Kickboxer - Karate Tiger 3
- Regie:
- Mark DiSalles
- Jahr:
- 1989
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Kickboxer
1 Review(s)
26.12.2007 | 12:42Die achtziger Jahre bieten mehr als bleihaltige Actionfilme, die angeführt von Stallone ("Rambo"), Schwarzenegger ("Terminator") und Co. alles kurz und klein ballern, bis vom "Feind" nichts mehr übrig ist. Denn der in den 70er Jahren an Popularität zunehmende, asiatische Martial-Arts-Film entwickelte sich seinerzeit vom stilsicheren Kampfkunst-Movie zum seelenlosen Blockbuster-Spektakel der amerikanischen Art. Mit dem Belgien-Export Jean-Claude Van Damme erlebte das fernöstliche Pendant Mitte der 80er Jahre seine Blütezeit und wurde zum kassenträchtigen Smash-Erfolg. Obwohl Filme dieser Zunft inhaltlich nur wenig zu bieten haben, erfreuen sich Genre-Fans an durchgestylten Kampfchoreographien und der asiatisch angehauchten, philosophischen Atmosphäre, die für den körperbetonten Genre-Film unumgänglich ist. Mit dem 1987 erschienenen "Bloodsport" erreicht das Kampfsport-Genre seinen Höhepunkt und Van Damme seinen endgültigen Durchbruch als Schauspieler. Seiner bisherigen Karriere als durchtrainierter, muskelbepackter Kampfsportler folgend, zeigt sich Van Damme zwei Jahre später in Mark DiSalles Kickboxer abermals als unbezwingbare Kampfmaschine.
Kaum hat sich Eric Sloane (Dennis Alexio) zum Kickbox-Weltmeister gekämpft, findet er in den USA keinen würdigen Gegner mehr. Um sich mit den Besten der Besten zu messen und seinem Status als Weltmeister gerecht zu werden, reist er mit seinem jüngeren Bruder Kurt (Jean-Claude Van Damme) nach Thailand. Wer sucht, der findet. Und so fordert Eric den dort amtierenden Champion Tong Po (Michel Qissi) zum Kampf heraus. Sprüche klopfend, bereitet sich Eric auf seinen Gegner vor, ohne das Wissen, es mit einer menschlichen Tötungsmaschine zu tun zu haben, die ihn kurze Zeit später im Ring zum Krüppel schlagen wird. Zwar schaffen es Kurt und der durchgedrehte Ex-Soldat Winston Taylor (Haskell V. Anderson III), Eric ins nahe gelegene Krankenhaus zu bringen, eine Querschnittslähmung können sie aber nicht verhindern. Wütend und hasserfüllt zugleich wünscht sich Kurt nur eines: Rache für seinen Bruder Eric. Doch bis es zu dieser kommt, muss aus dem unerfahrenen Halbstarken ein waschechter Muay-Thai-Kämpfer werden. Daher wendet sich Kurt an den weisen Altmeister Xian Chow (Dennis Chan), der ihm nicht nur harte und ungewöhnliche Trainingseinheiten verpasst, sondern ihn auch für den finalen Endkampf gegen Tong Po vorbereitet.
Jean-Claude Van Dammes glorreiche Zeiten als kultiger Actionheld sind schon lange passé. Denn sind wir mal ehrlich, ein glaubwürdiger und vielschichtiger Schauspieler ist Van Damme nie gewesen. Dafür ein sportlich perfektes Kampfsport-Ass, das mit seinem oft kopierten, aber nie erreichten Markenzeichen, dem Spagat (erstmals in "Karate Tiger" zu sehen), zur Kultfigur avancierte. Schon vor dem Millennium eilte Van Damme mit Filmen wie "The Quest", "Maximum Risk" und "Double Team" seinem berühmt-berüchtigten Titel als Martial-Arts-Ikone hinterher, vergnügte sich der Belgier in eher mäßig guten (Action-)Filmen, um dem skrupellosen Filmgeschäft nicht vorzeitig Lebewohl sagen zu müssen. Doch die Zeiten ändern sich, auch für Van Damme, der seit Ringo Lams Sci-Fi-Thriller "Replicant" (2001) fast ausschließlich für Direct-to-DVD-Produktionen vor der Kamera steht. Als Videothekenfutter scheint der einstige B-Movie-Superstar nämlich noch zu funktionieren.
Die Geschichte um Kurt Sloane ist ebenso einfach gestrickt wie erzählt, bedient den Zuschauer mit platten Dialogen und greift dabei nur allzu gerne auf oberflächliche Stereotypen zurück. Inhaltlich hinterlässt "Kickboxer" somit keinen besonderen Eindruck, geht dieser doch lediglich bereits geebnete Wege und kann nur stellenweise überzeugen. Ganz nach Schema F unterteilt sich Mark DiSalles Durchschnittskost in Filmdrittel: das altbekannte Vorgeplänkel oder auch die Exposition, sprich Charaktereinführung, Story-Einleitung etc., das harte Training (hier: erfreulicherweise mit ebenso ungewöhnlichen und urkomischen Praxismethoden wie einst Mr. Miyagi in "Karate Kid") und zu guter Letzt der finale Bosskampf mit dem düster dreinblickenden Tong Po, von Van-Damme-Kumpane Michel Qissi angsteinflößend verkörpert. Somit hebt sich "Kickboxer" wenig bis gar nicht von seinen Genrekollegen ab - wären da nicht die kleinen, aber feinen Einfälle. Zum einen sind es Xian Chows Trainingsmethoden, die sehr unterhaltsam und nett anzusehen sind, zum anderen Jean-Claude Van Dammes betrunkene Tanz- bzw. Kampfeinlage in einer Dorfkneipe, die die Lachmuskeln mächtig herausfordert. Aber auch Haskell V. Anderson III als Sprüche klopfender Alt-Hippie Winston Taylor lockert die dramatische Storyline mit einigen Buddy-Elementen auf.
Wie in Martial-Arts-Filmen so üblich, wird gekickt, geboxt und getreten, Fäuste fliegen, Blut spritzt und die Kampfchoreographien sind ebenso schnittig und ästhetisiert wie stilisiert. Wobei anzumerken ist, dass die Fights, allen voran der Finalkampf, als Highlights einstehen, nicht aber aufgrund ihrer Filmmontage. Denn Mark DiSalles handwerkliche und inszenatorische Fähigkeiten hinter der Kamera sind dilettantisch: abschreckende Kameraeinstellungen und ein unpräziser Schnitt lassen "Kickboxer" stellenweise in die Amateurliga absteigen. Da überrascht es mehr als sonst, wenn DiSalles in überschaubaren Maßen auf augenscheinliche Symbolik und Bildgewaltigkeit setzt.
Fazit:
"Kickboxer - Karate Tiger 3", der mit eben genannter Filmreihe ursprünglich keine Gemeinsamkeiten besitzt, sondern nur aus Marketinggründen einen so selten dämlichen Zusatztitel trägt, reiht sich in die Folge sehenswerter amerikanischer Martial-Arts-Filme ein, wenn dieser auch "nur" als kurzweiliger, durchschnittlicher, körperbetonter Actioner daherkommt. Ohne den auf Topform getrimmten Jean-Claude Van Damme, der gekonnt seine Stärken ausspielt, wäre Mark DiSalles Haudrauf-Streifen nicht das, was er heute ist. Im direkten Vergleich mit seinem Vorgänger "Bloodsport" zieht "Kickboxer" nicht nur der schlechteren Kinematographie wegen den Kürzeren. Trotzdem haben beide, mal von Van Damme abgesehen, ihre Gemeinsamkeiten: einen nicht zu verachtenden, passenden 80er-Jahre-Soundtrack und den von Fans gepushten Kultfaktor.
- Redakteur:
- A. C.