entwicklung der diesbezüglichen Dramaturgie einen eher unwesentlichen Beitrag leistet.
Die Story ist dabei eher weniger spektakulär und wird leider auch von zahlreichen Längen durchzogen, die auf den stillen Emotionen der Hauptdarsteller zueinander basieren. Newman alias Frank Capua gibt den wortkargen Rennfahrer-Helden, der bislang noch nie in der Lage war, seinen Horizont über die Motorhaube hinaus zu erweitern und ergo nie gelernt hat, wie eine Ehe grundsätzlich funktionieren kann. Er verschreibt sein ganzes Leben seiner Passion und lässt keine Freiräume für Gefühle oder die Ansprüche seiner gerade erst geehelichten Gattin. Diese wiederum versucht ständig, ihn bei Laune zu halten, Verständnis aufzubringen und ihre persönliche Misere mit seiner harten Arbeit zu rechtfertigen, kann aber schlussendlich ihren Trieben nicht mehr widerstehen und betrügt Frank ausgerechnet mit dessen bestem Freund und Kollegen Luther Erding.
Capua ist verzweifelt, kann aber auch in dieser Situation seine Gefühle nicht zum Ausdruck bringen und versteckt sich hinter seinem aufregenden Job. Auch Charly, der sich redlich müht, Franks Anerkennung zu bekommen und sich immer mehr auf seine Seite schlägt, vermag nicht, den reservierten Anti-Helden aus der Reserve zu locken. Dennoch gelingt es ihm, zumindest Franks Antrieb wieder zu steigern und ihn für das entscheidende Rennen in Indianapolis zu mobilisieren - das Rennen, in dem er die Möglichkeit hat, Erding für sein unrechtschaffenes Verhalten mit einem Sieg zu strafen.
"Indianapolis" gehört zu jener Sorte Dramen, die sich nur sehr zäh voranbewegen und insgesamt ziemlich schwermütig sind. Diese Eigenschaft wird jedoch auch von den teils lustlos wirkenden Akteuren intensiv getragen, insbesondere von Newman selbst, der sich hier als Eigenbrödler verkauft, seinen Platz im Film aber nicht so recht finden kann. Ähnlich verhält sich dies mit seinem adoptierten Sohn, dem man in jeder Szene anmerkt, dass er in diese Rolle hineinschlüpfen muss, was ihm aber nur mit behäbigen Fortschritten gelingt. Ganz zu schweigen vom Draufgänger-Typen Erding alias Robert Wagner ("Hart aber herzlich"), der in seiner Hauptrolle einen minder wichtigen Part bekommt, aber natürlich für entsprechendes Namedropping als einer der tragenden Akteure fett auf dem Cover prangt. Abgesehen von seinem minimalen Techtelmechtel mit Elora ist seine Rolle absolut beliebig, er als Schauspieler austauschbar.
Überhaupt will es den wenig ambitionierten Protagonisten kaum gelingen, das Drama mit Leben zu füllen, die Tragik der Ehe in irgendeiner Form in den Fokus zu rücken. Ständig kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, Regisseur James Goldstone könne sich nicht entscheiden, ob er eher die sportliche Komponente oder doch eher den zwischenmenschlichen Bereich in den Vordergrund stellen möchte. Zumal es dem Streifen zudem an markanten Szenen fehlt, Breaks und rasche Wendungen, geschweige denn ein dynamischer Spannungsaufbau quasi nicht existent sind und bis zur Schlusssequenz schmerzlich vermisst werden - so wie im Übrigen generell ein Charakter, den man mit diesem Film in Verbindung bringen könnte. Unter den Klassikern der Gattung steht "Indianapolis" in diesem Sinne jedenfalls nicht mit voller Berechtigung.
Aufarbeitung
Zumindest die technischen Aspekte der nun via Koch Media veröffentlichten DVD können überzeugen. Das Bild ist verhältnismäßig sauber, versprüht aber dennoch den ursprünglichen Charme des cineastischen Rennsport-Genres und ist insgesamt sehr gut restauriert worden. Beim Ton darf man sich ebenfalls nicht beklagen; eine recht klare 2.0-Fassung gewährleistet zumindest in diesem Bereich die andernorts gesuchte Dynamik. Lediglich das Bonus-Menü ist etwas mager aufgebaut. Neben der standesgemäßen Bildergalerie bietet der Silberling nur noch den Original-Trailer.
Fazit
Möglicherweise hat es an der falschen Erwartungshaltung gelegen, wahrscheinlicher aber an den mäßig agierenden Schauspielern und der allgemeinen Ziellosigkeit, die sich durch die rund zweistündige Geschichte zieht. Denn wie man es auch nimmt, so lahmt "Indianapolis" phasenweise ganz gewaltig und lässt die Spritzigkeit des Rennsports im Aufbau der Handlung weitestgehend vermissen. Selbst die prominente Besetzung vermag es kaum, die Boliden in die richtige Richtung zu lenken und der schleichenden Langatmigkeit entgegenzuwirken, die sich mitunter konstituiert. "Indianapolis" ist jedenfalls nicht das cineastische Highlight, welches man aus vielerlei Gründen hätte erwarten dürfen, sondern eher ein ruhiger Beitrag eines andernorts weitaus stärker besetzten Genres.
- Redakteur:
- Björn Backes