Elizabeth I
- Regie:
- Tom Hooper
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Historienfilm
- Land:
- Großbritannien
1 Review(s)
19.12.2007 | 08:47Personality Show mit hohem Ekelfaktor
Historiendrama. Unter der Herrschaft der englischen Königin Elisabeth I. (Helen Mirren) entwickelt sich zunehmend eine Krise, die Katholiken wollen sie vom Thron stürzen, der Rat drängt sie zu einer Vermählung, um die Thronfolge nicht zu gefährden und Rebellen verüben einen Mordanschlag auf sie. Inmitten dieser Konflikte wird ihre enge Beziehung zu ihrem Geliebten, dem Earl of Leicester (Jeremy Irons), auf die Probe gestellt.
Auch die kriegerischen Auseinandersetzungen mit Spanien finden keine Ruhe, selbst in der Familie wird sie von ihrer Cousine der Königin von Schottland, Mary Stuart, hintergangen. Die Krise verschärft sich, als sie sich mit dem um einiges jüngeren Herzog von Essex einlässt ...
Ausgezeichnet mit drei Golden Globes für die "Beste Schauspielerin", den "Besten Nebendarsteller" und den "Besten TV-Film".
Filminfos
O-Titel: Elizabeth I (GB 2005)
Dt. Vertrieb: e-m-s (6. Dezember 2007)
FSK: ab 16
Länge: ca. 210 Minuten
Regisseur: Tom Hooper ("Red Dust" mit Hilary Swank)
Drehbuch: Nigel Williams
Musik: Rob Lane
Darsteller: HELEN MIRREN spielt Elizabeth I, JEREMY IRONS spielt Earl of Leicester, PATRICK MALAHIDE spielt Sir Francis Walsingham, den Kanzler und Ratgeber der Königin, HUGH DANCY als Herzog von Essex, BARBARA FLYNN als Maria Stuart u. a.
Handlung von Episode 1
Diese Episode des Zweiteilers deckt Elizabeths Regierungsjahre von 1579 bis 1588 ab.
~ Hintergrund ~
Seit 1558 regiert Elizabeth (Mirren), die Tochter Anna Boleyns und Heinrichs VIII über England, Wales und Irland. In Schottland herrscht Maria Stuarts Sohn Jakob I, doch die schottische Ex-Königin selbst sitzt in Gefangenschaft in einer von Elizabeths Festungen - seit elf Jahren. Denn Maria (Flynn) ist als katholisch in Frankreich erzogene Frau eine Gefahr für die protestantische Staatsreligion England, deren Oberhaupt die Königin selbst ist (daher bis heute der königliche Titel als Verteidiger des Glaubens).
Doch Elizabeth hat keine Erben. Es gibt daher nach ihrem Ableben entweder einen Bürgerkrieg, einen Umsturz oder eine Invasion. Letzteres ist am wahrscheinlichsten, denn seit der katholischen Königin (Bloody) Mary (1553-1558) sind den Engländern alle Katholiken, Jesuiten und Spanier verhasst. Was ist also zu tun? Heiraten ist das Gebot der Stunde. Doch wen?
~ Handlung ~
Elizabeths treuster Mann ist ihr Geliebter, der Herzog von Leicester (Irons), doch er kann nie ihr Gatte werden, da er nicht von königlichem Geblüt ist. Deshalb nimmt er sich die Witwe von Herzog Essex zur Frau, die auch bald schwanger wird. Doch zuvor opponiert Leicester gegen den Herzog von Anjou, den Elizabeth für den besten Heiratskandidaten hält. Zu schade, dass der Bruder des französischen Königs ein Katholik ist, aber immerhin sympathisiert er mit den protestantischen Niederländern. Erst als der Vertreter des Herzogs von Anjou Leicester nach seinem neugeborenen Kind fragt, erfährt Elizabeth von Leicesters Heirat. Da sie sich von Leicester verraten fühlt, verbannt sie ihn vom Hofe aufs Land.
Doch aus der Heirat mit Anjou wird nichts. Denn der Kronrat lehnt die Verbindung ab: Lord (William Cecil) Burleigh (1520-1598), Francis Walsingham, ihr Kanzler, und andere meinen: "Bitte keinen Katholiken." Mit großem Bedauern opfert sich Elizabeth für England.
Doch nachdem sie bereits ein Attentat überlebt hat, ist Elizabeth vor Maria Stuart, ihrer Kusine, auf der Hut. 1586 wird Elizabeth vom Papst exkommuniziert, für eine Ketzerin erklärt und für vogelfrei erklärt. Jeder in der Christenheit verdient sich jetzt einen Gotteslohn, wenn er diese Abscheulichkeit auf dem englischen Thron tötet. Elizabeth und ihr Geheimdienstchef Walsingham brauchen die Verschwörer nicht lange zu suchen. Sie alle haben Kontakte nach Spanien, zu König Philipp, und zu den Jesuiten. Elizabeth macht kurzen Prozess mit ihnen.
Bleibt noch die offene Frage Maria Stuarts. Es wäre ein ungeheuerlicher Vorgang, würde sie ihre Kusine, eine gesalbte Königin, wegen Verrats hinrichten lassen. Außerdem würde dieser Tod sofort die Rache der Spanier heraufbeschwören. Sie braucht dringend einen Vertrauten, der ihr rät. Sie holt Leicester zurück an den Hof und - was Wunder - auch er will Marias Tod. Ein letztes Gespräch mit der Königin der Schotten verläuft unerfreulich, Maria schlägt die dargebotene Hand aus. Elizabeth droht mit Hinrichtung, Maria mit Krieg durch die Spanier. Sie will die Freiheit, die Elizabeth ihr niemals geben kann.
Das Schicksal Westeuropas, ja, der Welt, hängt an einem seidenen Faden, an einer einzigen Unterschrift. Wie es weiterging, wurde vielfach untersucht und die Meinungen scheinen auseinanderzugehen. Doch der Film wählt einen Kompromiss. Elizabeth unterzeichnet nach dem ordentlichen Gerichtsprozess gegen Maria den Hinrichtungsbefehl. ABER: Der Sekretär soll den Befehl NICHT dem Kronrat vorlegen, bevor nicht sie selbst, Elizabeth, die Erlaubnis dazu gegeben habe.
Aber Leicester kennt seine Pappenheimerin: Sie geht mal wieder seitwärts. Er setzt seine Unterschrift selbst unter das verhängnisvolle Dokument. Und Lord Burleigh drängt alle Ratsmitglieder, ebenfalls zu unterzeichnen, oder sie würden alle gehängt. Damit ist das Schicksal Marias besiegelt, ohne dass Elizabeth davon weiß. Wie wird sie reagieren, wenn Leicester ihr von Marias Tod auf dem Henkersblock berichtet? Und wie erst die Spanier mit ihrer Armada?
Mein Eindruck
Statt auf irgendwelche Staatsaktionen oder Expeditionen und Kriege konzentriert sich diese Produktion, die ja beileibe nicht die erste Behandlung des Themas ist, auf die Person der Königin. Wir lernen ihren engsten Lebensumkreis kennen, ihre Lieben, Nöte und Männer. Was es über Heinrich VIII, ihren Vater, und Bloody Mary, ihre Vorgängerin zu wissen gibt, wird einfach vorausgesetzt. Zwei Dekaden ist die rothaarige, mitunter ganz weiß geschminkte Lady die Virgin Queen. Sie wird so genannt, weil sie nie geheiratet hat. Einer ihrer Hofdichter, Edmund Spenser, hat sie sogar zur Feenkönigin erhoben: "The Faerie Queene".
Doch er taucht ebenso wenig auf wie ein gewisser William Shakespeare, von Christopher Marlowe, dem wir das erste Theaterstück über Dr. Johann Faust verdanken, ganz zu schweigen. Weder Sir Walter Raleigh noch andere ihrer Kaperkapitäne tauchen auf. Und nur weil er für den Sieg über die Armada absolut unerlässlich ist, darf Francis Drake einen Satz sagen.
Wer hier also etwas über die Epoche erfahren will, ist auf dem falschen Dampfer. Dafür erfahren wir umso mehr über Elizabeths Liebhaber, potenzielle Gatten, ihre Kusine Maria Stuart und die damit verbundenen innenpolitischen Querelen. Dadurch wirkt das Drama in der ersten Episode wie eine Soap Opera, wenn auch auf höchstem Niveau. Wer hat mit wem?
Das führt natürlich zu pikanten Szenen, aber leider allzu häufig zu den ekligen, sehr naturalistisch dargestellten Hinrichtungsszenen. Köpfen war offenbar eine Art Volkssport in dieser Ära, die man das Goldene Zeitalter nennt. Selten habe ich jedoch so viele Hinrichtungsszenen gesehen. Da wird gehängt, geköpft, ausgeweidet, dass einem schlecht wird. Mir hat es jedenfalls den Magen umgedreht. Der unvorbereitete Zuschauer sei hiermit gewarnt. Wer gesehen hat, wie Maria Stuarts Hals zweimal abgeschlagen wird, der wird diesen Anblick nicht so schnell vergessen.
Helen Mirren spielt die Königin als schillerndes Geschöpf, das im einen Moment einen Mann mit einem Wink zum Tode verurteilt, im nächsten mit dem Bruder des französischen Königs schäkert und schließlich eine feurige Ansprache an ihre Armee hält, die eines jeden Staatsmanns würdig wäre. (Mirren trägt dabei einen Kürass, also das Torsoteil einer Rüstung. Sieht zwar militärisch aus, soll aber wohl eher Kugeln eines Attentäters abhalten.)
Die mit Abstand beste Figur in diesem Possenspiel macht ohne Zweifel Jeremy Irons. Sein Robin of Leicester ist stets tadellos, auch wenn dies die Queen nicht so sieht. In seinem hohen Alter bietet Irons immer noch Darbietungen, mit denen er andere an die Wand spielen kann, und wertet einen Film auf. Der qualitative Unterschied zur zweiten Episode ist daher beträchtlich, denn am Schluss der ersten muss sein Leicester den Löffel abgeben. Ich habe selten eine ergreifendere Sterbeszene gesehen.
Handlung von Episode 2
Diese Episode des Zweiteilers deckt Elizabeths Regierungsjahre von 1589 bis 1603 ab, als sie starb.
Leicester ist tot, aber die Armada besiegt! Auf seinem Sterbebett noch hat er die Zukunft seines Stiefsohns Robin Herzog von Essex (Hugh Dancy) seiner geliebten Elizabeth anvertraut. Und der schmucke junge Mann ist ganz nach dem Geschmack der mittlerweile 56 Lenze zählenden Monarchin. Doch bei den Ritterspielen zu Ehren ihres 30-jährigen Thronjubiläums muss er eine Niederlage einstecken. Das Gunstgeschenk geht an seinen Kontrahenten Sir Walter. Da bemerkt Elizabeth mit Interesse, dass Walsinghams Tochter in den jungen Essex verliebt ist. Aus Lust an der Macht schikaniert sie die junge Frau und lässt sie sich um Essex kümmern. Sie liebt es, mit dem Feuer zu spielen ...
Nach einer unbefriedigenden Liebesnacht für Essex weigert sich der junge Mann, wie befohlen im Palast zu bleiben. Er ist ausgebüxt und schon unterwegs nach Lissabon, um die Portugiesen für seine Königin (und gegen Philipp von Spanien) zu gewinnen. Erst ist Elizabeth außer sich, doch als er als strahlender Ritter in schimmernder Rüstung triumphal zurückkehrt, kann sie ihm nicht böse sein. Nun will sich Essex auch im Kronrat hervortun und mit Hilfe des Kronanwalts Francis Bacon gelangt er zu Erkenntnissen über eine neuerliche Verschwörung. Zumindest legt er die Geständnisse der Verschwörer vor.
Doch kaum ist der beschuldigte Leibarzt der Königin hingerichtet, informieren Kanzler und Geheimdienst Elizabeth, dass die Geständnisse unter der Folter erzwungen wurden. Lopez war wohl unschuldig. Essex ist zerknirscht, Elizabeth sauer. Sie ist noch wütender, als Walsingham vor ihren Augen von Essex wissen will, ob er, Essex, Walsinghams Tochter, die von Essex schwanger sei, zu heiraten gedenke. Zynisch befiehlt sie Essex die Heirat. Um ihn erst einmal loszuwerden, macht sie ihn zum General: Er soll die Spanier in Cadiz angreifen.
Doch Lord Burleigh junior, ebenfalls ein Cecil, hat noch ein Hühnchen mit Essex zu rupfen, weil dieser ihn in der Jugend stets getriezt hatte. Kaum ist Essex siegreich aus Cadiz zurück, schickt Elizabeth ihn nach Irland, um die dortige Rebellion niederzuschlagen. Es wird ein Desaster. Und aufgrund der Einflüsterungen Burleighs und Walsinghams beginnt sich Elizabeth ernsthafte Sorgen um Essex' Loyalität zu machen. Sie ahnt nicht, dass seine Rebellion bereits weit gediehen ist, angefacht von Jakob I von Schottland, der ihm weisgemacht hat, Lord Burleigh junior sei ein Mann der Spanier.
Als der Tag der Wahrheit kommt, kennt Elizabeth keine Gnade - auch nicht gegen sich selbst.
Mein Eindruck
Mit Leicester im Grab ist der neue Mann an Elizabeths / Helen Mirrens Seite nun Essex / Hugh Dancy. Dancy durchläuft eine erstaunliche Entwicklung, der ich mit Interesse folgte. Zunächst ist er nur ein 18-jähriges Jüngelchen, das aber schon eifrig ficht und reitet. Außerdem muss er seinen Mann in Elizabeths Bett stehen. Der Film behauptet in diesen Szenen, es habe nie einen Koitus gegeben, was ich ziemlich seltsam finde. Aber es erklärt, warum die einwandfrei empfängnis- und gebärfähige Königin kein Kind von Essex empfing. Und warum sich Helen Mirren nie ausziehen muss.
Essex versucht sich sodann als Politiker, doch er scheitert kläglich, weil er sich immer zu sehr auf andere verlässt. Diese Schwäche wird ihn schließlich den Hals kosten. Sein beste Figur macht er in Rüstung als General. Doch als er aus Irland zurückkehrt, verbreitet er auch in dieser Eigenschaft Furcht und Schrecken in Elizabeths Palast. Er ist die ganze Nacht geritten, von oben bis unten dreckbespritzt und ungewaschen, bärtig wie Rübezahl - so platzt er in die königlichen Schlafgemächer, als wäre er der Geist des Krieges selbst. Elizabeth / Mirren behält auf bewundernswerte Weise die Nerven und beruhigt ihn.
Die Kardinalfrage ist natürlich: Beansprucht Essex die Königswürde für sich? Daran könnte die Monarchie zerbrechen. Im Trailer tut er es, im Film jedoch nicht. Das schwächt seine Statur beträchtlich. Am Ende erscheint er daher wie ein fehlgeleiteter Königstreuer, der es hätte besser wissen müssen, als es mit der Königin aufzunehmen, die er ja gerade retten wollte. Dagegen gibt's nur ein Patentrezept: Kopf ab!
Die DVD
Technische Infos
Bildformate: 1,85:1 (anamorph)
Tonformate: D in DD 2.0, Englisch in DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine
Extras:
- Originaltrailer
- Deleted Scenes (ca. 19 Min.)
- Visual Effects (ca. 5 Min.)
- Artworkgalerie (5:13)
- Bio- und Filmografien
- Trailershow
Mein Eindruck: die DVD
Dies ist eine Fernsehproduktion, und so darf es nicht verwundern, wenn wir nur den Ton nur in DD-2.0-Qualität geboten bekommen. Das Bild ist ebenfalls ganz in Ordnung, doch die ästhetische Integration von künstlichen Hintergründen (vgl. "Visual Effects") und realem Vordergrund ist nicht immer ganz gelungen.
1) Deleted Scenes (ca. 19 Minuten)
Gezeigt werden 14 Szenen aus beiden Episoden, alle ohne Untertitel. Die meisten sind ziemlich kurz und mitunter sogar überflüssig. Die erste Szene macht eine Ausnahme: Bei einem Jagdunfall fällt der Vertreter des Herzogs von Anjou vom Pferd. Wie sich zeigt, war sein Sattelgurt manipuliert worden - ein Anschlag.
2) Visual Effects (ca. 5 Minuten)
Wir sehen ungefähr etwa zwanzig Szenen, in denen visuelle Effekte aus dem Rechner eingesetzt wurden. Die Demonstration zeigt anhand von vorher/nachher, was hinzugefügt oder sonstwie manipuliert wurde. Meist handelt es sich um Szenen an der Themse, aber auch viele nur teilweise errichtete Kulissen wurden ergänzt. Immer wieder darf man die tollen Interieurs und die alten, längst verschwundenen Paläste bewundern.
Aber es gibt noch eine andere Kategorie von visuellen Effekten: Es sind die abgeschlagenen Köpfe. Köpfen war offenbar eine Art Volkssport in dieser Ära, die man das Goldene Zeitalter nennt. Selten habe ich jedoch so viele Hinrichtungsszenen gesehen. Da wird gehängt, geköpft, ausgeweidet, dass einem schlecht wird. Die in dieser Kategorie gezeigten Szenen erklären kommentarlos, wie die Enthauptungen Maria Stuarts (eine Puppe) und Essex' bewerkstelligt wurden. Dass Marias Hündchen ihr Blut aufleckt, ist sozusagen das i-Tüpfelchen auf dem Ekelfaktor. (Dieses Detail ist nicht im Film.)
3) Artworkgalerie (5:13 Minuten)
Etwa ein Dutzend Standbilder zeigt die wertvolle, mitunter üppige Ausstattung: Kostüme, Bühnenbilder, Kulisse etc. Das fällt in die Rubrik Selbstbeweihräucherung. Die unterlegte Musik ist schön, aber ein unerklärliches Kleiderrascheln stört den Hörgenuss.
4) Die Bio- und Filmografien
... von Helen Mirren, Jeremy Irons und Hugh Dancy liefern liefern einschlägige Informationen über die drei Schauspieler.
5) Die Trailershow
... zeigt Filme anhand von Kurzinhalt und Trailer, so etwa den neuen Thriller von John Cusack und Morgan Freeman: "The Contract".
Unterm Strich
Diese Interpretation fürs Fernsehen ist eine sehr eigenwillige Verarbeitung des altbekannten Stoffes, der schon vor etwa siebzig Jahren erstmals über die Leinwand flimmerte. Wo sich aber damals die feschen Piraten und Abenteurer darum rissen, der jungen Monarchin zu gefallen, so scheint hier dieselbe Monarchin nur wenig auf solche Helfer angewiesen zu sein. Drake sagt nur einen Satz, Raleigh kommt nicht vor, obwohl er 1584 die erste amerikanische Kolonie gründete, und von Shakespeare hört man nur in den Deleted Scenes. Vom getreuen Leicester, der hier die zweite Hauptrolle spielt, haben die meisten noch nie etwas gehört. Man muss schon ein gehöriges historisches Wissen mitbringen, um dieses Privatlebendrama der Queen zu verstehen und zu genießen. Die Synchronisation tut ein Übriges, indem sie sprachliche Unterschied verwischt. Die Franzosen und Spanier kommen noch deutlich mit ihrem Akzent zum Ausdruck, aber dass auch die Schotten im Original ziemlich schräg klingen, geht völlig verloren.
Aber trotz dieser Defizite kann diese Version für sich stehen und der Kritik standhalten. Wir erleben die Königin als menschliches Wesen, als Frau, mit den entsprechenden emotionalen Bedürfnissen. Sie ist nicht immer die kühl kalkulierende Politikerin, sondern darf auch mal komplett ausrasten und verzweifeln. Sie darf jubeln und Entzücken zeigen. Das Leben ist ein Fest - wenn es nach ihrer Pfeife tanzt. Mirren verkörpert Elizabeth, wie sie schon Elisabeth II verkörperte: mit Kraft, Schwung, Vielseitigkeit, mit vielen Überraschungen. Doch sie schafft es leider nie, hinter der Maske und dem Kostüm zu verschwinden. Ganz im Gegensatz zu der fabelhaften Cate Blanchett, die in Kürze mit der Fortsetzung ihres Erfolgsfilms "Elizabeth" ins Kino kommt. Und sie kommt diesmal MIT der Armada!
Die DVD beweihräuchert die historische Figur höchst staatstragend mit Chormusik im Menü und Pergament-Look in allen Menübildern sowie auf den Texttafeln. Nett anzusehen und zeitgenössisch, doch wohl wenig kritisch im Ansatz. Die größte Kritik ergibt sich eher an der Zeit als an der Person Elizabeths: Es sind die zahllosen Hinrichtungen, die der TV-Film zeigt - hoher Ekelfaktor! Man könnte glatt zum fanatischen Gegner der Todesstrafe werden, wenn man es nicht schon wäre.
Die Silberscheibe bietet keine Überraschungen und enttäuscht mit einem fehlenden Making-of. Stattdessen wirft man uns die Überreste vom Schneidetisch (Deleted Scenes) hin und speist uns kommentarlos mit Effekten ab. Die Artwork-Galerie ist das i-Tüpfelchen auf der Selbstbeweihräucherung. Nicht so toll - im Gegensatz zum Film.
- Redakteur:
- Michael Matzer