Homemade Hillbilly Jam - Im Musikrausch durch Missouri
- Regie:
- Rick Minnich
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Dokumentarfilm
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
30.01.2008 | 14:26Inhalt:
Was sind Hillbillies? Dies ist ein Begriff, welchen nicht alle gleich interpretieren. Er hat sich im Laufe der Jahre verändert. Hillbillies waren früher Einwanderer - hier die Familie Bilyeu aus Irland - welche alte Lieder aus ihrer Heimat spielten. Sie lebten in den Bergen, betrieben eine einfache und ziemlich urtümliche Landwirtschaft. Hillbillies kann man mit dem deutschen Begriff Hinterwäldler oder Landei übersetzen. Hillbillies wurden irgendwann als dämlich, einfach und einfältig dargestellt. Dies vor allem, nachdem es die bekannte Band "Baldknobbles" gab, welche ihre Show auch dementsprechend gestaltete.
Mark Bilyeu, welcher mit seinen Cousins die Band "Big Smith" gegründet hat, bezeichnet sich als Nachfahre der Hillbillies. Er und seine ganze "Sippe" zeigen einen großen Zusammenhalt, gegeben durch die Musik, aber auch ihren starken Gottesglauben. Fast jeder ist mit jedem verwandt, man trifft sich, steht einander bei, lebt Traditionen weiter und versucht die Familie nicht auseinanderfallen zu lassen.
Mark Bilyeu sagt einmal, dass wahrscheinlich nur wenige Familien bei einem gemeinsamen Treffen so viele Gitarren zusammenbringen und gemeinsam musizieren können. Egal ob Alt oder Jung, ob Frau oder Mann, jeder spielt ein Instrument oder singt. Und so wird bei Familienzusammenkünften wie z. B. Thanksgiving nach dem Essen gemeinsam musiziert. Countrymusik wechselt sich mit Gospels oder sonstigen Chorälen ab. Die Familie Bilyeu lebt in den Ozark Mountains im Südwesten Missouris, wo es sehr viele Baptistenfamilien gibt. (Baptisten gehören zu den christlichen Freikirchen.) Während der Doku wird die ganze Bilyeu-Sippe, wie die Familie sich nennt, vorgestellt oder kommt zu Wort: Mark, der mit seinen Cousins die Band führt, sowie die Eltern und verschiedene Onkel und Tanten. Die heutige Generation wird Neo-Hillbillies genannt, da sie die direkte Nachkommenschaft der ehemaligen Hillbillies aus den Anfängen sind.
Die erwähnte "Big Smith"-Band hat viele Anhänger, denn ihre Texte sind zwar noch ebenso einfach gespielt wie getextet, aber aktuell, teilweise zeit- und gesellschaftskritisch. Es geht aber wie früher auch um das alltägliche Leben, die Liebe und Fernweh. Instrumental werden diese Vorläufer der Countrymusik von Instrumenten wie dem Banjo, der Gitarre, der Fidle, der Mundharmonika, diversen Rhythmusinstrumenten oder dem Waschbrett begleitet. Es gibt immer wieder Versuche, zurück zu den Wurzeln zu gelangen und nicht allzu sehr dem Mainstream zu unterliegen, doch der Trend ist nur schwer aufzuhalten. Die Musik wird seit vier Generationen weitergegeben, aber wie die Zukunft für diese Musik- und Denkweise aussieht, das weiß niemand.
Als Hillbillie-Musik wird die ursprüngliche Countrymusik aus den Jahren 1920 – ca. 1950 bezeichnet. Diese Dokumentation ist ein Zusammenschnitt von Konzertausschnitten, Gesprächen mit Mark und seiner Familie sowie einigen Kurzinterviews mit einem Fan und einem Nachkommen der ältesten Countrymusikfamilie in seiner Konzerthalle.
Persönliche Meinung:
Wer sich für Countrymusik interessiert, für denjenigen lohnt sich ein Blick in diese DVD. Sie ist so etwas wie eine Einführung in die amerikanische Musikkultur der frühen Einwanderer und später daraus entwickelte Countrymusik. Mir persönlich hat sie gut gefallen, doch hätte ich mir noch ein wenig mehr Musik gewünscht. Am Ende weiß man als Zuschauer aber definitiv mehr über die Anfänge der Countrymusik und über das Leben dieser Menschen in einer eher unbekannten Gegend Amerikas. Amerikaner sind eben ehemalige europäische Einwanderer, die besonders in ländlichen Gegenden genau wie eben diese Familie Bilyeu an ihren Wurzeln hängen und doch eine sehr eigene Identität aufgebaut haben. Und doch bleiben viele Fragen offen, da das Ganze sehr subjektiv auf den Kommentaren und Gedanken einzelner hier zu Worte kommender Menschen basiert. Wenn die DVD zu Ende ist, heißt es, sich bei Gefallen eine CD mit entsprechender Musik zu kaufen. Eine Musik, die den Hörer in alte Zeiten versetzen und einen Hauch von Nostalgie, aber auch Bodenständigkeit hinterlässt.
DVD:
Sprache: Englisch mit deutschen Untertiteln
Audio: Dolby Digital 2.0
Specials: Originaltrailer
Outtakes
Interview mit dem Regisseur
On the road
Fotogalerie: mit der Kamera durch Missouri
Hillbilly-Jukebox
Biografien
Es lohnt sich übrigens sehr, sich die Extras anzusehen! Sie sind umfangreich und bringen dem Zuschauer die Menschen, aber auch den Regisseur und Produzenten näher. Darin wird auch klar, dass der Film zwei Jahre liegen blieb, bis Geld organisiert werden konnte, um die Dokumentation herauszugeben. Die Extras stammen teilweise aus der Zeit der Aufführungen in Kinos und an Festivals. Leider ist nicht alles untertitelt. Unter der Hillbilly-Jukebox findet man alle Songs wieder, die während der Dokumentation gespielt wurden. Man kann im Menu "alle abspielen" wählen und die ganze Palette an Musik erneut genießen.
Mein Tipp: Anschauen, zurücklehnen, die etwas unbekannte Welt hereinlassen und genießen!
- Redakteur:
- Doris Flückiger