Homicide - Mordkommission
- Regie:
- David Mamet
- Jahr:
- 1991
- Genre:
- Thriller
- Land:
- USA
1 Review(s)
14.01.2008 | 06:02Story
Eher zufällig geraten Detective Bob Gold und sein Partner Sullivan an den Tatort eines ungewöhnlichen Mordfalls; eine alte jüdische Dame ist hinterrücks erschossen worden und gibt den Cops Rätsel auf. Gold indes arbeitet derzeit bei den Ermittlungen an der Mordserie eines dunkelhäutigen Schwerverbrechers, der jüngst zwei Polizisten getötet hat. Aufgrund des politischen Einflusses der geschädigten jüdischen Familie wird er jedoch auf den Mord an der Dame angesetzt, deren Angehörige eine antisemitische Verschwörung hinter der Tat sehen und im Juden Gold einen Verbündeten bei ihrer Mission wähnen.
Gegen seinen Willen übernimmt er den Fall und wird immer stärker mit seinen persönlichen Wurzeln konfrontiert. Gold schließt sich letztlich der jüdischen Gruppe an und buhlt um ihre Anerkennung. Erst als er sich dazu hinreißen lässt, an ihrer Seite einen Brandanschlag auf die Behausung eines faschistischen Gegners zu verüben, wird ihm klar, dass er sich von seiner Naivität hat übermannen lassen. Gold wird erpresst und gerät in einen Komplott, dem er nur noch entfliehen kann, wenn er seinen polizeilichen Eid übergeht. Und während er sich mit seiner neuen Misere herumschlägt, fordern die Ermittlungen des anderen Falls ein schweres Opfer und bringen Golds Seelenleben endgültig zum Einsturz.
Persönlicher Eindruck
In "Homicide" widmet sich David Mamet einmal mehr dem Leben eines klassischen Verliertypen, integriert dessen Geschichte indes einmal mehr in den Rahmen eines teils gesellschaftskritischen, vorwiegend jedoch sehr persönlichen Dramas, welches Joe Mantegna erneut die Möglichkeit bietet, sein gesamtes schauspielerisches Können zur Schau zu tragen. Mantegna, der bereits im dritten Teil des Mafia-Spektakels "Der Pate" einen ausgezeichneten Job erledigte, verkörpert die Rolle des hoffnungslos überforderten Cops Gold mit Leidenschaft und Hingabe und wirkt darüber hinaus in all seinen dargestellten Emotionen enorm glaubwürdig und authentisch. Die Frustrationen, die er in seinem Job erlebt, sowie die gewaltige Verschwörung, der er unverhofft zum Opfer fällt, bieten ihm hierzu innerhalb der Story jedoch auch den erforderlichen Nährboden, um den klassischen Loser mit der Eleganz eines Robert de Niro zu beleben.
Generell ist die etwas komplexere Handlung überraschend stark, und dies trotz der politischen Brisanz, die nicht selten vordergründig thematisiert wird. Faschismus und Rassismus sind ziemlich detailliert eingeflochtene, jedoch keinesfalls überstrapazierte Leitmotive eines bombastfrei, aber trotzdem äußerst spektakulär inszenierten Thrillers, der unter anderem durch seine inhaltliche Vielfalt überzeugt. Der Plot besticht durch plötzliche Umkehrungen und wird ähnlich wie der innere Frieden des Hauptdarstellers ständig hin- und hergerissen. Dementsprechend ist ein hohes Maß an Action zunächst gar nicht erforderlich, um die Geschichte lebendig zu gestalten. Stattdessen spielt sich der größte Teil der Handlung im Zwischenmenschlichen sowie in den versteckten Andeutungen und zwiespältigen Dialogen ab. Ein wesentliches Stilmittel ist dabei die schwermütige, durch und durch melancholische Atmosphäre. Die Stimmung ist durchweg bedrückt, dies nicht nur aufgrund der dramatischen Entwicklungen, sondern auch wegen der partiell recht blassen Farbgebung, die hier ganz bewusst derart beschaffen ist. Erstaunlich ist daher auch, wie es dem Regisseur ständig gelingt, das hohe Tempo zu halten, das dem Streifen zugrunde liegt. Die Geschehnisse überschlagen sich zeitweilig, derweil wechselt der Plot innerhalb der verschiedenen Stränge und Ermittlungsvorgänge und schafft dennoch genügend Raum, um das menschliche Schicksal des Protagonisten stets in den Fokus des Interesses zu rücken.
Lediglich der Start ist ein wenig schwierig; die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Strängen scheinen haltlos, so dass die Eingangsszenen zunächst wie bloßes, überflüssiges Geplänkel anmuten. Erst nach und nach fügen sich die Einzelheiten zusammen, bieten dem Zuschauer aber dennoch niemals die Möglichkeit zu zielgerichteten Vorahnungen. In sich ist die Geschichte nämlich nur schwer durchschaubar, eine effektive Transparenz erst einmal nicht gegeben. Doch der Plot schreitet stringent fort, löst Hollywood-like die einzelnen Verbindungen auf und funktioniert als vermeintliche Independent-Produktion noch weitaus besser als die klischeebesetzten Ergüsse der amerikanischen Traumfabrik. Dass es nicht immer die Stars aus der ersten Reihe sein müssen, die einen packenden, dramaturgisch hochwertig inszenierten Thriller zum Leben erwecken, wird hier also sehr deutlich bestätigt.
Die Aufarbeitung der zugehörigen DVD ist hingegen eher dürftig und bietet Technik-Freaks vermehrt Schonkost. Das Bild des 1991 entstandenen Films ist stellenweise stark verrauscht und auch mit einigen Verschmutzungen gezeichnet. Darüber hinaus ist die Optik nicht sonderlich kontrastreich und immer wieder Anlass zur Kritik. Im Audio-Bereich ist das Gesamtbild vergleichbar schwach; die Tonspur ist lediglich in Mono abgemischt, dafür aber noch respektabel differenziert konzipiert. Aber dennoch: Mit Blick auf das Entstehungsjahr von "Homicide" bleibt man hier weit hinter den Möglichkeiten zurück.
Fazit
Mamets hierzulande noch recht unbekannter Titel hinterlässt in der DVD-Variante einen zwiespältigen Eindruck, dessen negative Begleiterscheinungen sich vorwiegend auf die schwache Aufarbeitung des Streifens beziehen. Inhaltlich hingegen entwickelt sich recht zügig ein fesselndes Drama mit gesellschaftspolitischen Hintergründen, überzeugend ausstaffierten Charakteren und spannungsgeladenen Segmenten. Das Resümee ist ergo eindeutig: "Homicide" ist mehr als nur ein Geheimtipp, nämlich trotz der technischen Defizite des Silberlings eines der Highlights unter den Genre-Releases der letztjährigen DVD-Saison!
- Redakteur:
- Björn Backes